Seit einigen Tagen dreht sich die öffentliche Debatte hierzulande nicht mehr allein um das wundersam wiederentdeckte Kernkraftwerk an unseren Landesgrenzen, sondern auch um eine Werbekampagne des Vereins "AHA" - nein, nicht die norwegischen Popper sind gemeint, sondern die "Allianz von Humanisten, Atheisten und Agnostiker" Luxemburgs. Diese recht junge Vereinigung unterscheidet sich von den traditionellen laizistischen Organisationen wie der "Libre Pensée" und "Liberté de conscience" insofern, dass sie nicht bei der Forderung nach "Trennung von Kirche und Staat" stehen bleibt, sondern selbst als eine Art atheistisch-humanistische (Un-)Glaubensgemeinschaft auftritt, und analog zu anderen Glaubensgemeinschaften eigene "unreligiöse" Rituale anbieten will. Auch gemein mit anderen Glaubensgemeinschaften ist die nicht sehr transparente Finanzierung des offenbar recht finanzstarken Vereins - von einem millionenschweren Mäzen, der anonym bleiben will, ist die Rede.
Die Vereinigung AHA hat nun auf fünf Bussen die Rückseite mit ihrem Werbebanner "Net reliéis? Stéi dozou!" ("Nicht religiös? Steh dazu!") bekleben lassen, eine Botschaft, die sicherlich sehr mutig wäre, würden wir in Saudi-Arabien leben. Auch die Atheisten kommen offenbar nicht ohne biblische Bezüge aus: illustriert wird das Ganze mit einem jungen, natürlich gut aussehenden, mitteleuropäischen Paar mit Apfel, das natürlich Adam und Eva darstellen soll.
So weit, so harmlos. Nichtsdestotrotz haben sich einige lokalen Pfarrverbände und wütende Einzelkatholen über die in ihren Augen "beleidigende" Darstellung erbost (andere Religionsgemeinschaften scheinen das Ganze noch gar nicht registriert zu haben) und sogar mit einem Boykott der betroffenen Transportunternehmen gedroht. Nun könnte man annehmen, diese paar versprengte Gestalten - die Katholische Kirche selbst hat sich distanziert - wären nicht der Rede wert; nichtsdestotrotz sprang die nichtklerikale Presse, das Tageblatt vorneweg, in die Bresche um sich über einen schwerwiegenden Eingriff gegen die "Meinungsfreiheit" zu empören, wobei die gleichen Journalisten die ersten wären, die nach einem Verbot schreien würden, würden z.B. evangelikale Gruppen eine ähnliche Kampagne starten wollen. Des Weiteren wurde von nicht weniger als vier Abgeordneten eine parlamentarische Anfrage zum Thema eingereicht.
Immerhin bringt dieses much ado about nothing die Thematisierung eines Tatbestandes mit sich, der wohl den wenigsten bekannt war: dass nämlich die einzelnen Busunternehmen gar keine Kontrolle haben, welche Werbung auf ihren Bussen angebracht wird, sondern diese vom "Verkéiersverbond" in "Zusammenarbeit mit einer Vermarktungsfirma", wie das Journal heute schreibt, vorgeschrieben werden. Religiöse Busunternehmer werden also gezwungen mit dem AHA-Banner durch die Gegend zu gondeln, Atomkraftgegner kommen nicht an Stromkonzernen vorbei, Pelzliebhaber nicht an PETA... Mir persönlich wäre ja eine werbefreie Aussicht am liebsten, aber selbst das können die Busunternehmen nicht frei entscheiden...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen