August 23, 2009

Wer ist Wilhelm Rosenthal?


Anlässlich meines heutigen Aufbruchs Richtung Reichshauptstadt (Dienstag geht's dann noch weiter ostwärts), hier Auszüge aus einem Artikel aus dem Angriff vom 17. Januar 1937 (Reprint in der letzten Ausgabe der Zeitungszeugen) über "ungeheuerliche" Vorgänge bei der Aktionärsversammlung der Berliner Lokalbrauerei Schultheiss:

Wer ist Wilhelm Rosenthal? Was wird gegen ihn unternommen?
"Wie erinnerlich stand in der Generalversammlung Herr Rosenthal auf und verlangte auf Kosten der Wohlfahrtsfonds der Gesellschaft eine höhere Dividende. (...) Die Vorgänge in der Schultheiß-Versammlung sind aber so unglaublich, daß sich die maßgebenden Stellen dieses Falles annehmen müssen. Es ist einfach unmöglich, daß ein Mann mosaischen Namens (seine wahre Abstammung steht noch nicht fest) die gesamte deutsche Sozialpolitik öffentlich torpediert. In Kreisen der Schultheiß-Belegschaft hat man den Eindruck, daß es sich hier um einen Racheakt entlassener jüdischer Hopfen- und Gerstenlieferanten handelt. Dafür spricht folgendes: Herr Rosenthal hat sich getarnt. Mit dem Vornamen heißt er Wilhelm, aber einen Wilhelm Rosenthal in Berlin-Charlottenburg gibt es gar nicht. (...)
Es geht nicht, daß in einer Versammlung ein zweifelhafter Mann auftaucht, durch unglaubliche Zumutungen. die von jeher sozial eingestellte Betriebsführung beleidigt und nach getaner Arbeit ins Dunkel taucht und verschwindet. Herr Rosenthal verdient seine Strafe. Es muß die Möglichkeit geben, einen Mann hinter Schloß und Riegel zu setzen, der es wagt, die betriebliche Sozialpolitik zu verhöhnen. Nicht af die 30 RM. [mehr Dividende] kam es ihm an, es kam ihm sicherlich darauf an, an Schultheiß sein Mütchen zu kühlen. Warum ist er untergetaucht, warum versteckt er sich? Etwa um seine Hintermänner zu decken? Wer sind die? Auch die Firma Schultheiß hat ein Recht darauf, daß ihr Recht widerfährt."

Mehr zum Schultheiss-Komplex und zur Künstlergruppe der "Schultheiss-Nazis" auf den Seiten des Erratik-Instituts Berlin über Psychogeographie. Das Schultheiss-Bier selber ist übrigens eine ziemliche Plörre.

August 22, 2009

Live on Playboy After Dark (7 und Schluss)

Ike & Tina Turner - I wanna take you higher / Come together / Proud Mary

August 20, 2009

Drolliges aus dem Zwischennetz (2)

Dr. Anarchy aka Mike Gogulski legt die "offizielle" anarchistische Stellung zur Zombie-Apokalypse dar.

Die nahezu ultimative Liste aller "Hick Flicks" (auch bekannt als "Redneck Cinema", sozusagen die kaukaso-amerikanische Antwort auf die Blaxploitation-Welle) findet man im grossartigen Blog Retrospace.

Schon etwas älter: die Titanic stellt schon mal sinngemäss den Inhalt der historisch-kritischen Ausgabe von Mein Kampf vor (via Hitler-Blog).

August 19, 2009

Libertäre Presse

LeftLiberty 2 ist bei Corvus Distribution erschienen.
Shawn Wilbur, der mittlerweile nicht mehr in der Alliance of the Libertarian Left aktiv ist, präsentiert dort wieder klassische Texte aus der mutualistischen und individualanarchistischen Tradition, darunter das Abschlusskapitel von Proudhons posthumer Théorie de la propriété (die selber nur ein Fragment aus dem immer noch unveröffentlichten Polen-Buch von 1861 ist) oder das "Mini Manual of the Individualist-Anarchist" von Emile Armand, diesmal jedoch erweitert durch Kommentare und Überlegungen von Wilbur selber. Des Weiteren findet der geneigte Leser ein weiteres Kapitel des (völlig unzugänglichen) fourieristischen Science-Fiction-Romans The Distributive Passions und einen unfreiwillig komischen Text aus der ersten Version der marxistischen International Socialist Review über "Sozialismus in der Pflanzenwelt".

August 15, 2009

Live on Playboy After Dark (6)

Iron Butterfly - Iron Butterfly Theme


August 14, 2009

Drolliges aus dem Zwischennetz

Kurt Tucholsky gibt eine Einführung in die hohe Kunst der Wirtschaftswissenschaft: "Kurzer Abriss der Nationalökonomie" (via Walgesang).

JayJay über das Stopfen von Sommerlöchern vermittels Speck (und darüberhinaus dem Wahlkampf in Deutschland).

Roger Pielke Jr über die ewige Wiederkehr des Gleichen.

Glenn Allport über Ringos Gesetz.

Immer wieder schön: Lp Cover Lover.

August 12, 2009

August 10, 2009

Rettet die Birne!

Einen lesenswerten Text von Albert Carlsson zum Glühbirnenverbot aus dem Journal von vergangenem Samstag findet man hier.

Helmut Höge, der ewige Aushilfshausmeister der taz, berichtet indessen bereits über den War on Bulbs, der dem War on Drugs neuerdings Konkurrenz macht:
"Glühbirnen horten, die Verdunklungsgefahr bekämpfen:
Gleich zwei Hubschrauber kreisten über der Hasenheide. Bild berichtete anderntags triumphierend, dass ihr Einsatz erfolgreich war: “12 Drogenhändler gingen der Polizei ins Netz.” Mitnichten! Sie nahmen keine Rauschgift- sondern Glühbirnen-Dealer fest. Schon gleich nachdem Herstellung, Handel und Genuß dieser Lichtquellen verboten worden war, hatten Osram und Philips die Glühbirnenpreise nahezu verdoppelt. Und obwohl sie dann sogar doppelt so viele Birnen wie früher verkauften, weil die Kunden massenhaft Vorräte anlegten - vor allem mit 100-Wattbirnen, die als erstes verboten werden, drängte Siemens/Osram auf Beendigung des Handels mit Glühbirnen. Das bezog sich auf die schmutzige Konkurrenz. Narva (in Brand-Erbisdorf), Philips, General Electric und Auer Lightnings bieten gerade neue Glühbirnen an: Sie brennen länger, verbrauchen weniger und sind heller. “Technology Review” schreibt: “Die neue Technologie wendet sich an Kunden, denen das von Kompaktleuchtstofflampen abgegebene Licht nicht zusagt, die gleichzeitig aber dennoch etwas für die Umwelt tun wollen. Zumal die Entsorgung unkomplizierter ist: Reguläre Energiesparlampen enthalten giftiges Quecksilber, was sie zum Sondermüll macht,” außerdem fehlt ihrem “kalten Licht” der auf Dauer lebenswichtige Infrarotanteil.
Darüberhinaus werden auch weiterhin normale unter das Verbot fallende Glühbirnen angeboten: von Merkur in Hamm, von mehreren chinesischen Firmen und vor allem von italienischen Händlern. Das italienische Wirtschaftsministerium verweigert sich einstweilen noch dem europäischen Glühbirnenverbot. Das deutsche hat dagegen verfügt: Wer nach dem Stichtag noch matte Glühbirnen bestellt, dem droht ein Bußgeld bis zu 50.000 Euro. In Kreuzberg haben pfiffige Ökos bereits eine Beschäftigungsgesellschaft gegründet, die langzeitarbeitslosen 1-Euro-Jobbern eine Chance gibt (22 bisher): Diese patroullieren durch den Bezirk und zeigen alle an, die ihre Räume mit matten Glühbirnen erhellen. Sie erkennen die schon von weitem am warmen Licht. Das Ordnungsamt verhängt daraufhin ein Bußgeld von 123 Euro pro Birne (schon der Besitz ist strafbar!). “Es ist wie früher im Krieg, als Verdunklung angeordnet wurde, nur andersherum,” meint einer der “Light-Controller”, der ungenannt bleiben will."

August 09, 2009

Unconscientious Objector

Ein kurioser Gag-Strip von Jack Cole aus Crack Comics #29 (Quality Comics, Mai 1943), der in seltsamen Kontrast zu der integral in die Kriegspropaganda eingebundenen US-Comic-Szene der damaligen Zeit steht. Will Cole damit evt. Isolationisten als Hillbillies, Südstaaten-Revanchisten und zurückgebliebene Ignoranten kennzeichnen?

August 08, 2009

Live on Playboy After Dark (5)

Buddy Miles - Them Changes / Dreams

August 03, 2009

Maulkorbgesetz in Venezuela

Vergangenen Donnerstag hat die Generalstaatsanwältin Luisa Ortega einen Gesetzentwurf gegen "Medienverbrechen" beim venezuelanischen Parlament eingebracht, der ihr zufolge eine "Regulierung der Meinungsfreiheit" (sic!) einleiten soll. Der Text des Entwurfs ist einsehbar: hier im Original, auf englisch oder auf französisch.
Die aktuellen Ereignisse, wie das Schliessen von 34 Radiostationen wegen ungültigen Lizenzen oder die ersten Nachstellungen gegen einen oppositionellen Blogger scheinen also nur der Anfang eines allgemeinen Angriffs auf Meinungs- und Pressefreiheit in Venezuela zu sein. Der Minister für öffentliche Bauten Diosdado Cabello wird hierzu wie folgt zitiert: "Die Meinungsfreiheit ist nicht die allerheiligste Freiheit, die existiert". Na dann...

August 01, 2009

Live on Playboy After Dark (4)

Deep Purple - And the address / Hush