Kurz nach Erfindung des Tonfilms entwickelte sich Anfang der 1930er ein neues Subgenre innerhalb der Western-Musik: der "singing cowboy", der in sog. "horse operas" (Pferdeopern, analog zu dem im Weltraum angesiedelten "space operas") sein Unwesen trieb. Hierzu schreibt Hartmut Kasper in einem lesenswerten Aufsatz:
"In den meisten Western wird virtuos geritten, geschossen und für das Gute gekämpft. In den Horse Operas wird zusätzlich gesungen. (...) Musik spielte nämlich für die patrons, die Kunden des Kinos, 'a definite part in western pictures - it's part of the old west, western patrons like good fiddle bands and good cowboy songs.'
Held solcher Western, die zu Publikumsmagneten wurden, war eine heute weitgehend vergessene Figur: der singende Cowboy. Dieser aber wird Zentralfigur der wahren Horse Opera: Wer Horse Opera sagte, meinte natürlich kaum Stücke mit singenden Pferden, was tatsächlich ein wenig albern hätte klingen können, sondern Filme, in denen Cowboys zur Gitarre griffen und Lieder vortrugen. Demzufolge ist die Horse Opera auch durchaus nicht (...) Synonym mit Western überhaupt, sondern sie bezeichnet ein Subgenre des Westerns, und zwar ein damals in den USA (und in Großbritannien) überaus populäres, in Deutschland allerdings weitgehend unbekanntes Subgenre. (...)
Tex Ritter in Song of the Gringo (1936)
Die Horse Opera, also der Western mit dem singenden Cowboy, hat etliche Stars hervorgebracht wie Dick Foran, Tex Ritter und Roy Rogers. Auch John Wayne versuchte sich in diesem Genre, doch seine Gesangsstimme setzte dem Erfolg enge Grenzen und musste nachsynchronisiert werden.
John Wayne als "Singin' Sandy" in Riders of destiny (1933)
Lieder, wie sie diese Cowboys sangen, waren seit Mitte der 20er Jahre auf Schallplatten erschienen; sie erzählten von einem Westen, der gerade in Erinnerung zu versinken und in dieser Erinnerung auch zu verklären begann. Die Cowboy-Songs sind so etwas wie gesungene Verlustanzeigen, und der sie vortragende Cowboy wird so vom schlichten Landarbeiter, der er historisch gewesen war (meist schwarz, natürlich unbewaffnet, da die schweren Waffen beim Reiten nur gestört hätten), zur elegischen Figur, die von einer verlorenen Welt erzählt."
Hartmut Kasper, "Perry Rhodan - der Erbe der Space Opera. Über das Motiv des singenden Cowboys und einige damit verwandte Aspekte in der deutschen Weltraumserie.", in Das Science Fiction Jahr 2004, München, 2005, S.74-76.
Elvis Presley - Lonesome Cowboy (1957)
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