Februar 08, 2010

Die Abenteuer der Linken auf der Suche nach neuen Wählerschichten

"Was die SWP in England kann, können wir schon lange" mag sich die "Neue antikapitalistische Partei" Olivier Besancenots gedacht haben, und stellt anlässlich der demnächst stattfindenden Regionalwahlen eine Kandidatin auf, deren einzige Qualität darin zu bestehen scheint, ein Kopftuch zu tragen (offenbar ist sie, analog zu Sarrazins "Kopftuchmädchen", damit geboren worden). Diese Entscheidung hat jedoch nicht gerade zu Begeisterungsstürmen geführt. U.a. rief sie scharfe Kritik seitens der iranischen arbeiterkommunistischen Partei hervor.

Die Damen Wagenknecht, Buchholz und Dagdelen von der deutschen "Linkspartei" haben hingegen für ihre an sich ehrliche und konsequente Entscheidung nach der Ansprache von Shimon Peres sitzen zu bleiben, Beifall erhalten, wenngleich dieser ihnen doch etwas peinlich sein sollte. Nun gut, war auch nicht das erste Mal; sowas kommt wohl auch davon, wenn man ständig mit dem "Primat der Politik" ins Feld zieht, eine Formel, auf die doch wohl die NPD das Urheberrecht hat.

Die Luxemburger Linke ihrerseits versucht mit der Belegung des Themas "Diekircher Brauerei" ein paar Stimmen auf den Stammtischen gutzumachen. "Wir befinden uns nicht länger in der Logik des Industriekapitalismus, sondern in der des Finanzkapitalismus" erschrickt Marc Baum, Vertreter von "Déi Lénk" im Escher Gemeinderat (Luxemburger Wort, 3.2.10). Diesbezüglich schlägt "Déi Lénk" vor, sollte der "Deal mit Bofferding nicht klappe[n]" (d.h. die von der Regierung vorgezogene Lösung, den internationalen Konzentrationstendenzen im Brauereigewerbe, durch die Schaffung eines nationalen Monopolisten entgegen zu wirken, indem man die schon das seit Jahrzehnten von Bofferding verfolgte Ziel einer feindlichen Übernahme von Diekirch staatlich subventioniert), der Staat solle "im allgemeinen Interesse" AB Inbev "enteignen", und nach dem Vorbild der Baden-Württemberger Rothaus-Staatsbrauerei selbst zum Braumeister werden (tageblatt vom 3.2.10). Was für ein Interesse der Luxemburger Staat hieran hätte (Wirtschaftsminister Krecké winkte ja schon gleich ab), wie er den Vertrieb und das ganze Konzessionswesen organisieren würde, wird von den Linken nicht weiter erläutert - offenbar geht man hier davon aus, dass dies schon von selber funktionieren würde, falls der allwissende, alleskönnende und stets wohlintentionierte Papa Staat dies in die Hand nimmt. Hauptsache, der Staat greift ein, um das "nationale " Industriekapital vor dem "internationalen" Finanzkapital zu schützen - so lautet die Quintessenz linken Denkens im Jahre 2010. Wieso allerdings das "allgemeine Interesse" an einer Bierbrauerei grösser sein soll, als bei den zahlreichen anderen Betrieben, die derzeit schliessen oder in grösserem Ausmass Leute entlassen (General Electrics IP, Commerzbank, Fastnet, Brinks et j'en passe...), will mir hingegen nicht einleuchten...

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