Dezember 24, 2013

Dezember 23, 2013

Mühsam, passend zur Jahreszeit (6)

Wiegenlied (1915)

Still, mein armes Söhnchen, sei still.
Weine mich nicht um mein bißchen Verstand.
Weißt ja noch nichts vom Vaterland,
daß es dein Leben einst haben will.
Sollst fürs Vaterland stechen und schießen,
sollst dein Blut in den Acker gießen,
wenn es der Kaiser befiehlt und will.-
Still, mein Söhnchen, sei still!

Trink, mein Söhnchen, von meiner Brust.
Trink, dann wirst du ein starker Held,
ziehst mit den andern hinaus ins Feld.
Vater hat auch hinaus gemußt.
Vater ward wider Willen und Hoffen
von einer Kugel ins Herz getroffen.
Aus ist nun seine und meine Lust. -
Trink von der Mutter Brust!

Freu dich, goldiges Söhnchen, und lach.
Bist du ein Mann einst, kräftig und groß,
wirst du das Lachen von selber los.
Fröhlich bleibt nur, wer krank ist und schwach.
Vater war lustig. Ich hab ihn verloren,
hab dann dich unter Schmerzen geboren, -
hörst drum ewig mein bitteres Ach!
Freu dich, Söhnchen, und lach!

Schlaf, mein süßes Söhnchen, o schlaf.
Weißt ja noch nichts von Unheil und Not,
weißt nichts von Vaters Heldentod,
als ihn die bleierne Kugel traf.
Früh genug wird der Krieg und der Schrecken
dich zum ewigen Schlummer erwecken ...
Friede, behüt meines Kindes Schlaf! -
Schlaf, mein Söhnchen, o schlaf ...

Dezember 21, 2013

Der Schizophrene und des Kaisers neue Kleider

Slavoj Žižek über den angeblichen Gebärdendolmetscher bei der Mandela-Trauerfeier, Auszug:
"I remember how, in the first "free" elections in Slovenia in 1990, in a TV broadcast by one of the leftist parties, the politician delivering the message was accompanied by a sign language interpreter (a gentle young woman). We all knew that the true addressees of her translation were not the deaf but we, the ordinary voters: the true message was that the party stood for the marginalised and handicapped.
It was like great charity spectacles which are not really about children with cancer or flood victims, but about making us, the public, aware that we are doing something great, displaying solidarity.
Now we can see why Jantjie's gesticulations generated such an uncanny effect once it became clear that they were meaningless: what he confronted us with was the truth about sign language translations for the deaf – it doesn't really matter if there are any deaf people among the public who need the translation; the translator is there to make us, who do not understand sign language, feel good.
And was this also not the truth about the whole of the Mandela memorial ceremony? All the crocodile tears of the dignitaries were a self-congratulatory exercise, and Jangtjie translated them into what they effectively were: nonsense."
(den ganzen Text findet man auf der Webseite des Guardian)

A long one while I'm away (15)


Catherine Ribeiro + Alpes - Paix (1972)

Dementsprechend allen meinen Lesern ein friedvolles Fest und alles Gute fürs kommende Jahr!

Dezember 19, 2013

Für Wahlfreiheit

Crosspost von L for Liberty,eine Antwort auf diesen Post von JayJay:

In der Tat liegen Religions- und Moralunterricht in der Praxis überhaupt nicht weit auseinander, Fernand Kartheiser (den ich allerdings verdächtige, den Lefébvre-Schismatikern näher zu stehen, als dem hiesigen Bischof) hat das ja auch bereits auf seiner "konservativen Seite" beklagt… Das war eigentlich schon zu meiner Schulzeit so, auch wenn es natürlich von der Einstellung des jeweiligen Lehrers abhing (da habe ich im Religionsunterricht von erzkonservativ über new age-spiritualistisch bis hin zu linksbewegt alles mögliche erlebt). Insofern hat Generalvikar Erny Gillen ja recht, wenn er sagt, es würde ein "Religionsunterricht bekämpft, den es gar nicht mehr gibt". Much ado about nothing also?
In gewisser Weise ist der jetzige Schrei der Katholiken nach "Wahlfreiheit" ohnehin, historisch gesehen, eine Kapitulation, jedenfalls ein eindeutiges Zugeständnis an die von Ratzinger ständig kritisierte "Diktatur des Relativismus". In den 1960ern richtete sich die Kirche noch gegen die Wahlfreiheit und bestand darauf, dass katholisch getaufte Kinder auch in der öffentlichen Schule gut katholisch erzogen werden mussten. Diese Zeiten sind ohne Zweifel vorbei und der staatlich organisierten Konkurrenzveranstaltung wird ebenfalls eine Existenzberechtigung zugestanden. Selbst vermeintliche Verteidiger des Religionsunterrichts wie Norbert Campagna (Luxemburger Wort, 12. Dezember) treten nunmehr für einen plurikonfessionellen Unterricht ein, eigentlich für einen Kurs über Religionsgeschichte.
Meine eigene Position in dieser Sache scheint übrigens wieder mal ultraminoritär zu sein: ich bin nämlich gegen beides, sowohl gegen der konfessionellen Unterricht in der öffentlichen Schule als gegen einen staatlichen Werteunterricht. Natürlich spricht ansonsten nichts dagegen, dass der konfessionelle Unterricht in konfessionellen Schulen stattfindet oder in anderer Form von den Religionsgemeinschaften, allerdings auf eigene Kosten, organisiert wird. Ich bin allerdings ebensosehr gegen den Werteunterricht, und gebe in dieser Hinsicht der "Wahlfreiheit"-Initiative recht, wenn sie betont, es sei nicht die Aufgabe des Staates Werte festzulegen. Das liegt in der Tat die Aussage des neuen Bildungsminister Claude Meisch nahe, wenn er sagt, der Wertunterricht solle "répondre aux questions (pratiques, philosophiques, spirituelles) de la vie que se posent les élèves". Gerade den Anspruch haben die Religionen eben auch. Hier wird also quasi ein Religionsersatz angeboten; der Feierkrop schreibt dementsprechend treffend die neue Regierung wolle den "katholischen Aberglauben" durch einen "staatlichen Religionsunterricht" ersetzen. Wobei der Glaube an Gott durch den an andere Kollektivsingulare ersetzt wird (der Staat, die Gesellschaft, "Europa"…).
Für den – mittlerweile regierungsnahen - Atheistenverband AHA muss dieser staatliche Religionsunterricht denn auch verbindlich werden, alles andere wäre sozusagen Anarchie, wie sie am Beispiel des VWL-Unterrichts illustrieren: "Genauso irrsinnig wäre, beim Fach 'Economie politique' die Schüler aufgrund der Parteikarte ihrer Eltern in einen kommunistischen, liberalen, sozialistischen oder ökologischen Unterricht aufzuteilen". (Tageblatt, 18.12,13)
Ja, wieso denn eigentlich nicht? Ich jedenfalls hätte mich über ein alternatives Angebot zu dem vulgärkeynesianischen Einheitsbrei gewünscht, der mir auf Sekunda und Prima als "politische Ökonomie" vorgesetzt wurde. In der Hinsicht kann ich nur mit den Aha’lern insofern übereinstimmen, dass dabei die Parteikarte der Eltern keine Rolle spielen soll. Richtige Wahlfreiheit setzt in der Tat ein pluralistisches Bildungsangebot voraus, worüber sich ja z.B. ck schonmal hier im Blog geäussert hat (d.h. auf L for Liberty).

Dezember 14, 2013

A long one while I'm away (14)

Aus Anlass des Todes des Caravan-Drummers (und Kneipenbetreibers) Richard Coughlan heute das Stück For Richard (gemeint ist dort allerdings Bassist Richard Sinclair) von Caravan in der Live-Version mit der New Symphonia (1974):

Dezember 10, 2013

Sankt Madiba

Selten wohl hat der Tod eines Staatsmanns ein so uneingeschränkt positives Echo gefunden. Wann findet schon sonst eine Trauerfeier in einem Stadion statt und 90 amtierende oder ehemalige Staatschefs nehmen dran teil (nur die fiesen Israelis natürlich nicht)? Solche moralischen Instanzen wie der Dalai Lama und die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey sind präsent, Reden werden unter anderem vom Oberimperialisten Obama und dem Oberantiimperialisten Castro geschmissen... Selbst Marine Le Pen konnte sich eine Würdigung des weisen, alten Mannes nicht verkneifen, nur dass dort insbesondere dessen patriotische Gesinnung hervor gestrichen wird. Auch in Luxemburg ist die Presse unisono, die Zeitung vum lëtzebuerger Vollek würdigt heute den "grossen und engen Freund der Kommunisten, während das Luxemburger Wort, das zu Zeiten des kalten Krieges Mandela für einen "Terroristen" hielt, von einem "Held unserer Zeit", einem "Gandhi" von heute, spricht.
 
Da tut es doch gut auch mal eine Stimme zu hören, die sich von diesem Einheitsbrei abhebt, in diesem Fall einen südafrikanischen Anarchisten, der dieses Bild doch etwas zurecht rückt (übrigens war auch Gandhi kein Gandhi):
 
"Mandela should be seen as the poster boy for the failure of political parties and for reformism. The ANC – whatever they consider their achievements, are nothing more than a party of gangsters, careerists, and anti-working class scumbags. Apartheid ended over twenty years ago, so what has changed? The black working class of South Africa has a new set of spivs, bosses, and politicians to oppress them.
You only have to look back on the various mine massacres by the security forces last year to see that not a lot has changed – I am given to understand that Mandela’s grandson is a part owner in one of those mines. Thirty years ago it would have been just white police officers shooting unarmed black miners in the back, now it is a mixture of white and black police officers doing the killing. Truly a massacre fit for apartheid.
Apart from an end to apartheid/segregation, has the lot of working class black South Africans improved? Not at all, unemployment, homelessness, and poverty are rife. However, there are a group in South African society who have benefited since the collapse of apartheid. They are of course the Mandela family:
Quote:
“Company information showed the Mandela children and grandchildren had, over the past two decades, been involved in about 200 companies extending over a wide range of sectors, including real estate, investments, railway engineering, minerals, medical firms, fashion, and entertainment. Mandela's eldest daughter, was an active director in 16 companies, including the South African subsidiary of the Swiss multinational food giant Nestle, a shopping centre in Kimberley, two railway engineering companies, and four companies apparently engaged in mineral exploration.”
Nelson Mandela himself – who left prison penniless – has a fortune that his family are now fighting over like vultures. Clearly a far cry from the lives of the average South African who generally do not have a pot to piss in!"
(Quelle)


Dezember 09, 2013

171 Jahre Pëtr Alekseevič Kropotkin

"Wenn wir durch Beispiele zu zeigen versuchen, daß die Menschen heute schon trotz der Ungleichheit, die in der Organisation der gegenwärtigen Gesellschaft vorherrscht, sich sehr wohl verständigen können und zwar ohne die Intervention einer Autorität - vorausgesetzt nur, daß sich ihre Interessen nicht diametral zuwiderlaufen - so sollen wir auch keineswegs die Einwürfe, die dagegen erhoben werden, unberücksichtigt lassen.

Alle diese Beispiele haben ihre fehlerhafte Seite; denn es ist augenblicklich unmöglich, eine einzige Organisation anzuführen, die nicht auf der Ausbeutung des Schwachen durch den Starken, des Armen durch den Reichen beruhte. Aus diesem Grunde verfehlen auch nicht die Staatssozialisten, mit der sie kennzeichnenden Logik uns entgegenzuhalten: 'Ihr seht also wohl, daß die Intervention des Staates notwendig ist, um dieser Ausbeutung ein Ende zu machen'.

Ungeachtet der Lehren der Geschichte verschweigen sie uns, daß gerade der Staat wesentlich dazu beiträgt, diesen Stand der Dinge zu erschweren, indem er das Proletariat schaffen hilft und widerstandsunfähig seinen Ausbeutern überliefert. Und sie werden auch die einfache Schlußfolgerung zu ziehen vergessen, nämlich die, daß es unmöglich ist, die Ausbeutung zu beseitigen, so lange deren vornehmliche Ursachen, das individuelle Kapital und das Elend, künstlich für zwei Drittel der Bevölkerung durch den Staat aufrecht erhalten, weiter bestehen bleiben.

Hinsichtlich des Einvernehmens zwischen den Eisenbahngesellschaften werden sie voraussichtlich folgendes sagen: 'Seht Ihr denn nicht, wie die Eisenbahngesellschaften ihre Angestellten und die Reisenden drücken und schlecht behandeln! Es bedarf der Intervention des Staates, um die Öffentlichkeit zu schützen'.

Aber haben wir es nicht gesagt und wie viele Male wiederholt, daß es, solange es Kapitalisten geben wird, auch Mißbräuche dieser Art geben wird. Gerade der Staat - der vermeintliche Wohltäter, ist es, welcher den Gesellschaften diese furchtbare Macht gegeben hat, welche sie heute besitzen. Hat er ihnen nicht die Konzessionen, die Monopole geschaffen? Hat er nicht seine Truppen gegen die Angestellten der Eisenbahnen gesandt, wenn diese sich in Streiks befanden? Und in der ersten Zeit ihres Bestehens - dieses sieht man heute noch in Russland – hat er da nicht das Privilegium dieser Gesellschaften soweit ausgedehnt, daß es der Presse verboten wurde, Eisenbahnunglücksfälle zu erwähnen, damit deren Aktien, für die er gebürgt, nicht entwertet wurden? Hat er nicht tatsächlich das Monopol begünstigt, welches die Vanderbilts wie die Polyakoffs, die Direktoren des P. L. M. und diejenigen der Gotthardbahn 'zu den Königen der Zeit' gemacht hat?

Wenn wir also das stillschweigend erzielte Einvernehmen zwischen den Eisenbahnkompagnien als Beispiel anführten, so geschah es nicht, um ein Ideal einer technischen Organisation zu geben. Es geschah, um zu beweisen, daß, wenn die Kapitalisten, ohne ein anderes Ziel zu haben als ihre Profite auf Kosten der Gesamtheit zu vermehren, dazu gelangen können, die Eisenbahnen auszubeuten und zwar ohne daß sie zu diesem Zwecke ein internationales Bureau gründen - die Arbeitergenossenschaften es ebenso gut, wenn nicht besser, können werden, ohne einen europäischen Eisenbahnminister zu ernennen.

Ein anderer Einwurf, scheinbar ernsterer Natur, ist folgender. Man könnte sagen, daß die Vereinbarung, von der wir sprechen, keineswegs eine freie ist, daß die großen Kompagnien den kleinen die Gesetze vorschreiben. Man könnte z. B. jene reiche Kompagnie erwähnen, welche die Reisenden, die von Berlin nach Basel wollen, zwingt, über Köln oder Frankfurt zu fahren, anstatt die Strecke über Leipzig zu benutzen; eine andere, welche, um einflußreichen Aktionären Vorteile zu verschaffen (bei weiten Strecken) die Waren einen Umweg von 200 Kilometern machen läßt; eine dritte schließlich, die darauf ausgeht, Sekundärlinien zugrunde zu richten. In den Vereinigten Staaten werden die Reisenden und die Waren vielfach auf den unwahrscheinlichsten Strecken befördert, damit die Dollars in die Tasche eines Vanderbilts fließen.

Unsere Antwort darauf ist die gleiche. Solange das Kapital besteht, wird das Großkapital stets das kleine unterdrücken. Doch diese Unterdrückung resultiert nicht allein aus dem Kapital. Gerade mit der Hilfe des Staates, mittels des durch den Staat zu ihren Gunsten geschaffenen Monopols, unterdrücken die großen Kompagnien die kleinen.

Marx [im Englischen:
"The early English and French Socialists have shown"!?] hat uns in trefflicher Weise gezeigt wie die englische Gesetzgebung alles getan, um die Kleinindustrie zu unterdrücken, den Bauern dem Elend zu überliefern und den großen Industriellen ganze Bataillone von Barfüßlern zuzuführen, die gezwungen waren, für den Spottlohn, den man ihnen bot, zu arbeiten. Ebenso verhält es sich mit der Gesetzgebung bezüglich der Eisenbahnen. Strategische Linien, subventionierte Linien, Linien mit dem Monopol der internationalen Post, alle diese Einrichtungen sind geschaffen worden im Interesse der großen Herren der Finanz. Wenn Rothschild - der Gläubiger der gesamten europäischen Staaten - sein Kapital in irgend eine Eisenbahn steckt, so wissen es seine getreuen Diener, die Minister, meist zu arrangieren, daß er auch seinen Vorteil dabei findet.

In den Vereinigten Staaten - dieser Demokratie, welche uns die autoritären Sozialisten vielfach als ein Ideal hinstellen - herrscht der furchtbarste Schwindel in allem, was Eisenbahnen heißt. Wenn diese oder jene Kompagnie ihre Konkurrenten durch einen erniedrigten Tarif ruiniert hat, so bereichert sie sich sicherlich auf der anderen Seite an den Ländereien, die ihr der Staat auf Grund von Bestechungen überläßt. Die Dokumente, die über den amerikanischen Getreidehandel veröffentlicht worden sind, haben uns gezeigt, welchen Anteil der Staat bei dieser Ausbeutung des Schwachen durch den Starken hatte.

Es sei hier noch einmal gesagt, der Staat hat die Macht des Großkapitals verzehnfacht, verhundertfacht. Und wenn wir sehen, daß es den Vereinigungen der Eisenbahnkompagnien (ebenfalls eine Frucht der freien Vereinbarung) bisweilen gelingt, die kleinen Kompagnien gegen die großen zu schützen, so müssen wir umsomehr die innerliche Kraft dieses Prinzips der freien Vereinbarung bewundern, welche dies gegenüber der Allmacht des vom Staate unterstützten Großkapitals möglich macht.

In der Tat, die kleinen Kompagnien leben trotz der Parteilichkeit des Staates für das Großkapital. Wenn wir in Frankreich - dem Lande der Zentralisation - nur fünf oder sechs große Kompagnien sehen, so zählt man in Großbritannien mehr als 100 Kompagnien, die sich in wunderbarer Weise zu verständigen wissen und sicherlich besser für einen schnellen Transport der Reisenden und der Waren organisiert sind, als die deutschen und französischen Eisenbahnen.

Übrigens liegt auch hier gar nicht der Kernpunkt. Das Großkapital, vom Staate begünstigt, kann stets, da es sich im Vorteil befindet, das Kleinkapital vernichten. Was uns beschäftigt, ist folgendes: Die Vereinbarung zwischen Hunderten von Kompagnien, denen die Eisenbahnen Europas gehören, hat sich direkt vollzogen, ohne die Intervention einer Zentralregierung, welche den verschiedenen Gesellschaften ein Gesetz vorschrieb: sie wird aufrecht erhalten mittels Kongressen, zusammengesetzt aus Delegierten, die miteinander diskutieren und ihren Auftraggebern nachher Vorschläge, aber keine Gesetze bringen. Es ist dies ein neues Prinzip, welches sich scharf von dem gouvernementalen Prinzip, dem monarchistischen oder republikanischen, dem absolutistischen oder parlamentarischen, unterscheidet. Es ist dies eine Neuerung, die sich heute in Europa Geltung verschafft, wenn auch noch schüchtern, der aber die Zukunft gehört."
Auszug aus "Die freie Vereinbarung" (1892, übernommen in Die Eroberung des Brotes); den gesamten deutschen Text findet man an verschiedenen Stellen im Internet, z.B. hier: http://www.syndikalismusforschung.info/kropotkin3.htm

Dezember 07, 2013

A long one while I'm away (13)

Bei manchen Longtracks ist bereits der Titel lang... dies hier ist aber ein extremer Fall.

Shakti feat. John McLaughlin - What need have I for this? What need have I for that? I am dancing at the foot of my Lord! All Is bliss... All Is bliss (live 1976)

Dezember 05, 2013

Das Sein des Scheins

Gelesen im "Avis" der Staatsbeamtenkammer zur neuen "Schuldenbremse":
"La Chambre des fonctionnaires et employés publics constate in fine que les instruments contraignants déjà en place depuis longtemps (PSC, semestre européen, 'Six-Pack', etc.), y compris les possibles sanctions en cas de non-respect de ces engagements, n’ont guère contribué jusqu’à présent à endiguer les déficits et les dettes publics, surtout au niveau des 'grandes' nations européennes, pour lesquelles de telles dispositions relèvent plutôt de 'l’art pour l’art'. Il est fort probable qu’il en sera de même après l’entrée en vigueur de ces nouvelles dispositions.
En plus, le texte convenu fait semblant de vouloir renforcer la discipline budgétaire, alors qu’il ne s’y emploie que très marginalement à propos d’aspects mineurs et qu’en réalité il cimente plutôt la non-application des textes et l’impunité [ich unterstreiche] qui s’est installée depuis une douzaine d’années."
Hört, hört!

November 30, 2013

A long one while I'm away (12)

Etwas rezenteres diesmal, Symphonic Metal aus Italien, gehört letzten Montag im Metal Mayhem auf Radio Ara.
Luca Turilli's Rhapsody - Of Michael the Archangel and Lucifer's Fall (2012)

November 26, 2013

Sic


Siehe auch:
"(...) the thought and action of Che Guevara keeps alive a libertarian stand within Cuban communism. Che Guevara has been hailed as the 'new Bakunin'. He certainly shared the anarchist confidence in the revolutionary potential of the peasantry and sought to create a co-operative society of workers and peasants in which work is transformed into 'meaningful play'. He was very critical of any bureaucracy which checked individual initiative. (...) Although Guevara was unable to overcome his admiration for strong leaders, the early years of the Cuban Revolution, when his influence was at its height, proved the most creative and original phase. Since his death in 1967, his legacy has not been forgotten and libertarian socialists still exist in Cuba who call for direct democracy and self-management."

Gelesen bei Peter Marshall, Demanding the Impossible. A history of Anarchism, erweitere Ausgabe 2008 (1), S.517-518. Sam Dolgoff, der im gleichen Kapitel zitiert wird, dürfte sich im Grabe umdrehen!
Eine etwas gelungere Annäherung an Sankt Che aus anarchistischer Sicht findet man hier: http://theanarchistlibrary.org/library/larry-gambone-saint-che-the-truth-behind-the-legend-of-the-heroic-guerilla-ernesto-che-guevara

Übrigens wird laut Eigenwerbung des Autors Noam Chomsky zu diesem Buch mit folgenden Worten zitiert: ""Demanding the Impossible is the book I always recommend when asked - as I often am - for something on the history and ideas of anarchism."...

(1) Die Erstauflage stammt von 1992. In der mir vorliegenden Ausgabe sind übrigens alle von Bryan Caplan aufgelisteten faktischen Fehler im Kapitel zu den "Rechtslibertären" stillschweigend (und ohne Danksagung an Caplan) beseitigt worden.

November 25, 2013

129 Jahre Jean Lébédeff

Nach langer Pause kehre ich mit meiner "Geburtstagsreihe" mehr oder weniger bekannter Anarchistinnen und Anarchisten (oder wem ich sonst gerade gedenken will), diesmal mit dem anarchistischen Buchillustrator Jean Lébédeff, geboren 1884 in Bogorodsk in Russland als Ivan Lebedev. Bilder statt Texte:




Nummer 4 ist übrigens ein Portrait des hier bereits mehrfach gewürdigten Ixigrec.
Mehr zu Lébédeff: http://militants-anarchistes.info/spip.php?article3181

November 23, 2013

A long one while I'm away (11)

Heute die Mutter aller Progressive Rock-Longtracks in einer Live-Fassung:

The Nice - Ars Longa, Vita Brevis (1968)

November 09, 2013

A long one while I'm away (10)

Wie bereits anlässlich der "Disco Cosmopolis"-Reihe gesehen, beschränkten sich LP-seitenlange Tracks in den 1970ern keineswegs auf die Prog Rock-Szene, sondern waren auch im Disco-Bereich nicht selten. Wobei man sich meistens auf eher monotone Ausdehnungen von 3minütigen-Singles auf 18 Minuten beschränkte... Manche "Disco-Longtracks" waren allerdings anspruchsvoller, etwa die von Giorgio Moroder produzierte MacArthur Park Suite (1978), gesungen von Donna Summer:

November 05, 2013

Aus gegebenem Anlass

...und irgendwo auch als Reminiszenz an meinen Grossvater...

November 04, 2013

RIP Nick Cardy

Und noch einer der alten Meister ist von uns gegangen...

November 02, 2013

A long one while I'm away (9)

Als Entschädigung für den Ausfall letzte Woche diesmal ein wahrer Klassiker...
Yes - Gates of delirium (1974)

Oktober 19, 2013

A long one while I'm away (8)

Im CD-Zeitalter sind Longtracks zwar seltener, aber dafür noch länger geworden.

Transatlantic - The Whirlwind (live in London 2011)

Oktober 16, 2013

A question of time



Nochmals zu den Wahlen, an denen ich nicht teilnehmen werde... dementsprechend ist dies hier selbstverständlich auch nicht als Wahlempfehlung zu verstehen...

Nur ein kurzer Gedankengang, nach Lektüre der von fast allen Parteien unaufgefordert zugesandten Wahlwerbung in meinem Briefkasten: Es scheint bei dieser Wahl vor allem um... Zeit zu gehen, um die Positionierung in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. 
Natürlich kommt die Zukunft bei den Wahlslogans am besten weg: "Deng Stëmm fir d'Zukunft" oder "Loscht op muer" ("well dann ass et Samschden", sagt treffend der Freitags erscheinende Feierkrop) sind Programm... und die betreffenden Parteien schneiden bei der Patronatsinitiative "5 vir 12" (!) auch am besten, d.h. am grünsten ab - eigentlich paradox: wieso die Zukunft wählen, wenn die Uhr auf fünf vor zwölf steht? Vorwärts in den Untergang? Einige Grüne glauben ja ohnehin, dass der mit dem "Wachstumswahn" (ich sage nur: Bauperimeter!) des ehemaligen Enovos-Vorstandsvorsitzenden Etienne Schneider ins Haus steht...
Auch wenn in einer nur bedingt lustigen Satire im jüngsten Forum daneben das Gleiche für die CSV behauptet wird ("Bei der CSV ging es um Zukunft, Zukunft und wieder Zukunft. Mit der Vergangenheit, vor allem der jüngeren, wollten die Konservativen sich am liebsten gar nicht mehr befassen."), steht diese vielmehr "fair a stabil" für das Weiterso, für das Bisherige. Sie sind die wahre Partei des "Elo", ganz im Gegensatz zur Linken, die mit diesem Slogan in die Wahl zieht.
Aus der Wahlwerbung der Lénk geht klar hervor, dass sie die Ford-Keynes-Taylor-Nostalgie*-Partei sind: sie sehnen sich den vermeintlich gemütlicheren Kapitalismus des vorthatcherianischen 20. Jahrhunderts zurück. "Wie sind die Forderungen von déi Lénk zu finanzieren? Genauso so wie der soziale Fortschritt im letzten Jahrhundert finanziert wurde: indem die Wirtschaft mit weniger Aufwand viel mehr produzierte [das scheint mir allerdings schwer vereinbar mit der sieben Seiten später gebrachten Aussage, dass "nicht das Wachstumsdogma... unsere Zukunft bestimmen" soll]. Damals flossen diese Produktivitätsgewinne in Arbeitszeitverkürzungen, Rentenerhöhungen, Einführung des Mindestlohnes, Kollektivverträge. Heute [sic!] fliessen die Produktivitätsgewinne in die Taschen der Aktionäre und statt Arbeitszeitverkürzung gibt es steigende Arbeitslosenzahlen." Dementsprechend muss die Parole lauten: "Vorwärts Genossen, wir müssen zurück!" Oder auch "Deng Stëmm fir d'Vergangenheet."
Noch klarer mit dem Zukunftskult brechen ausgerechnet die Kommunisten, die klar aussagen, dass sie keine Lust auf morgen mehr haben: "Angesichts der wachsenden Probleme, die immer mehr Luxemburger schultern müssen, hat die KPL einfach keine 'Loscht op muer', und sie will auch nicht mit den staatstragenden Parteien 'zesummen fir Lëtzebuerg' in eine ungewisse Zukunft gehen, nicht 'elo' und auch nicht irgendwann." Die Kommunisten sehnen sich nach dem "Ende der Geschichte", das eben nicht im "kapitalistische[n] Ausbeutersystem" zu haben ist, und wollen dieses zumindest konzeptionell erreichen, indem sie immerhin über die kapitalistische Gegenwart und Zukunft "hinausdenken".
Ich meinerseits bin ich ja schon froh, wenn dieses Gedöns endlich vorbei ist, und wir Montag schreiben.

*allerdings "for an age that never existed" wenn man's genau nimmt...

Oktober 12, 2013

A long one while I'm away (7)

Als wäre ein 41minütiges Stück noch nicht genug, befand sich auf dem Living the Blues-Album von Canned Heat auch noch das 20minütige Parthenogenesis, allerdings eher ein Medley denn eine einheitliche Komposition.

Boogie on!

Oktober 08, 2013

Shutdown in der Chamber?

Nun ist es endlich soweit: die Kammer ist aufgelöst, auch wenn noch ein „service minimum“ bestehend aus der „Conférence des présidents“ (bestehend aus dem Kammerpräsidenten und den vier Fraktionssprechern) und dem Chamberbüro die Stellung hält. Sieht man sich die diesbezügliche Mitteilung auf der Webseite der Chamber an, so bekommt man den Eindruck, dass man dort selber nicht ganz von der Legalität des Vorgehens überzeugt ist:
Demandé en son avis au mois de juillet, le Conseil d’Etat s’était prononcé contre une dissolution décidée en juillet, mais devenant seulement effective au mois d’octobre: ‘Le Conseil d’Etat est d’avis qu’un arrêté grand-ducal dissolvant avec effet différé la Chambre des députés ne serait pas compatible avec l’esprit de la Constitution, ni avec la coutume constitutionnelle qui s’est forgée à travers l’histoire.’ Après avoir entendu une nouvelle fois les décideurs politiques, le Grand-Duc a signé l’arrêt de dissolution. Ni la Constitution, ni la loi électorale ne prévoient l’option des élections anticipées. Selon la loi fondamentale, les députés sont, en principe, élus pour cinq ans (art. 56 de la Constitution). La loi électorale prévoit en plus en son article 134 que ‘Les élections (…) ont lieu, de plein droit, de cinq en cinq ans, le premier dimanche du mois de juin (…)’.
Tatsächlich ist es reichlich absurd : seit Wochen werden wir mit Wahlpropaganda bombardiert (mit so wichtigen Informationen wie : „Für meine Kinder wünsche ich mir natürlich die besten Startchancen ins Leben“, „Ich setze mich für (…) mehr regionale, saisonale und biologische Produkte ein“ (1), „Als Skorpion zeichnet sich der Steinforter Schöffe vor allem durch Beharrlichkeit aus“ oder „Im Moment wird wenig über die reellen Probleme des Landes gesprochen, sagt der Ex-Turner und Gelegenheits-DJ“…). Zugleich ist die CSV-LSAP-Regierung weiterhin im Amt und hat seit der letzten Kammersitzung am 10. Juli nicht weniger als 28 neue Gesetzesprojekte deponiert. Weder fand ein Misstrauensvotum statt, noch sind Minister zurückgetreten. Man kann also dem Staatsrat zustimmen, wenn er in seinem „avis“ vom 18. Juli 2013 feststellt:
(…) les événements politiques qui se sont déroulés au cours de la séance du 10 juillet 2013 à la Chambre des députés ne permettent pas à eux seuls de conclure indubitablement à l’existence d’un conflit grave et irréversible. (…) Aucun vote n’est intervenu ni sur le rapport de la commission ni sur aucune des trois motions. Le gouvernement n’a pas posé la question de confiance, la Chambre des députés n’a pas refusé la confiance.
Verschiedene LSAP-Kandidaten haben seither erklärt, dass sie Jean-Claude Juncker angeboten hatten, geschlossen zurück zu treten; z.Bsp. Etienne Schneider im Tageblatt (7. Oktober 2013):
Wir haben ihm angeboten, dass die gesamte Regierung solidarisch zurücktritt, obwohl er alleine für den SREL-Skandal verantwortlich ist. Wir haben wenige Stunden vor der Parlamentssitzung in der Regierung zusammengesessen und darüber geredet, wie wir das machen. Denn es war klar, dass die Regierung zurücktreten musste. (…) Jean-Claude Juncker hat diese von uns angebotene Solidarität verraten.
Meines Wissens ist Herr Schneider immer noch im Amt, und er hat auch nach dem 10. Juli noch an Sitzungen des Regierungsrats teilgenommen. Was hat die LSAP-Minister eigentlich daran gehindert, eigenständig zurück zu treten, wie sie dies 1958 in einem nicht ganz unähnlichen Fall getan haben? (die sozialistischen Minister traten damals zurück, nachdem Transportminister Bodson einen Korruptionsversuch seitens einer seiner Beamten betreffend den Bau der Kontrollstation in Sandweiler nicht an den Staatsanwalt weitergeleitet hatte, und die CSV sich zusammen mit der DP im Parlament gegen den Minister positionierte).
Stattdessen wurde alles unternommen, damit die Regierung im Amt bleibt und auch das Parlament nicht aufgelöst wird – dies unter dem Vorwand, dass es seine Rolle als „Gegenmacht“ gegenüber der Regierung wahrnehmen muss (siehe etwa die diesbezüglichen Aussagen von Sam Tanson, die ich hier zitiert habe). In der Realität beschränkte sich dies auf eine Handvoll Kommissionssitzungen und die üblichen parlamentarischen Anfragen, eine Kammersitzung, bei der über die noch ausstehenden Motionen hätte abgestimmt werden können, kam nicht mehr zustande. Außer Spesen (bzw. Diäten) nichts gewesen…
Die Nonchalance, mit der sich Regierung und Parteien über die verfassungsrechtlichen Bedenken des Staatsrats hinweg gesetzt haben, mit Aussagen wie „Der Geist der Verfassung spiegelt den Geist des 19. Jahrhunderts wider“ (!!!) oder „Si le Conseil d’État nous sort des trucs pareils, alors on peut aussi s’en passer“, ist ein Ausdruck der zunehmenden Willkür der politischen Kaste in Luxemburg. „Sachzwänge“, „pragmatische Erwägungen“ oder die seltsame Vorstellung, dass Gesetze weniger wert sind, je älter sie sind, sind bezeichnend für das institutionelle Vorgehen. Als Beispiel seien nur die erst im Nachhinein gesetzlich abgesegnete Nichtanpassung der Steuertabellen an die Inflation genannt, die nach Artikel 125 L.I.R. des abgeänderten Steuergesetzes von 1967 (dieser Artikel wurde übrigens seinerzeit von Finanzminister… Jean-Claude Juncker verfasst) fällig gewesen wäre, oder das Hinwegsetzen über ILO-Konventionen, die Luxemburg unterschrieben hat, mit dem Argument, dass diese „veraltet“ sind.
Nicht nur dass die Regierung sich nicht mehr an ihre eigenen Gesetze hält, auch die alltägliche Praxis der parlamentarischen „Gegenmacht“ ist eine klare Illustration dieser Einstellung. Hier als Beispiel für die gegenwärtige parlamentarische Diskussionskultur ein Auszug aus dem jüngsten, der Tagespresse beigelegten Kammerbericht (42. Sitzung am 3. Juli 2013):
M. le Président. - (…) Mir kommen dann elo zum Projet de loi 6513, eng Direktiv iwwert d’Vente à découvert et certains aspects des contrats d’échange sur risque de crédit. (…) Et huet sech bis elo just ageschriwwen: den Här Meisch. Dat, mengen ech, wär net onbedéngt noutwendeg, well mer héieren elo de Rapport vum Projet de loi.
M. Claude Meisch (DP).- Ech lauschteren dee fir d‘Éischt emol. (…)
M. le Président. – Merci dem Rapporteur. Ech mengen, dat war ganz komplett, esou datt sech all zousätzlech Wuertmeldung eriwwregt. A mir kommen zur Ofstëmmung iwwert de Projet de loi.
Unabhängig wie man sonst zum Staat, zu demokratischen Wahlen, zu dieser oder jener Partei steht (ich habe meinen Standpunkt anlässlich der Wahlen von 2009 hier dargelegt), bin ich der Meinung, dass es Zeit ist, gegen eine derartige politische (Un)Kultur, gegen die um sich greifende Herrschaft der Willkür und politischen Verantwortungslosigkeit ein Zeichen zu setzen, und dementsprechend keine der am 20. Oktober zur Wahl stehenden Parteien zu unterstützen (da sie alleine schon durch ihre Beteiligung ihre Zustimmung zum Zustandekommen dieser irregulär vorgezogenen Wahl bekunden).
Um Marx (2) zu paraphrasieren: Wahlverweigerung ist erste Pflicht des Bürgers! Keine Stimme für niemand!
(1) Wieso will die hier zitierte „Politologin“ dann Abgeordnete und nicht etwa Biobauerin werden?
(2) Die dort präkonisierte Aufforderung zur Steuerverweigerung ist uns objektiv genommen worden.
 
Siehe auch:
 

Oktober 05, 2013

Sic transit gloria mundi

Wenn wir schon bei den letzten Marxisten sind: was ist bloß mit der KPL los? Auf den neuen Wahlplakaten sind Hammer und Sichel so mikroskopisch klein, dass man sie kaum noch erkennt; ein junger Kandidat - von Beruf Lehrer wie weiland der selige Dom - verzapft in der Woxx arbeiterfeindlichen Kram ("Auch die Arbeiterklasse lässt sich manipulieren und verfällt leicht den vereinfachenden Slogans und Lösungsvorschlägen. Das macht es marxistischen Parteien schwer, das Funktionieren des Kapitalismus zu erklären, da wir die Probleme ja rational angehen [sic!] und nicht irrational, wie die rechten Kräfte das tun."); Parteiführer Ali Ruckert versichert letzten Mittwoch im Quotidien dass es im sozialistischen Luxemburg der Zukunft keine Einheitspartei geben wird und statt den SREL zu übernehmen und im Sinne der Staatssicherheit des neuen sozialistischen Großherzogtums umzufunktionieren, will die KP den Geheimdienst ersatzlos abschaffen! O tempora, o mores...

A long one while I'm away (6)

Kaum war die 20-Minutengrenze erreicht, wurde sie auch schon überschritten. Im November 1968 dehnten Canned Heat auf ihrem dritten Album Living the Blues (ein Doppelalbum, u.a. mit dem Hippie-Hit Going up the country) ihren Refried Boogie auf sage und schreibe 41 Minuten - also auf volle LP-Länge aus.

September 28, 2013

A long one while I'm away (5)

Das Original des letzte Woche erwähnten Sad Eyed Lady of the Lowlands scheint nicht auf Youtube verfügbar zu sein... Hier aber eine nette Version vom longtrack-erprobten Gitarristen Steve Howe (Yes) mit seinem damaligen Noch-Bandkollegen (die Aufnahme stammt von 1999) Jon Anderson am Gesang:
 

September 27, 2013

Luxemburgs letzter Marxist

Ein schöner Generalangriff auf den Staat heute auf der Forum-Seite im Tageblatt, auf der Robert Mertzig (ehemals LCR) seinen Marx gegen die "illusions réformistes" der "PC orthodoxes" (d.h. der KPL) und der "partie de la gauche dite alternative qui est dirigée par les transfuges de ces derniers" (d.h. Déi Lénk):
"Si l'Etat n'est plus seulement la 'bande d'hommes armés' ou 'l'Etat veilleur de nuit', s'il remplit de plus en plus de fonctions sophistiquées et complexes dans la reproduction sociale, une 'fonction idéologique' (E. Mandel), il n'est pas pour autant une relation de pouvoir parmi d'autres (domestique, culturelle, symbolique). Il reste bel et bien le garant et le verrou des rapports de pouvoirs, le 'boa constrictor' qui enserre la société de ses multiples anneaux. Il s'agit donc toujours de le briser pour ouvrir la voie à son déperissement comme appareil spécialisé séparé de la société. Toutes les révolutions du XXe siècle, dans les victoires [???] comme dans les défaites, ont confirmé cette leçon majeure de la Commune de Paris."

September 21, 2013

Quod erat demonstrandum

Gelesen im Economist von gestern:
"Emmanuel Saez at the University of California, Berkeley, reckons the top 10% grabbed its largest share of total incomes since 1917 last year. This is partly due to QE ['Quantitive Easing'], which has been very good for the stockmarket and thus the wealthy. QE works in part by boosting household wealth and thus spending and jobs, but the effects have not yet filtered through strongly to the wider economy. The taps will be open a while longer yet."

A long one while I'm away (4)

Als erster Song der Rock-/Pop-Geschichte, der eine ganze LP-Seite ausfüllte, gilt gemeinhin Sad Eyed Lady of the Lowlands von Bob Dylan, Seite 4 des Blonde on Blonde-Albums (1966). Der Song kann allerdings nur bedingt als Longtrack gelten, dauert er doch "nur" etwas über 11 Minuten. Im Jazz waren seitenlange Tracks natürlich schon vorher gang und gebe, ein vergleichsweise frühes Beispiel ist Africa vom John Coltrane Quartet, erschienen 1961 auf Africa/Brass.
 

September 17, 2013

Peinlich... peinlicher... sozialdemokratisch

Einen Contender für die grässlichste Version der "Internationale" hat die Integrations-Arbeitsgruppe "SPIC" der luxemburger Sozen verbrochen:

Leider vermisse ich so schöne Zeilen wie "L'Etat opprime et la loi triche... l'impôt saigne le malheureux" oder "S'ils s'obstinent, ces cannibales, à faire de nous des héros... ils verront bientôt que nos balles sont pour nos propres généraux!"...

September 14, 2013

A long one while I'm away (3)

Und hier die Seite 2 des Ash Ra Tempel-Debüts... passend betitelt Traummaschine:

September 07, 2013

A long one while I'm away (2)

Als 1971 das Debüt-Album von Ash Ra Tempel erschien, nur vier Jahre nach Love's Revelation waren Longtracks schon fast Standard. So setzte sich besagtes Album aus lediglich zwei "Liedern" zusammen; hier die Seite 1, betitelt Amboss:

August 31, 2013

A long one while I'm away... (1)


Love - Revelation (1967)

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der bis dato längste veröffentlichte Track im Rock-/Pop-Bereich. Besseres im Longtrack-Bereich sollte folgen!

August 27, 2013

Libertäre Presse

Neues von Shawn P. Wilbur:
Als Nachfolger der hier, hier und hier beworbenen 'Zines LeftLiberty und The Mutualist hat der Betreiber von Corvus Editions die ersten beiden Ausgaben des Magazins Contr'Un veröffentlicht, die erste mit dem Titel "Toward an ungovernable anarchism", die zweite zum Thema "Self-governement and the citizen-state" und dem Untertitel "Explorations in Proudhonian Sociology" (mit noch mehr Proudhon). 

August 24, 2013

114 Jahre Jorge Luis Borges

Lob der deutschen Sprache (1972)

Die kastilische Sprache ward mir zum Schicksal,
Franzisco de Quevedos Bronze,
aber auf dem langen Weg durch die Nacht;
erheben sich andre, intimere Musiken.
Eine wurde mir aus dem Blute geschenkt -
o Stimme Shakespeares und der Schrift-
andere durch Zufall, der freigebig ist.
Dich aber, süße Sprache Deutschlands,
Dich habe ich erwählt und gesucht, ganz von mir aus.
In Nachtwachen und mit Grammatiken,
aus dem Dschungel der Deklinationen,
das Wörterbuch zur Hand, das nie den präzisen Beiklang trifft,
näherte ich mich Dir.
Meine Nächte sind mit Virgil angefüllt;
so sagte ich einmal;
ich könnte aber auch gesagt haben:
mit Hölderlin und Angelus Silesius.
Heine gab mir seine Nachtigallenpracht;
Goethe die Schickung einer späten Liebe,
gelassen sowohl wie bereichernd;
Keller die Rose, gelegt von der Hand
in die eines Toten, der die Blume liebte
und der nie wissen wird, ob sie weiß oder rot ist.
Du, Sprache Deutschlands, bist Dein Hauptwerk;
die verschränkte Liebe der Wortverbindungen,
die offenen Vokale, die Klänge,
angemessen dem griechischen Hexameter,
und Deine Wald- und Nachtgeräusche.
Dich besaß ich einmal. Heute, am Saum der müden Jahre;
gewahre ich Dich in der Ferne;
unscharf wie die Algebra und den Mond!

Nach der Übersetzung von Franz Nidermayer.
Hier der spanische Originaltext:
Al idioma alemán
Mi destino es la lengua castellana,
El bronce de Francisco de Quevedo,
Pero en la lenta noche caminada
Me exaltan otras músicas más íntimas.
Alguna me fue dada por la sangre -
Oh voz de Shakespeare y de la Escritura-,
Otras por el azar, que es dadivoso,
Pero a ti, dulce lengua de Alemania,
Te he elegido y buscado, solitario.
A traves de vigilias y gramáticas,
De la jungla de las declinaciones,
Del diccionario, que no acierta nunca
Con el matiz preciso, fui acercándome.
Mis noches están llenas de Virgilio,
Dije una vez; también pude haber dicho
De Hölderlin y de Angelus Silesius.
Heine me dio sus altos ruiseñores;
Goethe, la suerte de un amor tardío,
A la vez indulgente y mercenario;
Keller, la rosa que una mano deja
En la mano de un muerto que la amaba
Y que nunca sabrá si es blanca o roja.
Tú, lengua de Alemania, eres tu obra
Capital: el amor entrelazado
De las voces compuestas, las vocales
Abiertas, los sonidos que permiten
El estudioso hexámetro del griego
Y tu rumor de selvas y de noches.
Te tuve alguna vez. Hoy, en la linde
De los años cansados, te diviso
Lejano como el Agebra y la luna.

August 09, 2013

Konspirationitis

Vielleicht liegt es ja an der gegenwärtigen Diskussion um SREL, Bommelëer, Stay Behind und co. dass überall finstere Machenschaften, aufzudeckende Geheimnisse und Seilschaften, kurz eine unsichtbare Realität hinter des sichtbaren Scheins vermutet werden; ich frage mich allerdings ob der Sprecher der "Lénk" nicht etwas über das Ziel hinauszielt, wenn er in der Nominierung von Etienne Schneider als Spitzenkandidaten der Sozen (mit 99% der Stimmen!) eine finstere Kabale ausmachen will (siehe Le Jeudi vom 8.8.):
 
"M. Schneider pourrait nous en dire plus sur son programme de 21 points. Mais apparemment le grand public n'a pas le droit d'en savoir plus. Qu'a-t-il à cacher? Quel est son programme secret? Nous avons l'impression qu'il joue un rôle politique douteux. On sait juste qu'il veut être Premier ministre. Qu'il voulait supprimer l'index avec Jeannot Krecké et qu'aujourd'hui il dit le contraire. Visiblement, quelque chose de bizarre s'est joué au LSAP. Des forces ont agi pour faire passer Etienne Schneider du néant à la tête du parti. Des forces qui n'ont rien à voir avec les syndicats mais plutôt avec la Fedil et le lobby des banques." [ich unterstreiche].
 
Dieser Sichtweise der politischen Realität als Ergebnis einer Verschwörung spiegelt sich dann ebenso wieder in der Beschreibung der Weltlage, die als gezielte Instrumentalisierung der "crise systémique du capitalisme... par les autorités nationales, européennes et internationales pour établir un nouvel ordre mondial" beschrieben wird. Ein Plan, der vermutlich - der goosch.lu-Leser weiss mehr - auf einer Bilderberg-Konferenz oder von der Trilateralen Kommission erarbeitet wurde... Oder waren's doch die Illuminaten?

August 05, 2013

Die Gegenmacht aus dem Sommerloch

Im Montagsinterview des Le Quotidien freut sich Grünenvorsitzende Sam Tanson, dass dem Avis des Staatsrates nicht statt gegeben wurde und nunmehr Neuwahlen anstehen, obwohl das Parlament erst zum 7.10. aufgelöst werden soll (und die Regierung weder ein Misstrauensvotum über sich ergehen lassen hat noch zurückgetreten ist... man hat Juncker schlicht und einfach falsch verstanden!):
"Quant à l’avis du Conseil d’Etat, je reste sceptique. Franchement, quand je vois que le gouvernement organise tous les jours des conférences de presse et dépose des projets de loi, je trouve totalement justifié d’avoir encore ce contrepouvoir qu’est la Chambre des députés en place jusqu’aux prochaines élections."

Was für ein Argument! Mal abgesehen davon, dass die parlamentarische Realität ohnehin fast nie dieser Rolle gerecht wird (der SREL-Bericht, der allerdings nie zur Abwechslung in der Kammer selbst kam, ist hier eine rühmliche Ausnahme), fragt man sich doch wie das Parlament eine Gegenmacht sein will, wenn noch nicht mal Kommissionssitzungen während der Sommerpause vorgesehen wird und die meisten Abgeordneten ohnehin im Urlaub sind... Siehe auch: http://newslux.wordpress.com/2013/08/05/politisch-untote-geistern-durch-das-land/

Juli 31, 2013

132 Jahre Anna Mahé

Les loups se mangent

Le gouvernement, sans que ses membres les plus catholiques s'en soient fâchés, a décidé de faire l'inventaire des biens qu'ils abandonne aux églises afin de "suivre leur sort, de ne pas permettre que l'association nouvelle les détourne de leur destination primitive."
La loi votée, il ne reste plus qu'à l'appliquer ; chacun sait cela. Ce que chacun sait également, c'est qu'une loi, qu'elle soit le produit de la gauche, du centre ou de la droite, lèse toujours beaucoup de gens, et, chose plus curieuse, soulève parfois des protestations.
C'est ce qui arriva avec le point malencontreux ajouté à la loi sur la séparation des églises et de l'état. Le calme de Paris a été dérangé, les voûtes imposantes des églises les plus à la mode ont été troublées des bruits les moins chrétiens; les chaises habituées à des déplacements lents et silencieux ont servi à de belliqueuses algarades et à la construction de barricades dignes des plus savants tacticiens. Oui, et avec cela bien d'autres choses. Ne voit-on pas les belles dames, les messieurs les plus corrects descendre de leurs autos ou de leurs coupés pour repousser de leurs mains fines les brutes de Lépine, pour les engueuler même... se faire emmener au Dépôt, tels de vulgaires anarchistes, et horreur, se voit condamner sans sursis !
Chacun a pu lire dans les quotidiens le récit des faits qui se sont produits à l'arrivée des agents des domaines, faits tragiques ou comiques, laissant la porte large ouverte aux commentaires à perte de vue.
Voyons un peu les actes accomplis ces jours derniers. Je sais bien que les catholiques accusent les flics de brutalité excessive ; que les socialistes, les anticléricaux oubliant les taloches d'antan, déplorent une tendance à trop de douceur de la part des policiers, tout en donnant un bon point à Lépine.
Je sais bien aussi que les anarchistes ne sont que de vulgaires réactionnaires en trouvant logiques avec eux-mêmes M. de la Rochefoucauld et tous ceux qui, comme lui, protestaient sans s'inquiéter de la légalité, contre la violation de leurs églises, des lieux objets de leur vénération.
Réactionnaires, soit. Aussi bien le mot ne serait pas pour nous déplaire si on lui conservait son sens exact, sans l'appliquer à un parti ou à une série de partis; ne sommes-nous des réactionnaires nous qui réagissons contre la majorité d'imbéciles qui nous entourent.
Nous ne pouvons qu'être d'accord avec l'attitude nette des chrétiens se considérant touchés par l'arbitraire de la loi nouvelle.
Il n'est pas d'anarchistes qui aient pu trouver mauvaise la façon de se défendre des catholiques. Nous ne pouvons de cela tirer qu'un enseignement de plus sur les moyens à employer contre l'arbitraire d'autrui...
Je ne dis là rien de nouveau ; cette conclusion a été tirée bien des fois, de bien des faits analogues et il serait peut-être inutile de parler de ces choses si nous n'y trouvions rien de plus.
Au début de cet article je disais pas plus à la Chambre qu'au Sénat le point relatif à l'inventaire ne souleva de tempêtes. Les plus éminents catholiques ne souffrirent pas à l'idée de voir violé le "trésor paroissial" par l'œil inquisiteur d'un employé de l'enregistrement.
Le cardinal Richard conseille le calme à ses ouailles. Le curé de Saint-Sulpice, l'abbé Letourneau, fit mieux : il prépara lui-même l'inventaire, ordonna l'expulsion des trop turbulents paroissiens et gracieusement fit les honneurs de sa boutique. Le curé de Sainte-Clotilde fit une constation terrifiante : les fidèles, à ses remontrances devant leur attitude menaçante, lui répondaient : "Vous n'êtes rien ici. C'est nous qui sommes chez nous. C'est nous qui sommes les maîtres." Evidemment on a beau être duc, cocher, marquis ou valet de chambre, il n'en est pas moins vrai que le curé avait raison : "L'autorité des chefs méconnue, toute discipline disparaît."
Et les catholiques ont pu se rendre compte que leurs chefs étaient diablement opportunistes. La Libre-Parole, qui ne mâche pas ses mots, sait bien le leur faire comprendre. A propos du curé Letourneau elle déclare sa conduite "odieuse". Que dira-t-elle de l'archevêque qui lui envoie une lettre de bon copain ? Que dira-t-elle de la Semaine religieuse qui ne souhaite pas que la résistance se généralise ? Que dira-t-elle du pape qui prudemment observe le proverbe sur la différence de valeur entre la parole et le silence ?
Il serait à souhaiter que les chrétiens sincères sachent regarder autour d'eux et puissent juger les actes de leurs pasteurs. Peut-être devant l'attitude piteuse que ces derniers ont pris à l'heure de la lutte, l'idée viendra-t-elle aux ouailles que leurs pasteurs sont des gens de métier n'ayant jamais eu souci de leurs convictions mais bien plutôt de leur situation. Cette constatation les aménerait vers l'esprit de critique : c'est alors que la grande discipline prônée par le curé de Sainte-Clotilde et reconnue nécessaire pour le maintien de l'édifice catholique - de tous les édifices de l'autorité - disparatraît vite, libérant dans sa chute des milliers d'inconscients.
 
Anna MAHÉ.
(aus: l'anarchie, 2. Jg., 44, 8. Februar 1906).
 
Mehr zur Individualanarchistin Anna Mahé:

und zu irer ortografi-reform:

Juli 28, 2013

Postpsychedelisches am Sonntag


The Nice - Hang on to a dream (live im Beat-Club, 25. Oktober 1969)

Juli 24, 2013

In schlechter Verfassung (2)

Hier noch eine Leseempfehlung, ein längerer Blogpost von Hervé Hansen, gestern auch abgedruckt im Journal, der sehr gut die Willkürlichkeit der Entscheidungsfindung von letztem Donnerstag beschreibt:
"Notre Constitution ne connaît pas la 'dissolution-opportunité', cas d’ouverture qui permet au chef de l’Etat de dissoudre le parlement parce qu’il semble politiquement opportun de le faire. C’est pourtant pour des raisons de pure opportunité politique que le Grand-Duc s’apprête à dissoudre la Chambre. Il n’y a eu ni démission du Gouvernement ni vote de censure à la Chambre. (...)
Le 18 juillet 2013, la Commission des institutions et de la révision constitutionnelle de la Chambre des députés s’est réunie à 16h00. En cours de séance, elle a pris connaissance de l’avis du Conseil d’Etat, qui venait d’être adopté. Par la suite, le Premier Ministre s’est joint à la Commission. Tout était terminé à temps pour que le Premier Ministre et certains membres de la Commission puissent donner des interviews à RTL en vue du Journal de 19h00.
En moins de trois heures, le Premier Ministre et les députés supposés spécialistes de la Constitution ont analysé l’avis du Conseil d’Etat et sont venus à la conclusion unanime qu’il convenait d’y passer outre. Ceci au motif inouï que seules les normes énoncées expressément dans la Constitution ont caractère constitutionnel et que tout ce qui n’est pas interdit par ce texte n’est pas inconstitutionnel. Cette acceptation du droit constitutionnel est pour le moins contestable. Elle n’est pas partagée par le Conseil d’Etat, qui avait été saisi par le Premier Ministre lui-même le 11 juillet 2013 pour donner son avis sur la question. Au vu de ces éléments, la rapidité avec laquelle le Premier Ministre et les membres de la Commission des institutions sont arrivés à leur conclusion est époustouflante."

Juli 19, 2013

In schlechter Verfassung

“D’Verfassung ass kloer: 90 Deeg no der Opléisung vum Parlament si Wahlen. D’Chamber huet zwou Méiglechkeeten: se hällt sech un d’Verfassung oder stëmmt iwwer d’Motions de Confiance of, déi an der Sëtzung vum 10. Juli ignoréiert goufen. Wéi déi gewielten Parteien an der Chamber elo probéieren hiere Feeler un den demokratesch net legitiméierte Staatsrot a Grand-Duc ofzewälzen ass e schlechte Witz!” sou den Sven Clement weider. “Eppes weist dësen institutiounelle Chaos awer: Lëtzebuerg brauch en uerdentlecht Verfassungsgeriicht, dat dës Froen verbindlech tranchéieren kann!”
 
Piraten als letzte Verteidiger der Verfassungskonformität, soweit ist es schon gekommen... währenddessen Serge Urbany (von dem ich eigentlich erwartet hätte, dass er das Verdikt das Staatsrats teilt, immerhin ist eine der dort aufgeführten Alternativen der sofortige Rücktritt der Regierung) im Quotidien die Abschaffung des Staatsrats anregt:
"'Si le Conseil d'État nous sort des trucs pareils, alors on peut aussi s'en passer', renchérit Serge Urbany, unique député de déi Lénk qui, la veille, avait écrit au président de la Chambre, Laurent Mosar, pour demander une séance plénière afin de pouvoir voter une motion de censure. Lui qui veut abolir le SREL semblait prêt à demander l'abolition du Conseil d'État s'il n'était pas capable de rendre des avis éclairés."

Juli 18, 2013

Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet

Gelesen auf wort.lu:
"Die Hohe Körperschaft [gemeint ist der Staatsrat] hatte in ihrer Stellungnahme Bedenken gegen eine 'dissolution à effet différé' der Abgeordnetenkammer erhoben, die nicht vereinbar mit dem Geist der Verfassung sei.
Über diese Bedenken setzen sich die Abgeordneten nun hinweg. 'Der Geist der Verfassung  spiegelt den Geist des 19. Jahrhunderts wider', hieß es von Seiten des zuständigen Parlamentsausschusses. Für dessen Vorsitzenden Paul-Henri Meyers ist die Debatte um das Wann und Wie der Parlamentsauflösung ein weiterer Beleg für die Notwendigkeit der Verfassungsreform."
und auf tageblatt.lu:
" Würde der Großherzog die Meinung des Staatsrats jedoch teilen und das Parlament mit sofortiger Wirkung auflösen, befürchtet Bodry eine ernsthafte Krise. Der Großherzog würde sich damit gegen alle Parteien [Bodry meint wohl "alle parlamentarischen Fraktionen"] stellen. Damit überschreite das Staatsoberhaupt seine Befugnisse, dürfe er sich doch nicht in politische Fragen einmischen."

Wieso muss es denn überhaupt soweit kommen? Ist es wirklich zuviel verlangt, dass Juncker und die Regierung tatsächlich Verantwortung für die ganze SREL-Affäre übernimmt oder das Parlament noch einmal trotz Sommerpause zusammen kommt, um der Regierung das Vertrauen zu- oder abzusprechen? De facto wird jetzt nämlich die Verfassung als Relikt des 19. Jahrhunderts (ist denn das Großherzogtum Luxemburg das nicht auch?) einfach beiseite geschoben, und der Großherzog dazu aufgefordert, Neuwahlen einzuberufen, obwohl formal eine Regierung im Amt ist und drei Motionen im Parlament einfach übergangen wurden. In anderen Worten, wenn "alle Parteien" mit einem Staatsstreich einverstanden wären, ginge das schon in Ordnung?

Juli 01, 2013

Ich bin erschüttert

Wie ich erst heute erfahren habe, ist die Science Fiction-Autorin Marianne Sydow, deren Perry Rhodan-Beiträge wie "Dorina, die Friedensstifterin" ein prägender Bestandteil meiner Jugendjahre waren, bereits am 2. Juni verstorben. Hier der Nachruf ihres Sohnes Ralph von Sydow auf ihrer Webseite Villa Galactica, weiteres, darunter viele Links, findet man bei Frank Böhmert.

Juni 20, 2013

Psychedelisches zu Brians 71ten


Beach Boys - Good Vibrations (1966)

[man beachte die Feuerwehrmann-Connection!]

Juni 18, 2013

Psychedelisches zu Pauls 71ten




The Fireman (Paul McCartney & Youth) - Universal Here, Everlasting Now (2008)

Mai 30, 2013

199 Jahre Michail Aleksandrovič Bakunin

"Also keine Gesetzgebung von außen her und keine Autorität; beide sind voneinander unzertrennlich und führen zur Knechtung der Gesellschaft und zur Verdummung der Gesetzgeber selbst.
Folgt heraus, dass ich jede Autorität verwerfe? Dieser Gedanke liegt mir fern. Wenn es sich um Stiefel handelt, wende ich mich an die Autorität des Schusters; handelt es sich um ein Haus, einen Kanal oder eine Eisenbahn, so befrage ich die Autorität des Architekten oder des Ingenieurs. Für irgendeine Spezialwissenschaft wende ich mich an diesen oder jenen Gelehrten. Aber weder der Schuster, noch der Architekt oder der Gelehrte dürfen mir ihre Autorität aufzwingen. Ich höre sie frei und mit aller ihrer Intelligenz, ihrem Charakter, ihrem Wissen gebührenden Achtung an, behalte mir aber mein unbestreitbares Recht der Kritik und der Nachprüfung vor. Ich begnüge mich nicht, eine einzige Spezialautorität zu befragen, ich befrage mehrere, vergleiche ihre Meinungen und wähle die, die mir die richtigste zu sein scheint. Aber ich erkenne keine unfehlbare Autorität an, selbst nicht in ganz speziellen Fragen; folglich, welche Achtung ich auch immer für die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit einer Person habe, setze ich in niemanden unbedingten Glauben. Ein solcher Glaube wäre verhängnisvoll für meine Vernunft, meine Freiheit und den Erfolg meines Unternehmens, er würde mich sofort in einen dummen Sklaven und ein Werkzeug des Willens und der Interessen anderer verwandeln.
Wenn ich mich vor der Autorität von Spezialisten beuge und bereit bin, ihren Angaben und selbst ihrer Leitung in gewissem Grade und, solange es mir notwendig erscheint, zu folgen, tue ich das, weil diese Autorität mir von niemand aufgezwungen ist, nicht von den Menschen und nicht von Gott. Sonst würde ich sie mit Abscheu zurückweisen und ihre Ratschläge, ihre Leitung und ihre Wissenschaft zum Teufel jagen, in der Gewissheit, dass sie mich die Brocken menschlicher Wahrheit, die sie mir geben könnten, in viele Lügen eingehüllt, durch den Verlust meiner Freiheit und Würde bezahlen ließen.
Ich neige mich vor der Autorität von Spezialisten, weil sie mir von meiner eigenen Vernunft auferlegt wird. Ich bin mir bewusst, dass ich nur einen sehr kleinen Teil der menschlichen Wissenschaft in allen Einzelheiten und positiven Entwicklungen umfassen kann. Die größte Intelligenz genügt nicht, alles zu umfassen. Daraus folgt für die Wissenschaft wie für die Industrie die Notwendigkeit der Arbeitsteilung und Vereinigung. Ich empfange und ich gebe, so ist das menschliche Leben. Jeder ist abwechselnd leitende Autorität oder Geleiteter. Es gibt also keine stetige und feststehende Autorität, sondern einen beständigen Wechsel von gegenseitiger Autorität und Unterordnung, die vorübergehend und vor allem freiwillig ist.
Diese gleiche Ursache verbietet mir also, eine feste, beständige und allgemeine Autorität anzuerkennen, weil es keinen universellen Menschen gibt, der imstande wäre, mit jenem Reichtum an Einzelheiten, ohne den die Anwendung der Wissenschaft auf das Leben nicht möglich ist, alle Wissenschaften, alle Zweige des sozialen Lebens zu umfassen. Und wenn es möglich wäre, dass eine solche Universalität je in einem einzigen Mann verwirklicht würde, und wenn er sich derselben bedienen wollte, um uns seine Autorität aufzuzwingen, so müsste man diesen Mann aus der Gesellschaft jagen, weil seine Autorität unvermeidlich alle anderen zur Sklaverei und zum Schwachsinn herabdrücken würde. Ich meine nicht, dass die Gesellschaft Männer von Genie misshandeln soll, wie sie es bis jetzt getan hat. Aber ich meine ebensowenig, dass sie sie zu fett machen, vor allem ihnen irgendwelche Vorrechte oder ausschließlichen Rechte einräumen soll, und dies aus drei Ursachen: erstens weil es ihr oft vorkommen würde, einen Marktschreier für einen Mann von Genie zu halten; dann weil sie durch dieses System von Vorrechten selbst ein wahres Genie in einen Quacksalber verwandeln, demoralisieren, dumm machen kann, und endlich, weil sie sich einen Despoten geben würde.
Ich fasse zusammen. Wir erkennen also die unbedingte Autorität der Wissenschaft an, weil die Wissenschaft keinen anderen Gegenstand hat, als die sorgfältige und möglichst systematische Wiedergabe der im materiellen, geistigen und moralischen Leben der physischen und der sozialen Welt liegenden Naturgesetze; diese beiden Welten bilden tatsächlich nur ein und dieselbe natürliche Welt. Außerhalb dieser Autorität, der einzig rechtmäßigen, weil vernünftigen und der menschlichen Freiheit entsprechenden, erklären wir alle anderen Autoritäten für lügenhaft, willkürlich, despotisch und verhängnisvoll.
Wir erkennen die unbedingte Autorität der Wissenschaft an, aber wir weisen die Unfehlbarkeit und Universalität der Vertreter der Wissenschaft zurück. In unserer Kirche — man erlaube mir einen Augenblick, dieses Wort zu gebrauchen, das ich im übrigen verabscheue; beide, Kirche und Staat, sind mir unausstehlich [sont mes deux betes noires] —, in unserer Kirche wie in der protestantischen Kirche haben wir ein Oberhaupt, einen unsichtbaren Christus, die Wissenschaft, und wie die Protestanten, sogar konsequenter als die Protestanten, wollen wir in derselben weder Papst, noch Konzile, noch Versammlungen unfehlbarer Kardinale, noch Bischöfe und selbst keine Priester dulden. Unser Christus unterscheidet sich vom protestantischen und christlichen Christus darin, dass letzterer ein persönliches Wesen und unserer unpersönlich ist; der christliche Christus, der schon in einer ewigen Vergangenheit zur Vollendung gelangte, stellt sich als vollkommenes Wesen dar, während die Vollendung und Vervollkommnung unseres Christus, der Wissenschaft, immer in der Zukunft liegen, was soviel heißt, als dass sie nie zur Verwirklichung gelangen wird. Wenn wir nur die unbedingte Autorität der absoluten Wissenschaft anerkennen, setzen wir also in keiner Weise unsere Freiheit aufs Spiel.
Ich verstehe unter "absoluter Wissenschaft" die wirklich universelle Wissenschaft, die das Universum, das System oder die Zuordnung aller sich in der beständigen Entwicklung der Welten äußernden Naturgesetze, in seiner ganzen Ausdehnung und all seinen unendlichen Einzelheiten ideal wiedergeben würde. Es ist klar, dass diese Wissenschaft, das erhabenste Ziel aller Anstrengungen des menschlichen Geistes, nie in absoluter Vollständigkeit verwirklicht werden wird. Unser Christus wird also ewig unvollendet bleiben, was den Stolz seiner bevorrechteten Vertreter unter uns bedeutend vermindern muss. Gegen diesen Sohn Gottes, in dessen Namen sie uns ihre unverschämte und pedantische Autorität aufzulegen die Anmaßung haben würden, werden wir uns auf Gott den Vater berufen, der die wirkliche Welt, das wirkliche Leben ist, von denen jener nur der nur allzu unvollkommene Ausdruck ist und deren unmittelbare Vertreter wir selbst sind — die lebenden Wesen, die wir leben, arbeiten, kämpfen, lieben, streben, genießen und leiden.
Aber während wir die unbedingte, universelle und unfehlbare Autorität der Männer der Wissenschaft zurückweisen, beugen wir uns gern vor der achtenswerten, aber relativen und sehr vorübergehenden, sehr beschränkten Autorität der Vertreter der Spezialwissenschaften und verlangen nichts Besseres, als sie zu befragen, wenn die Reihe an sie kommt, sehr dankbar für die wertvollen Fingerzeige, die sie uns geben, unter der Bedingung, dass sie selbst bereit sind, von uns gleiche Angaben anzunehmen über Dinge und in Fällen, in denen wir gelehrter sind als sie. Im allgemeinen ist es uns ganz erwünscht zu sehen, dass Männer von großem Wissen, großer Erfahrung, großem Geist und vor allem großen Herzens auf uns einen natürlichen, rechtmäßigen, frei angenommenen Einfluss ausüben, der nie im Namen irgendeiner offiziellen, himmlischen oder irdischen Autorität auferlegt wird. Wir nehmen alle natürlichen Autoritäten und Einflüsse an, die im Wesen der Sache, nicht aber im Recht liegen; denn jede im Recht liegende und daher offiziell auferlegte Autorität und jeder Einfluss dieser Art wird sofort Unterdrückung und Lüge und würde uns unfehlbar, wie ich hinreichend bewiesen zu haben glaube, Sklaverei und Unsinn aufzwingen.
Mit einem Wort, wir weisen alle privilegierte, patentierte, offizielle und legale Gesetzgebung, Autorität und Beeinflussung zurück, selbst wenn sie aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen sind, in der Überzeugung, dass sie immer nur zum Nutzen einer herrschenden und ausbeutenden Minderheit gegen die Interessen der ungeheuren geknechteten Mehrheit sich wenden können.
In diesem Sinne sind wir wirklich Anarchisten."
Aus: Gott und der Staat, geschrieben 1871, zuerst veröffentlicht 1882.

Mai 28, 2013

116 Jahre Camillo Berneri

Für die Leser meines Blogs, die des Italienischen mächtig sind...
Ich verstehe zwar auch nicht alles, hört sich doch aber toll an, oder? 

Mai 23, 2013

Dreimal RIP

Ray Manzarek - Crystal Ship (live 2012)

Uriah Heep (ausnahmsweise mit Bassist Trevor Bolder als Sänger) - Fear of falling (1995)

Georges Moustaki - Ma liberté (1969)