Oktober 31, 2009

In defense of Progressive Rock (5): Halloween Special

Beginnen wir mit Zombies von Magma, hier in einer Live-Aufnahme von 2006. Das zuerst 1976 auf dem Album Udu Wudu veröffentlichte Stück ist nur ein Auszug des Magma-Werks Ëmëhntêht-Rê, das kommenden Montag zum ersten Mal integral als Studio-Version veröffentlicht werden wird.


Goblin war eine italienische Prog-Band, die vor allem durch ihre Soundtracks verschiedener Horrorfilme von Dario Argento bekannt wurden, wie z.B. Suspiria (1976).


Die bekannteste Filmmusik mit Prog-Bezug ist aber natürlich Tubular Bells von Mike Oldfield aus Der Exorzist (1973):


Der Regisseur des Exorzisten spielte übrigens zeitweilig auch mit dem Gedanken The Lamb lies down on Broadway von Genesis zu verfilmen. Ob er auch Peter Gabriels etwas... exzentrische Bühnenkostüme in den Film integriert hätte?

Oktober 29, 2009

Licht aus in Ungarn

Wie man der heutigen Ausgabe des Luxemburger Wort entnehmen kann, beginnt das Glühbirnenverbot langsam zu wirken:
"Das Aus für die herkömmliche Glühbirne in der Europäischen Union kostet 2750 Mitarbeitern des US-Herstellers General Electric (GE) in Ungarn den Arbeitsplatz. Der Personalabbau soll binnen zwei Jahren erfolgen, sagte der Europa-Direktor des Konzerns, Phil Marshall, am Mittwoch in Budapest, wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtete.
1300 von 1750 Beschäftigten der GE-Glühbirnenfabrik in Nagykanizsa im Südosten des Landes sollen entlassen werden. Dort solle nur die Produktion von Autoscheinwerfer und Leuchtröhren weitergehen. Eine andere GE-Glühbirnenfabrik in Vac bei Budapest soll geschlossen werden. (...) Marshall sagte, GE wolle die Leuchtkörperherstellung aus Ungarn nicht ganz abziehen. Das Unternehmen plane Investitionen in neue Produktionstechniken. Über deren Umfang sei allerdings noch nicht entschieden. (...)"

Brassens again

Vor wenigen Tagen erst wurde an dieser Stelle anlässlich seines Geburtstags an Georges Brassens erinnert; heute nun jährt sich der Todestag des Chansonniers. Deswegen gleich noch ein Brassens-Video: Fernande.


Oktober 27, 2009

Ostrom zum Dritten

"The selection of Elinor Ostrom as co-recipient of the 2009 Nobel Prize in Economics will do much to advance anarchist theory among people who traffic in ideas.  Ostrom is being cited for her work on the management of common pool resources, or 'commons', and should inspire more thinkers to recognize the potential for solutions to problems that seem immune to both private property and government property solutions." (weiter hier).

Siehe auch "Nobel Prize in Anarchy" auf Omniorthogonal.

Ich selber habe mir das Buch Governing the commons aus dem Jahr 1990 bestellt, und werde mich gegebenenfalls an dieser Stelle dazu äussern.

Oktober 25, 2009

203 Jahre Max Stirner

"Zu dem Kapitel der Gesellschaft gehört auch »die Partei«, deren Lob man jüngst gesungen hat.
Im Staate gilt die Partei. »Partei, Partei, wer sollte sie nicht nehmen!« Der Einzelne aber ist einzig, kein Glied der Partei. Er vereinigt sich frei und trennt sich wieder frei. Die Partei ist nichts als ein Staat im Staate, und in diesem kleineren Bienenstaate soll dann ebenso wieder »Friede« herrschen, wie im größeren. Gerade diejenigen, welche am lautesten rufen, dass im Staate eine Opposition sein müsse, eifern gegen jede Uneinigkeit der Partei. Ein Beweis, wie auch sie nur einen - Staat wollen. Nicht am Staate, sondern am Einzigen zerscheitern alle Parteien.
Nichts hört man jetzt häufiger als die Ermahnung, seiner Partei treu zu bleiben, nichts verachten Parteimenschen so sehr als einen Parteigänger. Man muss mit seiner Partei durch dick und dünn laufen und ihre Hauptgrundsätze unbedingt gutheißen und vertreten. Ganz so schlimm wie mit geschlossenen Gesellschaften steht es zwar hier nicht, weil jene ihre Mitglieder an feste Gesetze oder Statuten binden (z.B. die Orden, die Gesellschaft Jesu usw.). Aber die Partei hört doch in demselben Augenblicke auf, Verein zu sein, wo sie gewisse Prinzipien bindend macht und sie vor Angriffen gesichert wissen will; dieser Augenblick ist aber gerade der Geburtsakt der Partei. Sie ist als Partei schon eine geborne Gesellschaft, ein toter Verein, eine fix gewordene Idee. Als Partei des Absolutismus kann sie nicht wollen, dass ihre Mitglieder an der unumstößlichen Wahrheit dieses Prinzips zweifeln; sie könnten diesen Zweifel nur hegen, wenn sie egoistisch genug wären, noch etwas außer ihrer Partei sein zu wollen, d.h. unparteiische. Unparteiisch vermögen sie nicht als Parteimenschen zu sein, sondern nur als Egoisten. Bist Du Protestant und gehörst zu dieser Partei, so darfst Du den Protestantismus nur rechtfertigen, allenfalls »reinigen«, nicht verwerfen; bist Du Christ und gehörst unter den Menschen zur christlichen Partei, so kannst Du nicht als Mitglied dieser Partei, sondern nur dann, wenn Dich dein Egoismus, d.h. Unparteilichkeit, dazu treibt, darüber hinausgehen. Welche Anstrengungen haben die Christen bis auf Hegel und die Kommunisten herab gemacht, um ihre Partei stark zu machen; sie blieben dabei, dass das Christentum die ewige Wahrheit enthalten müsse, und man sie nur herauszufinden, festzustellen und zu rechtfertigen brauche.
Kurz die Partei verträgt nicht die Unparteilichkeit, und in dieser eben erscheint der Egoismus. Was schiert Mich die Partei. Ich werde doch genug finden, die sich mit Mir vereinigen, ohne zu meiner Fahne zu schwören."
aus: Max Stirner (d.i. Johann Caspar Schmidt), Der Einzige und sein Eigentum, Reclam-Ausgabe, S.259-261.

Bonus: Estlands bekannteste Punk-Band (nun gut, die einzige estnische Punk-Band, die ich kenne) Vennaskond verbreiten die reine egoistische Lehre in der estnischen Provinz:


Oktober 24, 2009

In defense of Progressive Rock (4): Peter Hammill / Van der Graaf Generator

Van der Graaf Generator - Theme One (1972)
 

"That proclivity for cacophony and chaos, as opposed to longevity and commercial reward [...], and an inability to understand the word "compromise" meant that Van der Graaf Generator had a surprising amount in common with the more interesting members of the subsequent punk and post-punk generations. Punk's rejection of musicianship, artistry, and complexity might have appeared diametrically opposed to VdGG's core characteristics, which were the very things the class of '76 supposedly sought to purge. However, something in their aesthetic definitely resonated with figures like Mark E. Smith, Howard Devoto, John Lydon, and Nick Cave, all of whom have expressed admiration for the band. Most famously, during a July 1977 Capitol Radio show, Lydon treated listeners to some of his favorite tunes: alongside surprising inclusions like Captain Beefheart and Tim Buckley, Lydon included a track from Peter Hammill's 1975 solo album Nadir's Big Chance, recorded with Banton, Jackson and Evans." (Originalkontext).

John Lydon aka Johnny Rotten schon wieder (nach Tulls Aqualung) als Prog-Fan? Mochte gar besonders Van der Graaf Generator, die 23minütige Songs namens "A plague of lighthouse keepers" oder Albentitel wie H to He who am the only one aufzuweisen haben, auf dem gleichen Label wie Genesis (Charisma) erschienen und auch den gleichen Cover-Maler benutzten (Paul Whitehead). War das T-Shirt "I hate Pink Floyd" etwa ein Missverständnis? In der Tat hasst jeder "Proggie" der reinen Schule die Post-Syd Barrett-Pink Floyd, die als die Prog-Band schlechthin gelten, dabei allerdings zumeist "traditionellen Blues-Strukturen" verhaftet bleiben. Wie dem auch sei, dass Lydon/Rotten ein Stück vom Album Nadir's Big Chance spielte, mag weniger zu überraschen, wenn man sich den Titeltrack dieses Albums anhört:



Oktober 22, 2009

Brassens

...und hier wieder ein Beitrag in unserer höchst unregelmäßigen Reihe des Begehens von Geburts- oder Todestagen anarchistischer Größen der Vergangenheit: Georges Brassens wäre heute 88 Jahre alt geworden.
Zur Feier des Tages: die Ballade des gens qui sont nés quelque part.


Oktober 21, 2009

They guard our mails!

Real Life Comics #44 (1948)

Oktober 14, 2009

In defense of Progressive Rock (3): King Crimson

Larks' Tongues in Aspic: wohl die Geburtsstunde des Prog-Metal; ursprünglich aufgenommen 1973, hier eine Live-Version aus dem Jahr 1984 (mit Gruß zurück an Entdinglichung).



Bonus: Robert Fripp im Interview 1979 - Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4. Lang, aber unterhaltsam.

Neues Update erst nächste Woche: ich bin die kommenden Tage unterwegs.

Oktober 13, 2009

Ostrom zum Zweiten

Auch Reason gibt der frischgebackenen Nobelpreisträgerin libertäre Credentials:
"When economists show that market arrangements fail, they usually make the simple recommendation that 'the' state should take care of these problems. Elinor Ostrom has demonstrated empirically that 'the' state may not be 'the' solution. Her work argues for the wisdom of institutional diversity, looking to individuals to solve problems rather than relying on top down, one-size-fits-all solutions. The conventional wisdom assumes that natural resources and environmental problems should be solved in a centralized - and if possible, global - manner. Through innovative analysis in the field, in the experimental laboratory, and in theory, Ostrom’s work has show that creative solutions to problems such as the depletion of common pool resources exist outside of the sphere of national governments. Weiterlesen...  

Die taz hingegen sieht Ostrom in einer Reihe mit dem Keynesianer Krugman und dem eher sozialliberalen Amartya Sen (der für die Presse als "links" gilt, weil er aus Indien kommt) als weiteres "Feigenblatt" in einer "Bastion der Marktradikalen". Tja, seltsam dann, dass die gleichen "Marktradikalen" den Daumen hoch heben. Aber das übersteigt wohl den Horizont der taz.

Oktober 12, 2009

Ja, wat denn nu?

Zuerst lese ich auf Tagesschau.de dass mit Elinor Ostrom eine gestandene Antiliberale den Wirtschaftsnobelpreis gewinnt: "Die 1933 geborene Ostrom werde für ihre Arbeit zu Gemeinschaftseigentum ausgezeichnet, teilte das Komitee weiter mit. Die Wissenschaftlerin geht dabei der Frage nach, wie öffentliche Güter - etwa Weideland oder Fischgründe - durch Nutzergemeinschaften verwaltet werden können. Dabei widerlegte sie die gängige Theorie, wonach Gemeinschaftseigentum von den Nutzern ausgebeutet wird und deswegen entweder reguliert oder privatisiert werden sollte."

In freudiger Erwartung der dort zu erwartenden Wutausbrüche über die Preisverleihung an eine Bolschewikin eile ich zum Mises Economics Blog, und siehe da: dort freut man sich, dass zum ersten Mal seit Friedrich Hayek 1974 zwei zumindest ansatzweise der "Austrian School of Economics" nahe stehenden Ökonomen den Nobelpreis erhalten haben. Huh?

Vielleicht sollte man sich mit den beiden Gewinnern dieses Jahres mal genauer auseinandersetzen. Insbesondere Ostrom hört sich eigentlich nach libertärem Sozialismus an: "Ostrom's work is about how commons problems can be solved locally, from the bottom up without centralized state authority. Its all about how you can get social cooperation even when something can't (technologically) be chopped into parcels of private property." (Kommentar Adam Martin auf dem oben verlinkten Mises Blog). Ja, ich glaube, da werde ich bei Gelegenheit einen Blick reinwerfen.

Oktober 11, 2009

In defense of Progressive Rock (2): Jethro Tull



Anonym hat unten im Kommentar geschrieben:
"Wenn auch der Anti-Intellektualismus der "zu viele Noten"-Schreier zurückzuweisen ist, so war doch Punk zumindest eine verständliche Reaktion auf die ungebrochene Positivität von Prog-Rock-Bands wie Jethro Tull, die einem als erleuchtete, weise Männer sonstwas vom Pferd erzählt haben, wie magisch und toll doch die Welt ist.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich Frank Zappa und Captain Beefheart, die zuweilen auch in die Prog-Ecke gesteckt werden, sich aber massiv von Bands wie Yes oder Genesis abgegrenzt haben und immer eine passende Polemik gegen die Hippies auf den Lippen hatten..."

Dass Zappa und Beefheart (die ich eigentlich nicht, oder nur am Rande dem Prog zurechnen würde), sich irgendwann "massiv" von Yes und Genesis abgegrenzt haben, ist mir eigentlich neu; ich dachte eher, die hätten solche Bands schlicht und einfach ignoriert. Eigentlich zeigt der Kommentar aber auf, wie viele Vorurteile es schlicht und einfach zum Progressivrock gibt. Ausgerechnet Jethro Tull als Auswuchs "ungebrochener Positivität" - dabei besteht Tulls erfolgreichstes Album, das oben im Video erwähnte Aqualung, zur Hälfte aus einer Songsuite über einen Kinderschänder mit Atemproblemen; die andere Hälfte besteht aus einem Generalangriff gegen jegliche Religion.

Überhaupt sind Tull, mit ihren ironischen bis sarkastischen, häufig ziemlich düsteren Texten, und ihrem skurillen (manchmal auch recht platten) Humor gar nicht so weit von Beefheart oder Zappa entfernt (man siehe etwa "The hare who lost his spectacles" von A passion play). Tulls progressives Meisterwerk Thick as a brick wird vom Bandleader Ian Anderson auch regelmässig als Parodie der Konzeptalben von Bands wie Yes oder ELP abgetan. Das Album besteht aus einem einzigen Titel, der 45 Minuten dauert, und ist angeblich die Vertonung eines Gedichts des 8jährigen Wunderkinds Gerald Bostock, genannt "Little Milton".

Hier jedoch ein späteres (und rockigeres) Werk von Tull: Heavy Horses (1978)



P.S. A propos Hippies dissen: "The reason I didn’t want to play Woodstock is because I asked our manager, Terry Ellis, 'Well, who else is going to be there?' And he listed a large number of groups who were reputedly going to play, and that it was going to be a hippie festival, and I said, 'Will there be lots of naked ladies? And will there be taking drugs and drinking lots of beer, and fooling around in the mud?' Because rain was forecast. And he said, 'Oh, yeah.' So I said, 'Right. I don’t want to go.' Because I don’t like hippies, and I’m usually rather put off by naked ladies unless the time is right. Well, indeed, unless the money’s right." (Kontext)

Oktober 10, 2009

We're all Keynesians now

Neue Töne bei der letzten Bastion des Marxismus-Leninismus reinsten Wassers in Luxemburg, der KPL: nicht nur dass die Kommunisten sich neuerdings dann doch wieder eine Allianz mit der Linken vorstellen können (und von einer "Bündelung aller Linkskräfte" spricht, die man erreichen müsste), sie empfehlen im Übrigen der CSV-LSAP-Regierung sich der Rezepte des rooseveltschen New Deals bedienen, um der Krise beizukommen (Luxemburger Wort vom 10.10.09). Und das von der Partei, die im Wahlkampf beständig wiederholt hat, sie wolle "als einzige politische Kraft" den Kapitalismus "nicht retten, sondern abschaffen"...

Willkommen im Verein











Oktober 04, 2009

Free Tibet? Free Humanity!

Wütender Beitrag heute auf Strike the root gegen jeglichen Nationalstaat, a forteriori gegen jegliche nationale "Befreiung"sbewegung. Sehr schön, wenn auch natürlich etwas arg undifferenziert...

In defense of Progressive Rock (1)

Alle Popkritiker und -historiker sind sich einig: Gottseidank wurde die progressive Rockmusik 1977 von Punk und New Wave hinweggefegt, gewann der Rock'n'Roll dadurch seinen verloren gegangenen rebellischen Geist zurück. Erst vor kurzem, während meines Urlaubs, konnte ich auf Arte zwei Teile der Serie über die 1980er Jahre, pardon "die Eighties", sehen, in der genau dieser Diskurs wieder abgespult wurde, und zum "Beleg" für das Prätentiöse des "Prog"ein zwanzigsekundiger Videoausschnitt, ich glaube von Yes, herhalten musste. Vor einigen Jahren folgte ich selber noch der herrschenden Geschichtsauffassung ("was man in drei Minuten nicht sagen kann, wird man auch in zwanzig Minuten nicht ausdrücken können!"), mittlerweile frage ich mich jedoch, ob man nicht diejenigen, die schon bei Mozart "Zu viele Noten!" geschrieen haben, zu "Revolutionären" gemacht hat, und ob "Keine Experimente!" wirklich als Umwertung aller Werte herhalten kann.

Wohl die meistgehassteste Prog-Band aller Zeiten sind Emerson, Lake and Palmer, die als Inbegriff eines saft- und kraftlosen, mit einem übertriebenen intellektuellen Anspruch behafteten, bis ins Lächerliche bombastischen Stadion-Rock gelten, und noch dazu einen Namen haben, der eher an eine Anwaltskanzlei als an eine Rockband erinnert. In einer Umfrage im Jahr 2003 wurde ELP zur zweitschlechtesten Band aller Zeiten gewählt (hinter der Insane Clown Posse), vermutlich von Leuten, die noch nie im Leben ein Album von Emerson, Lake and Palmer gehört haben.

Also, Ladies and Gentlemen, so klingt die zweitschlechteste Band aller Zeiten:

Knife Edge (1970)


Und so sahen ELP bei ihrem Comeback-Versuch 1993 aus:


P.S. Sehr schön fand ich allerdings anno dazumal eine Kritik des Sven Väth-Albums The Harlequin, The Robot and The Ballet Dancer in einer Techno-Gazette (evt. die Frontpage): er hätte das Album auch gleich The Emerson, The Lake and The Palmer nennen können.

Oktober 01, 2009