Interessante Fundstücke mal wieder in der vorletzten Nummer der Zeitungszeugen (No.39), z.B. dieses für viele wahrscheinlich überraschende Bekenntnis des GröFAZ zur Demokratie:
"Demokratie ist in unseren Augen ein Regime, das vom Willen des Volkes getragen wird. Ich bin nach den Regeln der parlamentarischen Demokratie einst in Deutschland Kanzler geworden (Brausende Bravo-Rufe), und zwar als der Führer der weitaus stärksten Partei. Nach den Regeln der parlamentarischen Demokratie erhielt ich dann die unbedingte Mehrheit, und - Herr Churchill mag es bezweifeln - heute die einmütige Zustimmung des deutschen Volkes!
Ich habe nun in diesem Jahre nicht - zwei Demokratien - beseitigt, sondern - ich möchte fast sagen - als Erzdemokrat habe ich zwei Diktaturen beseitigt! (Immer tosender wird der Sturm des Beifalls, in dem sich jubelnde Heilrufe und brausendes Händeklatschen mischen). Nämlich die Diktaturen des Herrn Schuschnigg [in Österreich] und die Diktatur des Herrn Benesch [in der Tschechoslowakei]. Ich habe friedlich versucht, diese beiden Diktaturen dazu zu bewegen, auf dem Wege der Demokratie endlich für die Betroffenen das Selbstbestimmungsrecht herbeizuführen. Dieser Versuch ist mir mißlungen. Dann erst habe ich die Kraft des großen deutschen Volkes eingesetzt, um die Demokratie in diesen Ländern herzustellen, d.h. um unterdrückten Menschen die Freiheit zu geben! (...)
Herr Churchill und diese Herren sind Abgeordnete des englischen Volkes, und ich bin Abgeordneter des deutschen Volkes. (Stürmische Heilrufe branden zum Führer empor.) Der Unterschied liegt nur darin, daß auf Herrn Churchill nur ein Bruchteil der englischen Stimmen gefallen ist, während ich, ich darf es sagen, das ganze deutsche Volk repräsentiere!"
Nach den Hamburger Nachrichten, aus der Rede Adolf Hitlers in München, am... 9. November 1938, wenige Stunden vor der als "spontanen" Volkserhebung (denn was ist schon demokratischer als ein Lynchmob?), als Reaktion auf die Ermordung des Legationssekretärs vom Rath durch den 17jährigen Herschel Grynzspan, vermarkteten Reichskristallnacht. Anscheinend gab es wirklich kein Regime seit dem Aus-der-Mode-kommen des Gottesgnadentums, das nicht vorgab, seine Legitimität vom Volk erhalten zu haben und in seinem Sinne zu handeln.
In der gleichen Ausgabe der Zeitungszeugen: ein Reprint der Zionistischen Rundschau vom 4. November 1938, wo man unter anderem über die starke arabische Emigration nach Palästina liest (wobei man sich fragen kann, wieviele Nachkommen von 1948 geflüchteten Palästinensern nach über 60 Jahren noch immmer unter den Flüchtlingsstatus mit allen damit verbundenen Diskriminationen fallen, obwohl ihre Vorfahren zuvor vielleicht nur ein Jahrzehnt in Palästina gelebt haben), und auch folgenden frommen Wunsch findet: "Wenn man den Terroristen [um Mufti al-Husseini] das Handwerk lege, so könne nichts die Zusammenarbeit zwischen Juden und Arabern zur Verteidigung ihres gemeinsamen Landes hindern können."
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