Gelesen in Heinz Dieter Kittsteiners posthum erschienenen Buch Die Stabilisierungsmoderne. Deutschland und Europa 1618-1715, eigentlich dem ersten Halbband einer auf sechs Halbbände angelegten Deutschen Geschichte in den Stufen der Moderne (die aufgrund von Kittsteiners plötzlichem Tod im Sommer 2008 nicht zu Ende leider nicht mehr fertiggestellt werden wird), S.310-311:
"Von Gnaden des im Himmel waltenden Gottes verpfänden Wir, Mehmed, glorreicher und ganz allgewaltiger Kaiser von Babylonien und Judäa, vom Orient und Okzident, König aller irdischen und himmlischen Könige, Großkönig des heiligen Arabien und Mauretanien, geborener und ruhmgekrönter König Jerusalems, Gebieter und Herr des Grabes des gekreuzigten Gottes der Ungläubigen, Dir, Cäsar Roms [gemeint ist Kaiser Leopold I. in Wien], und Dir, König von Polen, Unser heiligstes Wort, ebenso allen Deinen Anhängern, daß Wir im Begriffe sind, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen, und führen Wir mit Uns 13 Könige mit 1.300.000 Kriegern, Fußvolk und Reiterei, und werden Dein Ländchen mit diesem Heer, von dem weder Du noch Deine Anhänger eine Ahnung hatten, ohne Gnade und Barmherzigkeit mit Hufeisen zertreten und dem Feuer und Schwert überliefern. Vor allem befehlen wir Dir, Uns in Deiner Residenzstadt Wien zu erwarten, damit Wir Dich köpfen können; auch Du, kleines Königlein von Polen, tu dasselbe. Wir werden Dich sowie alle Deine Anhänger vertilgen und das allerletzte Geschöpf Gottes, wie es nur ein Giaur ist, von der Erde verschwinden lassen; Wir werden groß und klein zuerst den grausamsten Qualen aussetzen und dann dem schändlichsten Tod übergeben. Dein kleines Reich will ich Dir nehmen und dessen gesamte Bevölkerung von der Erde fegen. Dich und den König von Polen werden Wir so lange leben lassen, bis Ihr Euch überzeugt habt, daß Wir alles Angekündigte erfüllt. Dies zur Darnachachtung. Gegeben in Unserem 40. Lebensjahr und im 26. Jahr Unserer allmächtigen Regierung."
[Kriegserklärung des Sultans Mehmed IV. an den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und den König von Polen, 31. März 1683].
Man kann also angesichts des ganzen Geredes vom "Kampf der Kulturen" doch feststellen, dass ein gewisser Fortschritt im interkulturellen Dialog seit 1683, den sprichwörtlich gewordenen "Türken vor Wien", zu verzeichnen ist.
3 Kommentare:
immerhin sehr viel poetischer als heutige Kriegs- und Feindschaftserklärungen ;-)
Erklärt heute noch jemand den Krieg?
Außer vielleicht Gaddhafi der Schweiz wegen Missbehandlung des Sohnemanns?
dzu passend: http://www.archive.org/details/sterreichsdipl00hube
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