September 18, 2012

Kant über Heidegger (oder: Holzwege, anno 1798)

Gelesen in Kants albernstem (*) Buch, der Anthropologie in pragmatischer Hinsicht:
"Heidegger, ein deutscher [sic!] Musikus in London, war ein abenteuerlich gestalteter, aber aufgeweckter und gescheuter Mann, mit dem auch Vornehme, der Konversation halber, gerne in Gesellschaft waren. - Einsmals fiel es ihm ein, in einer Punschgesellschaft gegen einen Lord zu behaupten: daß er das häßlichste Gesicht in London sei. Der Lord sann nach und schlug eine Wette vor, daß er ihm ein noch häßlicheres aufstellen wollte, und nun ließ er ein versoffenes Weib rufen, bei deren Anblick die ganze Gesellschaft in ein helles Lachen geriet und aufrief: Heidegger! ihr habt die Wette verloren! - Das geht so geschwind nicht, antwortete dieser; denn nun laßt das Weib meine Perücke und ich will ihre Cornette aufsetzen; dann wollen wir sehen. Wie das geschah, so fiel alles ins Lachen bis zum Sticken: denn das Weib sah wie ein ganz manierlicher Mann, der Kerl aber wie eine Hexe aus. Dies beweist, daß, um jemanden schön, wenigstens erträglich hübsch zu heißen, man sein Urteil nicht schlechthin, sondern immer nur relativ fällen muß und daß für einen Kerl jemand darum noch gar nicht häßlich heißen dürfe, weil er etwa nicht hübsch ist. - Nur ekelhafte Leibesschäden im Gesicht können zu diesem Ausspruch berechtigen." 

nach der Weischedel-Ausgabe (Suhrkamp), Band XII, S.644.

(*) Obwohl man gerade darin die prägnante Definition der Anarchie als "Gesetz und Freiheit, ohne Gewalt" findet!

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