Januar 27, 2013

238 Jahre Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

Schelling war nicht nur Philosoph (laut Engels in Christo), sondern - wohl weniger bekannt - auch ein zuweilen humoristischer Dichter:
 
Epikurisch Glaubensbekenntnis Heinz Widerporstens (1799)
Kann es fürwahr nicht länger ertragen,
Muß wieder einmal um mich schlagen,
Wieder mich rühren mit allen Sinnen,
So mir dachten zu zerrinnen
Von den hohen überird'schen Lehren
Dazu sie mich wollten mit Gewalt bekehren,
Wieder werden wie unsereiner,
Der hat Mark, Blut, Fleisch und Gebeiner.
Weiß nicht, wie sies können treiben,
Von Religion reden und schreiben;
Mag über solchem Zeug nicht brüten,
Will denn unter sie hineinwüten
Und mir nicht von den hohen Geistern
Lassen Verstand und Sinn verkleistern,
Sondern behaupte zu dieser Frist,
Daß nur das wirklich und wahrhaft ist,
Was man kann mit den Händen betasten,
Was zu begreifen nicht not tut fasten,
Noch sonst ander Kasteiung
Oder gewaltsame Leibesbefreiung.
Zwar, als sie sprachen davon so trutzig,
Wurd ich eine Weile stutzig,
Las, als ob ich was verstehen könnt,
Darum so Reden als Fragment.
Wollt mich wirklich drein ergeben,
Lassen von gottlos Werk und Leben,
Hoffte, dem Bösen gar zum Spotte,
Selber zu machen mich zum Gotte,
Und war schon über Kopf und Hals
Vertieft im Anschaun des Weltenalls,
Als mich tät der Witz gemahnen,
Daß ich wär auf der falschen Bahnen:
Sollte kehren ins alt Gleis
Und mir nichts machen lassen weis.
Welches zu tun ich war nicht faul:
War doch nicht gleich wieder der alte Saul,
Mußte, um zu vertreiben die Grillen,
Darvon mir tät der Kopf noch trillen,
Den Leib auf alle Weis beraten,
Mir holen lassen so Wein als Braten.
Solches tät mir trefflich frommen:
War ganz in meine Natur gekommen,
Konnt wieder mit Frauen mich ergehn,
Aus beiden Augen helle sehn;
Darob ich mich, gar sehr ergötzt,
Alsbald zum Schreiben niedersetzt.
Sprach so in meinen innern Gedanken:
Tu nicht von deinem Glauben wanken,
Der dir geholfen durch die Welt
Und Leib und Seel zusammenhält;
Können dirs doch nicht demonstrieren
Und auf Begriffe reduzieren.
Wie sie sprechen vom innern Licht,
Reden viel und beweisen nicht,
Füllen mit großen Worten die Ohren,
Ist weder gesotten noch gegoren,
Sieht aus wie Phantasie und Dichtung,
Ist aller Poesie Vernichtung.
Könnens nicht anders von sich geben noch sagen,
Als wie sies in sich fühlen und tragen.
Darum so will auch ich bekennen,
Wie ich in mir es fühle brennen,
Wie mirs in allen Adern schwillt,
Mein Wort so viel wie anderes gilt,
Der ich in bös und guten Stunden
Mich habe gar trefflich befunden,
Seit ich gekommen bin ins klare,
Die Materie sei das einzig Wahre,
Unser aller Schutz und Rater,
Aller Dinge rechter Vater,
Alles Denkens Element,
Alles Wissens Anfang und End.
Halte nichts vom Unsichtbaren,
Halt mich allein am Offenbaren,
Was ich kann riechen, schmecken und fühlen,
Mit allen Sinnen drinnen wühlen.
Mein einzig Religion ist die,
Daß ich liebe ein schönes Knie,
Volle Brust und schlanke Hüften,
Dazu Blumen mit süßen Düften,
Aller Lust volle Nährung,
Aller Liebe süße Gewährung.
Drum, sollts eine Religion noch geben
(Ob ich gleich kann ohne solche leben)
Könnte mir von den andern allen
Nur die katholische gefallen,
Wie sie war in den alten Zeiten,
Da es gab nicht Zanken noch Streiten,
Waren alle ein Mus und Kuchen,
Tätens nicht in der Ferne suchen,
Täten nicht nach dem Himmel gaffen,
Hatten von Gott 'n lebend'gen Affen,
Hielten die Erde fürs Zentrum der Welt,
Zum Zentrum der Erde Rom bestellt,
Darin der Statthalter residiert
Und der Weltteile Zepter führt,
Und lebten die Laien und die Pfaffen
Zusammen wie im Land der Schlaraffen.
Dazu sie im hohen Himmelshaus
Selber lebten in Saus und Braus,
War ein täglich Hochzeithalten
Zwischen der Jungfrau und dem Alten;
Dazu das Weib im Haus regiert
Und wie hier unten die Herrschaft führt.
Hätte über das alles gelacht,
Doch mir es wohl zunutz gemacht.
Allein, das Blatt hat sich gewandt;
Ist eine Schmach, ist eine Schand
Wie man jetzt und allerorten
Ist so gar vernünftig worden,
Muß mit Sittlichkeit stolzieren,
Schönen Sprüchen paradieren,
Daß allewege selbst die Jugend
Wird geschoren mit der Tugend,
Und auch ein christkathol'scher Christ
Ebenso wie ein andrer ist.
Drum hab' ich aller Religion entsagt,
Keine mir jetzt mehr behagt,
Geh weder zur Kirche noch Predigt,
Bin alles Glaubens rein erledigt,
Außer an die, die mich regiert,
Mich zu Sinn und Dichtung führt,
Das Herz mir täglich rührt
Mit ew'ger Handlung,
Beständ'ger Verwandlung,
Ohne Ruh noch Säumnis,
Ein offen Geheimnis,
Ein unsterblich Gedicht,
Das zu allen Sinnen spricht,
So daß ich kann nichts mehr glauben noch denken,
Was sie mir nicht in die Brust tut senken,
Noch als gewiß und recht bewahren,
Was sie mir nicht tut offenbaren,
In deren tief gegrabnen Zügen
Muß, was wahr ist, verborgen liegen;
Das Falsche nimmer in sie mag kommen,
Noch ist es auch von ihr genommen –
Durch Form und Bild sie zu uns spricht
Und verhehlet selbst das Innre nicht,
Daß wir aus den bleibenden Chiffern
Mögen auch das Geheime entziffern
Und hinwiederum nichts mögen begreifen,
Was sie uns nicht gibt mit Händen zu greifen.
Drum, ist eine Religion die rechte,
Müßt sie im Stein und Moosgeflechte,
In Blumen, Metallen und allen Dingen,
So zu Luft und Licht sich dringen,
In allen Höhen und Tiefen
Sich offenbaren in Hieroglyphen.
Wollte gern vor dem Kreuz mich neigen,
Wenn ihr mir einen Berg könnt zeigen,
Darin den Christen zum Exempel
Wär von Natur erbaut ein Tempel,
Daß oben hohe Türme prangten,
Große Glocken an Magneten hangten,
Und an Altären, in den Hallen,
Kruzifixe von schönen Kristallen,
In Meßgewändern mit goldenen Fransen,
Silbernen Kelchen und Monstranzen,
Und was sonst ziert die Kirchendiener,
Stünden versteinerte Kapuziner.
Weilen aber bis zu dieser Frist
Ein solcher Berg nicht gewesen ist,
Will ich mich nicht lassen narren,
Sondern in Gottlosigkeit verharren,
Bis einer werd zu mir gesandt,
Geb mir den Glauben in die Hand,
Welches er wohl wird lassen bleiben.
Daher ich es will so forttreiben,
Wenn ich auch lebt bis an den Jüngsten Tag,
Den auch wohl keiner erleben mag.
Glaub, die Welt ist von jeher gewesen,
Wird auch nimmer in sich verwesen;
Möcht wissen, wenn sie sollt verbrennen
Mit allem Holz und Gesträuch darinnen,
Womit sie wollten die Hölle heizen,
Die Sünder zu kochen und zu beizen.
So bin ich aller Furcht entbunden,
Kann an Leib und Seel gesunden,
Statt mich zu gebärden und zu zieren,
Ins Universum zu verlieren,
In der Geliebten hellen Augen
In tiefes Blau mich untertauchen.
Wüßt auch nicht, wie mir vor der Welt sollt grausen,
Da ich sie kenne von innen und außen.
Ist gar ein träg und zahmes Tier,
Das weder dräuet dir noch mir,
Muß sich unter Gesetze schmiegen,
Ruhig zu meinen Füßen liegen.
Steckt zwar ein Riesengeist darinnen,
Ist aber versteinert mit allen Sinnen,
Kann nicht aus dem engen Panzer heraus
Noch sprengen das eisern Kerkerhaus,
Obgleich er oft die Flügel regt,
Sich gewaltig dehnt und bewegt,
In toten und lebend'gen Dingen
Tut nach Bewußtsein mächtig ringen;
Daher der Dinge Quallität,
Weil er drin quellen und treiben tät,
Die Kraft, wodurch Metalle sprossen,
Bäume im Frühling auf geschossen,
Sucht wohl an allen Ecken und Enden
Sich ans Licht herauszuwenden,
Läßt sich die Mühe nicht verdrießen,
Tut jetzt in die Höhe schießen,
Seine Glieder und Organ verlängern,
Jetzt wieder verkürzen und verengern
Und sucht durch Drehen und durch Winden
Die rechte Form und Gestalt zu finden.
Und kämpfend so mit Füß' und Händ'
Gegen widrig Element,
Lernt er im Kleinen Raum gewinnen,
Darin er zuerst kommt zum Besinnen;
In einen Zwergen eingeschlossen
Von schöner Gestalt und graden Sprossen,
Heißt in der Sprache Menschenkind,
Der Riesengeist sich selber findt.
Vom eisernen Schlaf, vom langen Traum
Erwacht, sich selber erkennet kaum
Über sich gar sehr verwundert ist,
Mit großen Augen sich grüßt und mißt;
Möcht alsbald wieder mit allen Sinnen
In die große Natur zerrinnen,
Ist aber einmal losgerissen,
Kann nicht wieder zurückfließen
Und steht zeitlebens eng und klein
In der eignen großen Welt allein.
Fürchtet wohl in bangen Träumen,
Der Riese könnt sich ermannen und bäumen
Und wie der alte Gott Satorn
Seine Kinder verschlingen im Zorn.
Denkt nicht, daß er es selber ist,
Seiner Abkunft ganz vergißt,
Tut sich mit Gespenstern plagen,
Könnt also zu sich selber sagen:
Ich bin der Gott, der sie im Busen hegt,
Der Geist, der sich in allem bewegt.
Vom ersten Ringen dunkler Kräfte
Bis zum Erguß der ersten Lebenssäfte,
Wo Kraft in Kraft und Stoff in Stoff verquillt,
Die erste Blüt, die erste Knospe schwillt
Zum ersten Strahl von neu gebornem Licht,
Das durch die Nacht wie zweite Schöpfung bricht
Und aus den tausend Augen der Welt
Den Himmel so Tag wie Nacht erhellt,
Hinauf zu des Gedankens Jugendkraft,
Wodurch Natur verjüngt sich wieder schafft,
Ist eine Kraft, ein Pulsschlag nur, ein Leben,
Ein Wechselspiel von Hemmen und von Streben.
Deswegen mir nichts ist so sehr verhaßt
Als so ein fremder fürnehmer Gast,
Der auf der Welt herumstolziert
Und schlechte Red im Munde führt
Von der Natur und ihrem Wesen,
Dünkt sich besonders auserlesen.
Ist eine eigne Menschenklasse,
Von eignem Sinn und geistlicher Rasse,
Halten all andre für verloren,
haben ewigen Haß geschworen
Der Materie und ihren Werken,
Tun sich dagegen mit Bildern stärken,
Reden von Religion als einer Frauen,
Die man nur dürft durch Schleier schauen,
Um nicht zu empfinden sinnlich Brunst,
Machen darum viel Wörterdunst,
Fühlen sich selbst hoch übermächtig
Glauben sich in allen Gliedern trächtig
Von dem neuen Messias, noch ungeborn,
In ihrem Ratschluß auserkorn,
Die armen Völker groß und klein
Zu führen in einen Schaf stall hinein,
Wo sie aufhören sich zu necken,
Hübsch christlich in eins zusammen blecken,
Und was sie sonst noch verkünden prophetisch.
Sind von Natur zwar unmagnetisch,
Doch wenn sie 'nen echten Geist berühren,
Von seiner Kraft was in sich spüren,
Glauben, sie sei'n es selber geworden,
Können von selber zeigen nach Norden.
Wissen sich doch nur schlecht zu raten,
Reden so mehr von andrer Taten,
Verstehen alles wohl zu rütteln,
Gedanken untereinanderzuschütteln,
Meinen, viel Geist daraus zu entwickeln,
Tut aber nur in der Nasen prickeln,
Polemisch affizieren den Magen
Und allen Appetit verschlagen.
Rat jedem, der es hat gelesen,
Von der Verderbnis zu genesen,
Auf'm Sofa mit einem schönen Kinde
Zu explizieren die Lucinde.
Jenen aber und ihresgleichen
Will ich kundtun und nicht verschweigen,
Daß ich ihre Fromm- und Heiligkeit,
Ihre Übersinn- und Überirdigkeit
Will ärgern mit tüchtig Werk und Leben,
Solange mir noch ist gegeben
Die Anbetung der Materie und des Lichts,
Dazu die Grundkraft deutschen Gedichts,
Solang ich an süßen Augen werd hangen,
Solang ich mich werd fühlen umfangen
Von der Einz'gen liebreichen Armen,
An ihren Lippen mich erwarmen,
Von ihrer Melodie durchklungen,
Von ihrem Leben so durchdrungen,
Daß ich nur nach dem Wahren kann trachten,
Allen Dunst und Schein verachten,
Daß mir nicht können die Gedanken
Wie Gespenster da- und dorthin schwanken,
Haben Nerven, Fleisch, Blut und Mark
Und werden geboren frei, frisch und stark.
Den andern aber entbiet ich Gruß
Und sage noch zum guten Schluß:
Hol der Teufel und Salitter
Alle Russen und Jesuiter.
Solches hab in der Frau Venus Horst
Geschrieben ich, Heinz Widerporst,
Der zweit genannt mit diesem Namen –
Gott geb noch vieln solchen Samen!

Januar 26, 2013

Ideal und Wirklichkeit

Gelesen in der "goosch.lu" (Ausgabe 361 vom 10.01.2013):
"Jeder humanistisch denkende Mensch müsste eigentlich eine baldige Genesung des venezolanischen Präsidenten herbeiwünschen. Gewisse Kreise im In- und Ausland möchten jedoch die Gunst der Stunde nutzen, um die bolivarische Revolution rückgängig zu machen. Dabei verkennen sie den Reifegrad des Transformationsprozesses, der in der Zwischenzeit nicht mehr vom Wirken einer einzelnen historischen Persönlichkeit abhängt, wie groß deren Verdienste auch seien.
In der Tat ist der Beitrag von Hugo Chávez zum Bruch mit den neoliberalen kapitalistischen Gegenreformen nicht nur in Venezuela, sondern weit darüber hinaus, enorm.
In der modernen Geschichte steht Hugo Chávez beispielhaft für die Rolle des Revolutionsführers in einer bestimmten historischen Konstellation, wie der russische marxistische Denker Georgi W. Plechanow sie in seinem Werk 'Über die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte' am Ende des vorletzten Jahrhunderts herausgearbeitet hat, als er das dialektische Verhältnis zwischen subjektiven, individuellen Faktoren und objektiven, gesellschaftlichen Kräften in der historischen Entwicklung analysierte.
Zwei Verdienste von Hugo Chávez sollten besonders hervorgehoben werden. Einerseits hat er es nicht versäumt, die institutionellen Voraussetzungen für die Unumkehrbarkeit des Revolutionsprozesses zu schaffen. Andererseits hat er enorm beigetragen zu einem qualitativen Sprung in der Entwicklung des Klassenbewusstseins der breiten Volksmassen – und dies trotz eines medialen Übergewichtes der bürgerlichen Kräfte in der venezolanischen Gesellschaft!"

Heute gelesen auf tageblatt.lu:
"Bei einer Gefängnismeuterei sind in Venezuela vermutlich mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten wurde auch 24 Stunden nach dem Zusammenstoß zwischen Soldaten und Häftlingen nicht offiziell bestätigt. Mehrere Medien berichteten übereinstimmend von 54 Todesopfern und mehr als 80 Verletzten in der Haftanstalt in Uribana (Bundesstaat Lara). Vize-Präsident Nicolás Maduro sprach von einem 'tragischen Durcheinander' und kündigte eine Untersuchung an. Die Militärs wollten das Gefängnis durchsuchen, um eingeschmuggelte Waffen zu beschlagnahmen und um Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Banden zu beenden.
Der Einsatz der Soldaten begann am Freitag um 07.00 Uhr in der Früh. Mit der Aktion reagierten die Sicherheitskräfte nach Angaben der Ministerin Iris Varela auf Informationen über Streit zwischen Gangs. 'Aufgrund gewalttätiger Vorkommnisse im Gefängnis von Uribana wurde eine Durchsuchung notwendig, um die Insassen der Haftanstalt komplett zu entwaffnen', hieß es in einer Erklärung. Als die Nationalgarde mit der Aktion begonnen habe, sei sie von den Anführern der Banden angegriffen worden.
(...)
In Venezuela kommt es in den oft überfüllten Gefängnissen immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Oft handelt es sich dabei um Abrechnungen zwischen rivalisierenden Banden. Die Waffen werden meist von Besuchern oder bestochenen Wärtern in die Haftanstalten geschmuggelt. Im vergangenen August waren in dem Gefängnis Yare I der Stadt Guatire bei Caracas 25 Häftlinge bei blutigen Kämpfen zwischen Gangs ums Leben gekommen."

Januar 18, 2013

Anathema sit

Gelesen auf tagesschau.de über die Dopingbeichte Lance Armstrongs:
"Armstrong wirkt während des Interviews nicht wie ein wirklich reumütiger Sünder. (...) Die vielen Menschen, die er ins Unglück getrieben hat, scheinen ihm nicht wirklich leid zu tun."
Ehrmm... wie viele Leute hat Armstrong denn um Leib und Gut gebracht, als er den "Cocktail aus etwas EPO, Bluttransfusionen und Testosteron" zu sich nahm? Habe ich was verpasst???

Am europäischen Wesen soll die Welt genesen

...und zwar - das ist die Pointe - zum Wohle der Wettbewerbsfähigkeit der EU (dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit jetzt Standortnachteile sein sollen, ist allerdings neu...).
 
So EU-Oberparlamentarier Martin Schulz (SPD), zitiert im gestrigen Jeudi:
"Pour Martin Schultz, l'Europe en crise souffre d'un manque de solidarité, alors que son poids de 500 millions d'individus doit lui permettre de peser face à n'importe quel concurrent mondial. 'Les emplois de demain dépendent de la capacité de l'Europe à exporter son modèle et ses valeurs, humaines, sociales, écologiques. Ce n'est pas de l'impérialisme, mais la liberté pour tous.
 Aujourd'hui, nous acceptons le jeu de concurrents (la Chine par exemple) qui ne respectent pas les libertés individuelles, qui ignorent les droits sociaux, qui se moquent des standards écologiques'."

Januar 17, 2013

"Die Notenbank als planwirtschaftliches Organ"

Gelesen bei Carl Landauer, einem Staatssozialisten/Sozialdemokraten der alten Schule; auch als caveat für dessen heutigen GesinnungsgenossInnen:
"Stellt man der Zentralnotenbank die Aufgabe, die kommende Konjunkturentwicklung vorauszusehen und durch rechtzeitiges Bremsen oder Lockerlassen den Konjunkturwechsel abzuschwächen, dann stellt man keinen Grundsatz auf, aus dem eindeutige Folgerungen möglich wären. Ob die Leitung der Notenbank einen Eingriff in einem gegebenen Zeitpunkt für möglich und erwünscht hält, wird immer davon abhängen, wie sie die stets vieldeutigen Symptome der Wirtschaftslage auffaßt. Auch über die Wirkung der Mittel, die ihr zu Gebote stehen, sind stets viele Meinungen möglich. Je nach ihrer politischen Einstellung werden die Notenbankleiter geneigt sein, einen Eingriff in der gleichen Lage für nötig und segensreich oder für unnötig und unerwünscht zu halten. Die politische Regierung ist für ihre Meinungen und die Konsequenzen, die sie daraus zieht, dem Parlament verantwortlich. Wem aber soll die Leitung der Notenbank verantwortlich sein? Macht man sie vom Parlament oder der Regierung abhängig, dann wird sie selbst Objekt des Parteienkampfes. Die starke Waffe des Diskonts und die Mittel der zentralen Kreditpolitik überhaupt können dann dazu benutzt werden, um bestimmte, der einen oder der anderen politischen Richtung im Augenblick erwünschte Wirkungen zu erzielen. Jede Regierung wird natürlich geneigt sein, ihren Einfluß auf die Notenbank in dem Sinn zu nutzen, daß sie sich für ihre Regierungsperiode gutes Wirtschaftswetter verschafft, auch wenn damit die nächste Periode vorbelastet wird. Macht man die Zentralnotenbank einer anderen Instanz, etwa einen Verwaltungsrat von Wirtschaftssachverständigen, verantwortlich, so bevorzugt man notwendigerweise bestimmte Interessengruppen, da es unparteiische Sachverständige nicht gibt. Außerdem aber schafft man damit den unerträglichen Zustand, daß die Regierung sich auf die Zentralnotenbank, diese sich auf die Regierung hinausreden kann, und daß für die Wirtschaftspolitik überhaupt niemand mehr verantwortlich ist. Das gleiche tritt ein, und zwar in verschärftem Maß, wenn man die einmal gewählte Notenbankleitung für die Dauer ihrer Amtsperiode überhaupt von Verantwortlichkeit befreit. Dabei kann solange nur eine leichte Abschwächung der Konjunkturwellen erfolgen, als eine einzelne Zentralnotenbank diese Politik innerhalb der Grenzen ihres Landes durchzuführen sucht. Denn die Erhöhung des Diskonts drosselt nicht nur die inländische Kreditnachfrage, sie bewirkt zugleich ein größeres Kreditangebot vom Ausland und kann leicht dazu führen, daß sich die Notenbank aus dem Kreditverkehr selbst ausschaltet. Daher können stärkere Wirkungen nur durch ein internationales Zusammenwirken der Notenbanken erzielt werden. Für ein solches Zusammenwirken aber fehlen alle Voraussetzungen. Man kann nicht internationale Konjunkturpolitik betreiben, solange die allgemeine Wirtschaftspolitik nur für die einzelne nationale Wirtschaft betrieben wird. Vielleicht läßt sich einmal die längst angestrebte und nie erzielte 'internationale Solidarität der Notenbanken' soweit herstellen, daß diese ihre Politik nicht gegenseitig durchkreuzen. Auch das wird schwer genug sein, aber es wird noch keineswegs eine Grundlage für internationale Konjunkturpolitik bedeuten. Die Eingriffe der Notenbank in den Ablauf der Konjunktur können daher bestenfalls nur eine Vermeidung der allertiefsten Täler und der allerhöchsten Spitzen bedeuten."
Carl Landauer, Planwirtschaft und Verkehrswirtschaft, München und Leipzig, 1931, S.106-107.

Januar 15, 2013

204 Jahre Pierre-Joseph Proudhon

Impôt et Rente.
On n’a rien laissé à dire sur l’impôt ; toutes les combinaisons dont il est susceptible ont été essayées, proposées, discutées ; et, quoi qu’on ait fait et qu’on ait dit, il est resté comme une énigme insoluble, où l’arbitraire, la contradiction et l’iniquité se croisent sans fin.
L’impôt foncier agit sur l’agriculture comme le jeûne sur le sein d’une nourrice : c’est l’amaigrissement du nourrisson. Le gouvernement en est convaincu, mais, dit-il, il faut que je vive !
L’impôt des portes et fenêtres est une taxe sur le soleil et l’air, que nous payons en affections pulmonaires, scrofules, autant qu’avec notre argent. Le fisc n’en doute pas, mais, répète-t-il toujours, il faut que je vive !
L’impôt des patentes est un empêchement au travail, un gage donné au monopole.
L’impôt du sel un obstacle à l’élève du bétail, une interdiction de la salubrité.
L’impôt sur les vins, la viande, le sucre et tous les objets de consommation, en élevant arbitrairement le prix des choses, arrête la vente, restreint la consommation, pousse à la falsification, est une cause permanente de disette et d’empoisonnement.
L’impôt sur les successions, renouvelé de la main-morte, est une spoliation de la famille, d’autant plus odieuse que dans la majorité des cas la famille privée de son chef, d’un membre utile, voit sa puissance diminuer, et tombe dans l’inertie et l’indigence.
L’impôt sur le capital, qui a la prétention de simplifier tout en généralisant tout, ne fait que généraliser les vices de tous les autres impôts réunis ; c’est une diminution du capital. La belle idée !…
Pas d’impôt dont on ne puisse dire qu’il est un empêchement à la production, un empêchement à l’impôt ! Et comme l’inégalité la plus criante est inséparable de toute fiscalité, pas d’impôt dont on ne puisse dire encore qu’il est un auxiliaire du parasitisme contre le travail et la Justice. Le pouvoir sait toutes ces choses, mais il n’y peut que faire, et il faut qu’il vive !
Le peuple, toujours dupe de son imagination, est favorable à l’impôt somptuaire. Il applaudit aussi à l’impôt progressif, qui lui semble devoir rejeter sur la classe riche le fardeau qui écrase le peuple.
Je ne connais pas de spectacle plus affligeant que celui d’une plèbe menée par ses instincts.
Quoi ! vous voulez qu’on dégrève les patentes, les loyers, le taux de l’intérêt, les taxes de douane, les droits de circulation et d’entrée, toutes réformes qui naturellement permettraient de produire en plus grande quantité les objets dits de luxe, et, cela fait, vous demandez qu’on rançonne ceux qui les achètent ! Savez-vous qui payera l’impôt de luxe ? L’ouvrier de luxe ; cela est de nécessité mathématique et commerciale.
Vous voulez qu’on impose la richesse à mesure qu’elle se forme, ce qui signifie que vous défendez à quiconque de s’enrichir, à peine de confiscation progressive. Franchise au pain d’avoine, taxe sur le pain de froment : quelle perspective encourageante ! quelle économie !
On parle beaucoup d’un impôt sur les valeurs mobilières. En matière d’impôt, il est difficile d’imaginer rien de plus agréable au peuple, qui généralement ne touche pas de dividendes. Le principe conduirait à imposer le revenu des cautionnements, l’intérêt de la dette consolidée et de la dette flottante, les pensionnaires de l’État, ce qui équivaudrait à une réduction générale des rentes et traitements. Mais ne craignez pas que le fisc procède avec cette généralité, ni qu’il fasse grand mal aux capitalistes que la mesure doit atteindre. Réduire, par l’impôt, le capital à la portion congrue, après l’avoir appelé dans la commandite et l’emprunt par l’appât d’un fort bénéfice, serait une contradiction choquante, qui perdrait le crédit de l’État et des compagnies et disloquerait la système.
Il y a des riches, soi-disant amis du peuple, qui trouvent ces inventions superbes : hypocrites, qui savent à fond comment on leurre la multitude, et qui dans la conscience de leur iniquité jugent prudent de faire eux-mêmes à la misère populaire la part du feu !
La balance des produits et des besoins, de la circulation et de l’escompte, du crédit et de l’intérêt, de la commandite, du droit d’invention et du risque d’entreprise, est-elle faite ? Si oui, vous n’avez plus rien à demander à l’industrie et au commerce, rien à leurs actionnaires, rien à l’anonyme. Si non, il faut la faire : jusque là votre projet d’impôt ne peut servir qu’à sauvegarder le parasitisme, en ayant l’air de le frapper : c’est une jonglerie.
Je disais à un de ces habiles :
Il existe, en dehors de la série fiscale, une matière imposable, la plus imposable de toutes, et qui ne l’a jamais été ; dont la taxation, poussée jusqu’à l’absorption intégrale de la matière, ne saurait jamais préjudicier en rien ni au travail, ni à l’agriculture, ni à l’industrie, ni au commerce, ni au crédit, ni au capital, ni à la consommation, ni à la richesse ; qui, sans grever le peuple, n’empêcherait personne de vivre selon ses facultés, dans l’aisance, voire le luxe, et de jouir intégralement du produit de son talent et de sa science ; un impôt qui de plus serait l’expression de l’égalité même.
— Indiquez cette matière : vous aurez bien mérité de l’humanité.
— La rente foncière.
Allons, faux philanthrope, laissez-là votre impôt somptuaire, votre impôt progressif, et toutes vos adulations à la multitude envieuse ; imposez la rente de tout ce dont vous voudriez dégrever les autres impôts : personne n’en ressentira de gêne. L’agriculture demeurera prospère ; le commerce n’éprouvera jamais d’entraves : l’industrie sera au comble de la richesse et de la gloire. Plus de privilégiés, plus de pauvres : tous les hommes égaux devant le fisc comme devant la loi économique… (...)
(aus De la Justice dans la Révolution et dans l'Eglise, erster Band, Teil 3, Kapitel VI, Abschnitt XXXIII, Paris, 1858, S.313-316).

Januar 13, 2013

Wir sind alle Cyberkriminelle

"Art. 3. - Le Code pénal est modifié et complété comme suit: (...)
Quiconque aura publiquement pris un nom, ou une identification de quelque nature qu'elle soit, qui ne lui appartient pas sera puni d'un emprisonnement de huit jours à un un, et d'une amende de 251 euros à 3.000 euros, ou d'une de ces peines seulement."

Wenn ich das wörtlich verstehe, muss ich damit aufhören, unter dem Pseudo "Nestor" zu schreiben? Aber wem "gehört" ein Name, sofern kein Trademark darauf besteht? Kann ein Kommentator, der sich "Goofy" nennt, demnächst nicht nur von Disney belangt werden, sondern auch eine Gefängnisstrafe erhalten?

Überhaupt ein stramm autoritärer Gesetzesentwurf, der sich auf europäische Konventionen beziehen, die unter "Cyberkriminalität" neben Verletzungen intellektueller Eigentumsrechte vor allem Meinungsdelikte visiert, so etwa die keineswegs auf die Shoah beschränkte "négation, minimisation grossière, approbation ou justification du génocide ou des crimes contre l'humanité", sowie Kinderpornographie, deren Definition hier auf eine "realistische Darstellung" von Sex mit Minderjährigen (wird Nabokovs Lolita jetzt verboten?), sowie auf Pornographie mit Erwachsenen, die jugendlich wirken (Fetisch Schulmädchenuniform usw.) ausgedehnt wird. Aber wer wird sich schon gegen ein Gesetz aussprechen, das ja "nur" Pornographen und Rassisten betrifft?...

Januar 03, 2013

Both kinds of music Special (2): RIP Patti Page



The Tennessee Waltz (1950)



Boogie Woogie Santa Claus (1950)


(mit Sha Na Na) - Medley (Tennessee Waltz - Doggie in the widow - Cape Cod - Cross over the bridge) (1977)

Januar 02, 2013

Anarchie herrscht

(mit Dank an JayJay!)

Januar 01, 2013

Statistiken

2012 ging nicht nur die Zahl der Posts, sondern auch die Zahl der Leser zurück, wenn auch nur knapp (-3,24%). Zum ersten Mal kamen die meisten Besucher nicht aus Luxemburg, sondern aus Deutschland, Platz 3 geht an das Vereinigte Königreich, gefolgt von den USA und Frankreich. Insgesamt kamen "Visits" aus 121 Ländern.

Top-Referrer (außer Google, Blogger etc.) waren Entdinglichung, die Blogbuerg und Raum gegen Zement.

Die beliebtesten Posts 2012: