"Der Arbeiterstaat betrachtet sich als dazu berechtigt, jeden Arbeiter an den Platz zu stellen, an dem seine Arbeit gebraucht wird. Kein ernsthafter Sozialist wird dem Arbeiterstaat das Recht streitig machen zu wollen, gegen den Arbeiter Gewalt anzuwenden, der sich weigert, seiner Arbeitspflicht nachzukommen. (...) In der gegenwärtigen schwierigen Periode ist das Lohnsystem für uns in erster Linie nicht ein Mittel, um die persönliche Existenz jedes einzelnen Arbeiters zu sichern, sondern eine Methode zur Einschätzung dessen, was dieser einzelne Arbeiter mit seiner Arbeit der Arbeiterrepublik einbringt. Folglich muß der Lohn, in Form von Geld oder von Waren, mit der Produktivität der jeweiligen Arbeit in den engstmöglichen Zusammenhang gebracht werden. Diejenigen Arbeiter, die für das allgemeine Interesse mehr tun als andere, erhalten das Anrecht auf einen größeren Anteil am Sozialprodukt als die Faulen, die Sorglosen und die Störenfriede (...)."
Leo Trotzki im Jahr 1920, zitiert nach Paul Mattick, Marx und Keynes. Die Grenzen des "gemischten Wirtschaftssystems", Frankfurt am Main, 1971, S.331.
Tja, so ändern sich die Zeiten. Galt einst das Bibelwort "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (2. Brief des Paulus an die Thessaloniker, 3,10) als sozialistisches Prinzip, so sind nach Westerwelle heute die Verfechter des "mühelosen Einkommens" (in Form von Hartz IV) die Sozialisten. Ob dem Publikum, das er mit dieser Polemik in erster Linie erreichen will - nämlich die mittelmäßig verdienenden Lohnarbeiter und Steuerzahler aus dem Privatsektor die traditionell eher SPD wählen - damit geholfen ist, dass Westerwelle nun, nach Vorbild des Reichsarbeitsdiensts vor 1935 oder des Civilian Conservation Corps, die Arbeitslosen auf Staatskosten zu "gemeinnützigen Arbeiten" wie Schneeschippen einziehen will?
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