"Mehr als 30 Jahre danach gibt es noch eine interessante Schlusswendung zur Bleistift-Geschichte (die tatsächlich auf einem Artikel des Ökonomen Leonard E. Read basierte). Heute werden nämlich die meisten der weltweit verwendeten Bleistifte in China produziert – in einer Volkswirtschaft, die einen speziellen Mix aus Privatunternehmertum und staatlichen Direktiven darstellt.
Ein [Milton] Friedman dieser Tage würde vielleicht fragen, wie es China geschafft hat, die Bleistift-Industrie – wie so viele andere – zu beherrschen. In Mexiko und Südkorea befinden sich bessere Graphit-Abbaugebiete. In Indonesien und Brasilien gibt es reichere Holzbestände. Deutschland und die USA verfügen über bessere Technologie. China hat zwar viele billige Arbeitskräfte, aber die gibt es auch in Bangladesh, Äthiopien und vielen anderen bevölkerungsreichen Niedriglohnländern.
Zweifellos ist dieser Erfolg größtenteils der Initiative und harten Arbeit der chinesischen Unternehmer und Arbeiter zu verdanken. Aber die Bleistift-Geschichte von heute wäre nicht vollständig ohne die Erwähnung staatlicher chinesischer Firmen, die ursprünglich in Technologie und Ausbildung investierten; einer lockeren Waldwirtschaftspolitik, aufgrund derer die Preise künstlich niedrig gehalten wurden; sowie großzügiger Exportförderungen und staatlicher Interventionen auf den Devisenmärkten, die den chinesischen Produzenten einen bedeutenden Kostenvorteil verschaffen. Der chinesische Staat hat seine Firmen subventioniert, geschützt und zu rascher Industrialisierung angespornt und dadurch die globale Arbeitsteilung zu seinen Gunsten geändert.
Friedman selbst hätte diese staatliche Politik bedauert. Die zehntausenden Arbeiter in den chinesischen Bleistiftfabriken wären jedoch höchstwahrscheinlich arme Bauern geblieben, wenn der Staat die Marktkräfte nicht angestupst hätte. Angesichts des wirtschaftlichen Erfolgs Chinas fällt es schwer, den Beitrag staatlicher Industriepolitik in Abrede zu stellen. "
Dani Rodrik, "Milton Friedmans Zaubertheorie", im Tageblatt, 15. November 2011.
"The Great Society has not worked, and it’s put us into the modern welfare state. If you look at China, they don’t have food stamps. If you look at China, they’re in a very different situ[ation] — they save for their own retirement security. They don’t have pay FDIC [Federal Deposit Insurance]. They don’t have the modern welfare state. And China’s growing. And so what I would do is look at the programs that LBJ gave us with The Great Society, and they’d be gone."
Michelle Bachmann in der republikanischen TV-Debatte am 12. November 2011.
"Im Jahre 1963 wurde Dadschai von der schwersten Katastrophe getroffen: im August regnete es sieben Tage lang ununterbrochen. Sturzbäche aus dem Gebirge vernichteten fast alle Kulturpflanzen und rissen die meisten der in einem Jahrzehnt mühsam errichteten Terrassenfelder weg. 97% der Wohnhäuser waren eingestürzt und alle Wege verschwunden. (...) Der Staat bot Hilfe an. Aber die Bauern von Dadschai hatten diese Frage bereits anders entschieden. Nach intensivem Studium der Schriften des Vorsitzenden Mao und langen Diskussionen beschlossen sie: 'Wir wollen vom Staat keine Unterstützung mit Geld oder Getreide noch irgendeine andere materielle Hilfe'. Alle Schwierigkeiten haben zwei Seiten, so auch diese. Einerseits bürden sie den Menschen einige Härten auf, andererseits halfen sie ihren revolutionären Willen stärken, was besonders für die jungen Leute wichtig war. Ausgehend von diesen Überlegungen und auf die eigenen Kräfte vertrauend, bauten sie Felder und Häuser besser und schöner wieder auf."
Aus dem Band Lernen von Dadschai - Chinas Volksmassen versetzen Berge (1976), zitiert nach Renate Dillmann, China. Ein Lehrstück über alten und neuen Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft und den Aufstieg einer neuen Großmacht, Hamburg, 2009, S.116.
"Im Jahre 1963 wurde Dadschai von der schwersten Katastrophe getroffen: im August regnete es sieben Tage lang ununterbrochen. Sturzbäche aus dem Gebirge vernichteten fast alle Kulturpflanzen und rissen die meisten der in einem Jahrzehnt mühsam errichteten Terrassenfelder weg. 97% der Wohnhäuser waren eingestürzt und alle Wege verschwunden. (...) Der Staat bot Hilfe an. Aber die Bauern von Dadschai hatten diese Frage bereits anders entschieden. Nach intensivem Studium der Schriften des Vorsitzenden Mao und langen Diskussionen beschlossen sie: 'Wir wollen vom Staat keine Unterstützung mit Geld oder Getreide noch irgendeine andere materielle Hilfe'. Alle Schwierigkeiten haben zwei Seiten, so auch diese. Einerseits bürden sie den Menschen einige Härten auf, andererseits halfen sie ihren revolutionären Willen stärken, was besonders für die jungen Leute wichtig war. Ausgehend von diesen Überlegungen und auf die eigenen Kräfte vertrauend, bauten sie Felder und Häuser besser und schöner wieder auf."
Aus dem Band Lernen von Dadschai - Chinas Volksmassen versetzen Berge (1976), zitiert nach Renate Dillmann, China. Ein Lehrstück über alten und neuen Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft und den Aufstieg einer neuen Großmacht, Hamburg, 2009, S.116.
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