Oktober 03, 2010

Die Erfindung des luxemburgischen Volkes

Menschen, die sich heutzutage als Luxemburger betrachten, perpetuieren einen Betrug oder sind die Opfer eines solchen. Denn die „Luxemburger“ sind gar kein Volk – und die Behauptung, sie hätten während der letzten tausend Jahre das Gebiet des Großherzogtums Luxemburg besiedelt, ist nichts weiter als ein Mythos, den die Ideologen des „luxemburgischen Nationalismus“ im 19. Jahrhundert ersonnen haben.

Die „Luxemburger“ sind vielmehr eine Promenadenmischung von keltischem, fränkischem, limburgischem, französischem Blut, wenn sie nicht gleich von polnischen, holländischen, italienischen oder portugiesischen Einwanderern abstammen. Bis zum preußisch-österreichischen Krieg und dem damit verbundenen Auseinanderfallen des Deutschen Bundes  waren die meisten von ihnen zufrieden mit einer deutschen Identität; manche bevorzugten einen Anschluss an Frankreich oder an Belgien. Die „Luxemburger“ sprachen Deutsch, bzw. den örtlichen Dialekt, der als „Luxemburger Deutsch“ bezeichnet wurde. Noch 1848 tagten Luxemburger Abgeordnete in der Frankfurter Nationalversammlung, öffentliche Gebäude wurden schwarz-rot-gold beflaggt und die Verfassung des Großherzogtums definierte Luxemburg als einen „Bestandtheil des deutschen Bundes“. Die Ansicht, dass die „Luxemburger“ ein besonderes Volk sind, das eine eigene Kultur und eine eigene Identität hat, war im alltäglichen Leben marginal. Doch eine Gruppe von Intellektuellen begann, gewöhnliche Menschen von ihrer randständigen Idee zu überzeugen und konstruierten einen abstrusen Nationalmythos, der aus dem Kauf des Kastells Lucilinburhuc durch den Grafen Siegfried im Jahr 963 einen „Gründungsakt“ „Luxemburgs“ machen will, die in Prag residierenden böhmische Könige und deutschenKaiser Johann der Blinde, Karl IV. oder Sigismund rückwirkend zu „Luxemburgern“ machte und die Zeit als das Herzogtum Luxemburg zum Territorium der Burgunder, der spanischen und der österreichischen Habsburger gehörte als „Fremdherrschaft“ dramatisierten – eine Fremdherrschaft, die von den Einwohnern niemals als solche empfunden wurde!

Insbesondere nach dem ersten Weltkrieg und dem Ausscheiden Luxemburgs aus dem Deutschen Zollverein konnten diese geschichtsverfälschenden Rechtfertigungsmythen von Luxemburger Nationalisten und Monarchisten an Boden gewinnen. Den Höhepunkt erreichte der Luxemburger Nationalismus 1939, als das ganze Land in ein einziges Meer von rot-weiß-blauen, „luxemburgischen“ (tatsächlich: niederländischen) Fahnen gehüllt werden sollte und das hundertjährige Jubiläum einer angeblichen „Unabhängigkeit“ des Landes gefeiert wurde – dabei war Luxemburg 1839 lediglich geteilt worden, behielt ansonsten den holländischen König als Staatsoberhaupt bei und war selbstverständlich ein Teil des Deutschen Bundes, was angesichts des stark deutschfeindlichen Charakters dieser Feier – trotz der verfassungsrechtlich festgehaltenen „Neutralität“ des Großherzogtums – von den „luxemburgischen“ Nationalisten und Monarchisten schlicht verschwiegen wurde. Trotz dieses nationalistischen Taumels sahen sich auch nach 1940 nicht wenige „Luxemburger“ als Volksdeutsche, Hunderte meldeten sich freiwillig zur Waffen-SS. Nichtsdestoweniger versuchen die Nationalisten die „Luxemburger“ als einig Volk von Widerständlern und Zwangsrekrutierten darzustellen. Mutige Querdenker wie der Erfinder des Dr. Mabuse, Norbert Jacques, die den luxemburgischen Nationalmythos durchschauten, wurden von den fanatischen Nationalisten denunziert und verfolgt. „Für immer“ aus Luxemburg ausgewiesen, starb der Schriftsteller 1953 im Koblenzer Exil.

In Luxemburg geboren zu sein, macht einen nicht automatisch zum Luxemburger. Wer allerdings von luxemburgischen Staatsbürgern abstammt, kann die Staatsbürgerschaft leichter bekommen, auch wenn er oder sie nie in Luxemburg war und nicht „Luxemburgisch“ sprechen kann. Hingegen sind 40% der Bevölkerung und sogar eine absolute Mehrheit der in Luxemburg arbeitenden Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, haben kein Wahlrecht bei nationalen Parlamentswahlen und können auch selbst nicht Abgeordnete oder Minister werden. Erst kürzlich hat die Regierung ein Gesetz durchgepeitscht, das die Einheimischen gegenüber den in Luxemburg arbeitenden Grenzgängern bevorzugt und Sparmaßnahmen auf deren Kosten durchsetzen will, was von einem führenden Gewerkschaftsvertreter als „soziale Apartheid“ bezeichnet wurde. Angesichts dieser Tatsachen sollte erwogen werden, aus dem Apartheidstaat Luxemburg einen Staat aller seiner Einwohner und aller hier arbeitenden Menschen zu machen – und die Rechte nicht nur denjenigen zu gewähren, die sich zum luxemburgischen Nationalismus bekennen oder die erfundene Geschichte glauben, sie wären „Luxemburger“. Um dies zu verwirklichen sollte Luxemburg zeitweise unter UN-Verwaltung gestellt werden. Zunächst
  • sollte jeglicher Unterricht der moselfränkischen Mundart, die fälschlicherweise als „Luxemburgisch“ bezeichnet wird, unterbunden werden;
  • sollte man die Diskriminierung aller in Luxemburg lebenden oder arbeitenden Menschen aufheben und Menschen luxemburgischer Abstammung nicht mehr begünstigen;
  • sollte man das „luxemburgische Volk“ erziehen, damit es nicht mehr an die Lüge glaubt, ein Volk mit dem Recht auf Selbstbestimmung zu sein;
  • sollte man dem „luxemburgischen Volk“ helfen, seine wirkliche Identität zu finden, die durch den luxemburgischen Nationalismus zum Schweigen gebracht wurde;
  • sollten nach Ende des UN-Mandats eine Regierungsform und eine eigene Identität gefunden werden, wobei die Ideologie des luxemburgischen Nationalismus und die nationale Identität als „Luxemburger“ selbstverständlich ausgeschlossen werden.
Mit Gruß und Dank für Inspiration an Z Word und Lizas Welt.
Hintergrund ist natürlich Shlomo Sands Buch über die "Erfindung des jüdischen Volkes" oder wohl eher die antizionistisch gepolte Rezeption des Buches, die einen "jüdischen" Sonderfall konstruierten möchte - als ob nicht jede Nation eine mehr oder weniger "erfunden" ist, und sich im Laufe der Zeit so ergeben hat, eigene Mythen und Identität herausgebildet hat.

5 Kommentare:

Entdinglichung hat gesagt…

spielen in der luxemburgischen Nationalmythologie eigentlich die (blonden) Treverer eine Rolle?

nestor hat gesagt…

Die Blondheit weniger, die Trevirer und ihr bei Julius Cäsar erwähnter Häuptling Indutiomar allerdings. Zufällig wohne ich sogar in einer "rue des Trévires" ;-)

Anonym hat gesagt…

die Hunderte Luxemburger die in die Waffen-SS gemeldet hatten waren deutsche einvandera oder deutsche die ihn luxemburg wohnen .luxemburg war das erzte land ihn europa die gegen das terror regim gestreikt da auf hin wurden tausede von hinen hingerichtet .das mit der flagge schtimd. und die luxemburger sprache endstamt von holland und nicht demm deutschen die sprache gleicht demm deutscher aber frürer war dass anders .nur jetzt ein artiken aus wikipedia Norbert JacquesAls sich 1940 der Krieg nach Westen ausweitete, kehrten seine beiden Töchter - inzwischen staatenlos - auf Gut Adelinenhof zurück. Bis Kriegsende 1945 unterstützte Jacques mit seinen Lesungen vor allem in den Benelux-Staaten die deutsche Propaganda. Hierin ist der Grund für die bis heute andauernde Ablehnung Jacques' in seiner Heimat zu sehen. Die letzten Kriegstage erlebte der 65-Jährige als Bürgermeister von Schlachters. Sofort nach Kriegsende wurde er denunziert, verhaftet und von der französischen Militärpolizei nach Luxemburg überstellt. Dort wurde er noch im selben Jahr wegen Landesverrat angeklagt und 1946 „für immer“ aus dem Großherzogtum ausgewiesen. und man lesse mal mehr wikipedia .sorry mein deutsch ist nicht so gut

Anonym hat gesagt…

noch etwas wenn du ihn luxemburg arbeitest und es dir nicht gefahlt was halt dich noch ? was sage ess mir und ich hasse das wenn mann so einn bull.... verbreichtet . luxemburg hatte ein reverdendum wenn du nicht ihn wehrmacht wilst muss du gehen(sterben) wenn du die front verlasset ist deine famile tot und sagt das denn wiederstant kamper von luxemburg sie werden dich zerfleichen. ich kann dass einfach nicht horer. wer bist du uberhaupt der solche propaganda verbeitet.

nestor hat gesagt…

Der Artikel ist völlig IRONISCH bzw. SARKASTISCH gemeint. Ich bin selber "Stacklëtzebuerger".
Danke aber für den heldenhaften Einsatz gegen die deutsche Rechtschreibung!