Vor zwei Tagen erinnerte sich J.-M. Jacoby im KP-Zentralorgan Zeitung vum lëtzebuerger Vollek (26.10.10) an seine Studentenzeit zurück, als Yves Mersch, heutiger Chef der luxemburgischen Zentralbank, damals Militant des Kommunistischen Studentenverbandes und des Kommunistischen Bundes Luxemburg (in etwa das Äquivalent des westdeutschen KBW), als Student in Paris für die Revolution kämpfte:
"Womit uns wieder etwas in Erinnerung gerufen wird, das uns nach einem Hochamt von Zentralbankchef Yves Mersch, der in seiner Pariser Studentenzeit keine Demonstration ausließ, und Medezinstudenten, die lieber kostenlos am Samstag die Ärmsten der Armen versorgten, anmachte, weil sie nicht ständig mitliefen, hatte dort über die angeblich so ungünstigen Werte des 'CSU' [Coût salarial unitaire] philosophiert, um die Abschaffung der automatischen Lohnanpassung an die Teuerung als für die künftige Wettbewerbsfähigkeit im einheitlichen Währungsgebiet notwendig darzustellen."
Bei der Lektüre dieses Passus fragte ich mich, ob es nicht sein kann, dass Yves Mersch seine marxistisch-leninistischen Ansichten bei seinem "langen Marsch durch die Institutionen" beibehalten hat, und von seinem jetzigen Posten als Zentralbankchef weiter der Revolution dienlich sein will. Folglich würde hinter den ständigen Jeremiaden über die ach so ungünstige Lohnentwicklung und gegen die Indexierung der Löhne die Absicht stehen, bewusst die Verelendung der proletarischen Massen herbeizuführen, während Mersch zugleich als EZB-Ratsmitglied die Niedrigzinspolitik mitträgt, die heute die Grundlage für die Blasen von morgen schafft, und so zügig die internen Widersprüche des Systems verschärft. Sollte es Mersch doch noch gelingen, zum EZB-Vizepräsident aufsteigen (vielleicht unter einem Präsidenten Axel Weber?), wäre ein großer Sieg für die Revolution in Reichweite. Dabei stehen wohlintentionierte Medizinstudenten, die armen Schluckern tatsächlich helfen, anstatt sie mit der Aussicht auf die blühenden Landschaften des kommenden sozialistischen Paradieses zu beglücken, tatsächlich nur im Wege.
2 Kommentare:
Kaum war dieser Beitrag geschrieben, kam mir folgender Beitrag im Gewerkschaftsblatt "Fonction publique" unter die Augen: http://www.cgfp.lu/journal/article.php?article_id=496&ref=8001
Nach der CGFP hat der "BCL-Gouverneur" kurz nach Amtsübernahme die Luxemburger Goldreserven abgesetzt: "Weil unsere Zentralbank sofort nach Betriebsstart ihr Tafelsilber, pardon die Goldreserven der Nation verkauft hat, sind wir jetzt 500 Millionen Euro oder 20 Milliarden Franken ärmer, immerhin 1.000 Euro pro Einwohner."
Quod erat demonstrandum. Mersch benutzt seine Stellung, um das System von innen her zu vernichten (auch wenn ich bezweifle, dass ich 1.000 Euro mehr in der Tasche hätte, wenn Mersch die Goldreserven nicht verscherbelt hätte, wie das der CGFP-Artikel nahezulegen scheint...)
slightly off topic: http://de.indymedia.org/2010/11/294096.shtml
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