Letzten Freitag, anlässlich einer Diskussion zu Ursachen der aktuellen Krise, ging jemand weit zurück und bemühte Says Theorem (ein Angebot von Gütern schafft immer eine Nachfrage an Gütern, so dass sich in einer freien Marktwirtschaft immer ein Gleichgewicht bildet), das (u.a.) von Keynes kritisiert wurde - die ewige Diskussion zwischen angebots- und nachfrageorientierten Ökonomen mal wieder.
Die Gegenüberstellung der beiden, Say und Keynes, hat mich allerdings etwas grübeln lassen. Offensichtlich ging der Redner davon aus, dass Keynes von den beiden der Fortschrittlichere, der "Linke" ist. Nun war Jean-Baptiste Say ein Teilnehmer der französischen Revolution (Mitglied der Nationalgarde unter dem Kommando von Lafayette), ein Girondin, sein Leben lang Republikaner und Antiklerikaler; kurz, im Kontext der Zeit stand Say zweifelsohne sehr weit links.
Keynes hingegen vertritt in seiner politischen Grundsatzrede "The End of Laissez-Faire" von 1926 die Rückkehr zum mittelalterlichen Zunftwesen und eine Form des Ständestaates; in der Einleitung zur ersten deutschen Ausgabe der General Theory of Employment, Interest and Money (1936) schreibt Keynes dass sich seine Theorie sicherlich besser unter den Bedingungen eines totalitären Staates anwenden liesse; Gewerkschaften hielt Keynes für "Tyrannen" die man bekämpfen müsse (oder: durch die Einführung feststehender Löhne überflüssig machen sollte); ansonsten war Keynes ein elitärer Snob, der sich selbst zur "educated bourgeoisie" zählte, und für das "boorish proletariat" nur Verachtung übrig hatte.
Wie kommt es also heute dass Keynes heute als Linker gilt, und sogar vorzugsweise von Gewerkschaftlern zitiert wird, der Revolutionär Say hingegen als konservativ? Sicherlich spielt dabei Ignoranz eine grosse Rolle (Say und Keynes sind im wesentlichen Chiffren, wer macht sich schon die Mühe alte ökonomische Werke im Original zu lesen?). Nichtsdestotrotz ist es interessant, wie solche Verschiebungen in der öffentlichen Meinung, besser: in der öffentlichen Verbildlichung vor sich gehen.
Die Gegenüberstellung der beiden, Say und Keynes, hat mich allerdings etwas grübeln lassen. Offensichtlich ging der Redner davon aus, dass Keynes von den beiden der Fortschrittlichere, der "Linke" ist. Nun war Jean-Baptiste Say ein Teilnehmer der französischen Revolution (Mitglied der Nationalgarde unter dem Kommando von Lafayette), ein Girondin, sein Leben lang Republikaner und Antiklerikaler; kurz, im Kontext der Zeit stand Say zweifelsohne sehr weit links.
Keynes hingegen vertritt in seiner politischen Grundsatzrede "The End of Laissez-Faire" von 1926 die Rückkehr zum mittelalterlichen Zunftwesen und eine Form des Ständestaates; in der Einleitung zur ersten deutschen Ausgabe der General Theory of Employment, Interest and Money (1936) schreibt Keynes dass sich seine Theorie sicherlich besser unter den Bedingungen eines totalitären Staates anwenden liesse; Gewerkschaften hielt Keynes für "Tyrannen" die man bekämpfen müsse (oder: durch die Einführung feststehender Löhne überflüssig machen sollte); ansonsten war Keynes ein elitärer Snob, der sich selbst zur "educated bourgeoisie" zählte, und für das "boorish proletariat" nur Verachtung übrig hatte.
Wie kommt es also heute dass Keynes heute als Linker gilt, und sogar vorzugsweise von Gewerkschaftlern zitiert wird, der Revolutionär Say hingegen als konservativ? Sicherlich spielt dabei Ignoranz eine grosse Rolle (Say und Keynes sind im wesentlichen Chiffren, wer macht sich schon die Mühe alte ökonomische Werke im Original zu lesen?). Nichtsdestotrotz ist es interessant, wie solche Verschiebungen in der öffentlichen Meinung, besser: in der öffentlichen Verbildlichung vor sich gehen.
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