Vor kurzem wurde an der John Hopkins University in Baltimore Murray Rothbards "klassischer" Einakter über den Ayn Rand-Kreis in den Sechzigern neu aufgeführt (so viel geändert hat sich bei den "Objektivisten" seither eigentlich nicht...):
Für Rothbard waren, nicht zuletzt aus eigener Anschauung, die Randroids so etwas ähnliches wie eine "liberale" K-Gruppe, ganz falsch lag er zumindest in Anbetracht des Stils der internen Debatten und der dazugehörigen Exkommunizierungen wohl nicht. Immerhin kann man ihnen Steve Ditko zu Gute halten.
Bonus:
Diese Schallplatte hörte Stalin am 5. März 1953. Es war die letzte, die er je hören sollte:
Maria Yudina - Mozarts Piano Concerto No. 23 in A major, K. 488 (1943)
5 Kommentare:
Dazu lässt sich anmerken, dass Rothbard einerseits nicht minder massiv gegen Milton Friedman zu Felde zog als Ayn Rand gegen ihn und andrerseits aber gemeinsam mit Marxisten/Maoisten gegen den Vietnamkrieg demonstrierte und an einer Art Querfront damals arbeitete, die unverzeihlicher nicht sein kann als alles, was die Objektivisten oder Friedman je aus politischem Opportunismus befürwortet haben mögen.
Eine gute Antwort auf Rothbard und andere Libertäre findet sich zudem hier:
http://blog.dianahsieh.com/2004/08/fable-of-cardiac-surgeon-and.html
Das ist jetzt allerdings in keiner Hinsicht eine Antwort auf Rothbards Beschreibung bzw. Satire der internen Debattierkultur der Randianer/Objektivisten. Wird die etwa ungültig dadurch, dass Rothbard ebenso heftig Milton Friedman kritisiert hat (ist das verboten?)und sich Ende der 1960er mit Bob Avakian und co. in der Peace and Freedom Party rumgetummelt hat? Fairerweise muss man ja sagen, dass Rothbard trotz Opposition zum Vietnamkrieg im Gegensatz etwa zu anderen Kriegsgegnern kein Whitewashing des Vietcong betrieben hat, und diesen eigentlich durchgängig als "stalinistisch" charakterisiert hat. Wenn man ihm allerdings etwas vorwerfen will, dann die Inkonsequenz sich überhaupt (partei-)politisch betätigt zu haben, sei es in den 1960ern in der PFP, in den 1970ern in der "Libertarian Party" und schließlich bei den "paleo-cons" in den 1990ern (noch so eine verquere "Querfront"...). Aber an der Kritik an den Randianern ändert das doch nichts.
Ich weiß nicht, wie Rothbard auf seine Beschreibungen kommt. Ich habe die Debattierkultur bisher jedenfalls nicht als restriktiv empfunden (mir wurde bisher von den mir bekannten Objektivisten immer höflich auf Fragen geantwortet, auch auf meine Kritik und mir wurde nichts aufgezwungen und ich wurde auch nicht als unmoralisch ausgegrenzt wegen Abweichungen zur "Orthodoxie"), auch wenn es auch mich stutzig macht, dass es zwischen Peikoff und McCaskey zu einem Clash wegen Harrimans Buch kam.
Ich frage mich wie Du darauf kommst, dass Rothbards Beschreibung korrekt ist. Auf Lew Rockwell wird doch nur noch erbärmlich gegen Objektivisten gehetzt, vor allem beim Namensgeber und bei Kinsella. Wo bleibt die Auseinandersetzung mit Argumenten?
Der Link erklärt halt WIESO Objektivisten sich von (anderen) Liberalen/Libertären abgrenzen. Rothbard wirft Rand dafür Sektiererei vor, das Gleiche wirft Friedman beiden vor.
Aber im Leben muss man sich halt nun auch mal abgrenzen, wenn dies nötig wird.
Das Argument, die Objektivisten betrieben Sektierei, beschränkt sich eben nicht auf deren blosse "Abgrenzung" zu anderen Denkrichtungen. Ausgehend vom Glauben, Zugang zum "objektiv Vernünftigen" gefunden zu haben, obwohl damit doch wieder nur der eigene subjektive Standpunkt wiedergegeben werden kann, handeln nach objektivistischer Doxa alle Zweifler (also der Grossteil der Menschheit) irrational bis irrsinnig. Das hat wiederum Auswirkungen auf die eigene Organisationskultur - wie man nicht nur bei Rothbard, sondern auch bei "Häretikern" der Bewegung nachlesen kann. Nicht nur politische "Abweichungen" werden dann moniert, sondern auch "Fragen des Alltagslebens", welche Bücher man liest, welche Musik man hört, ob man raucht oder nicht, ob man lange Haare hat... Alles wird einer gewissen "objectivist correctness" begutachtet (darin erinnern die Objektivisten mich eben an maoistische K-Gruppen). Dies geschieht selten bewusst, sondern ist vielmehr ein Ausdruck von Gruppendynamik und Gruppenzwang. In diesem Fall sind wir aber in der Tat nicht mehr in einer argumentativen Auseinandersetzung mit den Objektivisten, sondern in einer -sagen wir mal- gruppensoziologischen Betrachtung von aussen.
>Ausgehend vom Glauben, Zugang zum "objektiv Vernünftigen" gefunden zu haben
Eigentlich basieren Erkenntnisse nicht auf Glauben, sonst sind sie keine, sondern auf Wissen und empirischen Analysen der Realität.
Vom Glauben zum Wissen konvertieren (al-Samad) sollte das Ziel eines jeden vernünftigen Menschen sein. Man nennt das auch „sich um Objektivität und Fakten“ bemühen (statt die eigene Welt zu schaffen und von Gefühlen bestimmen zu lassen). D.h. nicht dass man darin erfolgreich ist, das ist harte Arbeit, aber eben dass dies in der Tat vernünftig ist und Ziel sein sollte.
>handeln nach objektivistischer Doxa alle Zweifler (also der Grossteil der Menschheit) irrational bis irrsinnig.
Ja, viele Menschen handeln heute irrational. Teilweise auch einfach wegen der Angst vor Neuem und Unwissenheit (siehe Gentechnik, Nuklearenergie bspw.) Nicht dass daran alles toll wäre, aber die komplette Ablehnung ist religiös-irrsinnig. Und wenn Merkel die PID verbieten will: ich nenne das irrational, weil wie soll man das sonst nennen, einen Zellhaufen als Mensch mit Rechten anzusehen. Ein Zellhaufen ist ein Zellhaufen. A=A. Ist diese Einstellung meinerseits bereits sektiererisch?
>welche Bücher man liest, welche Musik man hört, ob man raucht oder nicht, ob man lange Haare hat...
Ja, gut, so was ist/wäre natürlich lächerlich. Auch wenn natürlich Musik durchaus einen Sense of Life/View of Man wiedergibt. Manche Rapmusik bspw. ist unübersehbar frauenfeindlich. Und das ist keine subjektive Meinung, sondern belegbarer Fakt.
Viele Menschen kritisieren die Objektivisten, weil sie solche moralischen Urteile abgeben. Ich finde das jedoch berechtigt, sofern belegbar.
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