"Ich möchte wissen, ob es wahr ist, dass man in Berlin eine Prachtausgabe des Eulenspiegel's veranstaltet hat? Die Hegelianer sollen alle subskribirt haben, um ihre Neidlosigkeit zu bewähren. Dieses langverkannte Volksbuch mit bacchantischem Enthusiasmus aufgenommen worden. Zeune nannte es das Urbuch der Deutschen, und der Hofdemagog erklärte den Eulenspiegel für den höchsten Repräsentanten der tiefsten Nation. Hegel, mehrfach gesagt, soll erklärt haben: Im Eulenspiegel zeige sich das deutsche Selbstbewusstsein gerade auf dem Punkte, wo es, vorwärts und rückwärts blickend, das Ding an sich, durch die Perplexität einer convexen Anschauung, mehr schalkhaft als wissenschaftlich verauktionire. Der letztere Ausdruck wurde von den bacchantischen Anbetern des Eulenspiegels übel gedeutet und Einer äusserte gegen Hegel, dass durch den E. die Zeiten erfüllt seien, worauf Hegel kurz und klar antwortete: 'Der Messias bin ich'.
Eulenspiegel, verkündet das Berliner Conversationsblatt, heisst nichts andres als Spiegel der Weisheit und wie ein neapolitanischer Mönch, der, auf der Strasse predigend, seine Zuhörer nach einer Pulcinellbude laufen sah, das Crucifix in die Höhe hob, und erzürnt ausrief: 'Ecco il vero Pulcinella!' so können auch wir Berliner von Hegel sagen: Dies ist der wahre Eugenspiegel!"
(aus einem Brief von Graf August von Platen an Ranke vom 19. August 1830; nicht zurückbehalten für Benjamins Briefanthologie Deutsche Menschen; zitiert nach Walter Benjamin, Werke und Nachlaß. Kritische Gesamtausgabe, Bd. 10, S.133; den Absatz habe ich eingesetzt).
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