August 30, 2011

147 Jahre Christiaan Cornelissen

Vergangenes Jahr hatte ich an dieser Stelle zum Geburtstag des niederländischen anarchistischen Ökonomen die Werttheorie auf archive.org verlinkt; dieses Jahr folgt die ebenfalls dort einsehbare "Fortsetzung" in Form seiner Lohntheorie:

Théorie du salaire et du travail salarié, Paris, 1908

August 27, 2011

Both kinds of music (67): Der junge Neil

Nachdem 1968 Buffalo Springfield auseinander brach, versuchte sich der kanadische Gitarrist Neil Young als Solo-Interpret, zunächst mit einem nur mäßig erfolgreichen Debüt-Album, von dem er sich seitdem distanziert hat. Schon anlässlich des zweiten Album Everybody knows this is nowhere (1969) mit der Band Crazy Horse (ehemals die Rockets) bildete Young jedoch seinen klassischen Stil heraus, eine Mischung aus verschrammelten Hard Rock, Folk und Countryelementen (zugleich erfand Young den erst mehr als zwanzig Jahre später populären Grunge-Look). Der Bezug auf Country-Musik wurde noch stärker beim dritten Album After the Gold Rush, das kurz nach dem CSNY-Album Déjà Vu erschien. Hier der gleichnamige Titelsong:


Im Februar 1971 machte sich Young auf nach Nashville, um in der Johnny Cash Show aufzutreten, wo er auch einen neuen Song spielte, die Heroin-Ballade The needle and the damage done.


Bei dieser Gelegenheit wurde Young angeboten, zu Studio Sessions in Nashville zu bleiben. Aus diesen Sessions, die er ohne Crazy Horse, dafür mit einer Reihe Country-Musikern und Stargästen einspielte, entstand Youngs (immer noch) erfolgreichstes Album Harvest (erschienen 1972). Der bekannteste Song daraus, Heart of Gold, spielte Young erstmals kurz nach dem Auftritt bei Johnny Cash, am 23. Februar 1971, in einem Konzert für die BBC:

281 Jahre Johann Georg Hamann; 241 Jahre Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Bleiben wir nach Herder bei der Aufklärung in Deutschland; wobei diesmal ihre Kritik bei Hamann und ihr Abschluss, zugleich der Beginn ihrer Historisierung bei Hegel im Mittelpunkt stehen. Wie es der Zufall (oder war's doch der Weltgeist?) so wollte, sind beide an einem 27. August geboren, im Abstand von genau 40 Jahren (also käme Hegel am Ende einer langen Wanderung durch die Wüste?). Es bietet sich dementsprechend an, auf Hegels Besprechung der Werke Hamanns einzugehen, die zuerst in zwei Artikelserien in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik und dann 1828 als Hamanns Schriften in gesammelter Form erschien. Hieraus Hegels Charakterisierung Hamanns im Kontext seiner Zeit:

"Fassen wir zuerst die allgemeine Stellung auf, in welcher sich Hamann zeigt, so gehört er der Zeit an, in welcher der denkende Geist in Deutschland, dem seine Unabhängigkeit zunächst in der Schulphilosophie aufgegangen war, sich nunmehr in der Wirklichkeit zu ergehen anfing und, was in dieser als fest und wahr galt, in Anspruch zu nehmen und ihr ganzes Gebiet sich zu vindizieren begann. Es ist dem deutschen Vorwärtsgehen des Geistes zu seiner Freiheit eigentümlich, daß das Denken sich in der Wolffschen Philosophie eine methodische, nüchterne Form verschaffte; nachdem der Verstand nun mit Befassung auch der anderen Wissenschaften, der Mathematik ohnehin, unter diese Form den allgemeinen Unterricht und die wissenschaftliche Kultur durchdrungen hatte, fing er jetzt an, aus der Schule und seiner schulgerechten Form herauszutreten und mit seinen Grundsätzen alle Interessen des Geistes, die positiven Prinzipien der Kirche, des Staats, des Rechts auf eine populäre Weise zu besprechen. Sowenig als diese Anwendung des Verstandes etwas Geistreiches an sich hatte, sowenig hatte der Inhalt einheimische Originalität. Man muß es nicht verhehlen wollen, daß dies Aufklären allein darin bestand, die Grundsätze des Deismus, der religiösen Toleranz und der Moralität, welche Rousseau und Voltaire zur allgemeinen Denkweise der höheren Klassen in Frankreich und außer Frankreich erhoben hatten, auch in Deutschland einzuführen. Während Voltaire in Berlin am Hofe Friedrichs II. selbst sich eine Zeitlang aufgehalten hatte, viele andere regierende deutsche Fürsten (vielleicht die Mehrzahl) es sich zur Ehre rechneten, mit Voltaire oder seinen Freunden in Bekanntschaft, Verbindung und Korrespondenz zu sein, ging von Berlin der Vertrieb derselben Grundsätze aus in die Sphäre der Mittelklassen, mit Einschluß des geistlichen Standes, unter dem, während in Frankreich der Kampf vornehmlich gegen denselben gerichtet war, vielmehr in Deutschland die Aufklärung ihre tätigsten und wirksamsten Mitarbeiter zählte. Dann aber fand ferner zwischen beiden Ländern der Unterschied statt, daß in Frankreich diesem Emporkommen oder Empörendes Denkens alles sich anschloß, was Genie, Geist, Talent, Edelmut besaß, und diese neue Weise der Wahrheit mit dem Glänze aller Talente und mit der Frische eines naiven, geistreichen, energischen, gesunden Menschenverstandes erschien. In Deutschland dagegen spaltete sich jener große Impuls in zwei verschiedene Charaktere. Auf der einen Seite wurde das Geschäft der Aufklärung mit trockenem Verstande, mit Prinzipien kahler Nützlichkeit, mit Seichtigkeit des Geistes und Wissens, kleinlichen oder gemeinen Leidenschaften und, wo es am respektabelsten war, mit einiger, doch nüchterner Wärme des Gefühls betrieben und trat gegen alles, was sich von Genie, Talent, Gediegenheit des Geistes und Gemüts auftat, in feindselige, trakassierende, verhöhnende Opposition. Berlin war der Mittelpunkt jenes Aufklärens, wo Nicolai, Mendelssohn, Teller, Spalding, Zöllner usf. in ihren Schriften und die Gesamtperson, die Allgemeine Deutsche Bibliothek, in gleichförmigem Sinne, wenn auch mit verschiedenem Gefühl tätig waren; Eberhard, Steinbart, Jerusalem usf. sind als Nachbarn in diesen Mittelpunkt einzurechnen. Außerhalb desselben befand sich in Peripherie um ihn her, was in Genie, Geist und Vernunfttiefe erblühte und von jener Mitte aufs gehässigste angegriffen und herabgesetzt wurde. Gegen Nordost sehen wir in Königsberg Kant, Hippel, Hamann, gegen Süden in Weimar und Jena Herder, Wieland, Goethe, später Schiller, Fichte, Schelling u.a.; weiter hinüber gegen Westen Jacobi mit seinen Freunden; Lessing, längst gleichgültig gegen das Berliner Treiben, lebte in liefen der Gelehrsamkeit wie in ganz anderen Tiefen des Geistes, als seine Freunde, die vertraut mit ihm zu sein meinten, ahnten. Hippel etwa war unter den genannten großen Männern der Literatur Deutschlands der einzige, der den Schmähungen jenes Mittelpunktes nicht ausgesetzt war. Obgleich beide Seiten im Interesse der Freiheit des Geistes übereinkamen, so verfolgte jenes Aufklären, als trockener Verstand des Endlichen, mit Haß das Gefühl oder Bewußtsein des Unendlichen, was sich auf dieser Seite befand, dessen Tiefe in der Poesie wie in der denkenden Vernunft. Von jener Wirksamkeit ist das Werk geblieben, von dieser aber auch die Werke.

Wenn nun diejenigen, welche dem Geschäfte der Aufklärung verfallen waren, weil formelle Abstraktionen und etwa allgemeine Gefühle von Religion, Menschlichkeit und Rechtlichkeit ihre geistige Höhe ausmachten, nur unbedeutende Eigentümlichkeit gegeneinander haben konnten, so war jene Peripherie ein Kranz origineller Individualitäten. Unter ihnen ist wohl Hamann nicht nur auch originell, sondern mehr noch ein Original, indem er in einer Konzentration seiner tiefen Partikularität beharrte, welche aller Form von Allgemeinheit, sowohl der Expansion denkender Vernunft als des Geschmacks, sich unfähig gezeigt hat.

Hamann steht der Berliner Aufklärung zunächst durch den Tiefsinn seiner christlichen Orthodoxie gegenüber, aber so, daß seine Denkweise nicht das Festhalten der verholzten orthodoxen Theologie seiner Zeit ist; sein Geist behält die höchste Freiheit, in der nichts ein Positives bleibt, sondern sich zur geistigen Gegenwart und eigenem Besitz versubjektiviert. Mit seinen beiden Freunden in Königsberg, Kant und Hippel, die er ehrt und mit denen er auch Umgang hat, steht er in dem Verhältnisse eines allgemeinen Zutrauens, aber keiner Gemeinschaftlichkeit ihrer Interessen. Von jener Aufklärung ist er ferner nicht nur durch den Inhalt geschieden, sondern auch aus dem Grunde, aus dem er von Kant getrennt ist, weil ihm das Bedürfnis der denkenden Vernunft fremd und unverstanden geblieben ist. Hippel steht er insofern näher, indem er seinen inneren Sinn wie nicht zur Expansion der Erkenntnis, ebensowenig der Poesie herausführen kann und nur der humoristischen, blitzenden, desultorischen Äußerung fähig ist; aber dieser Humor ist ohne Reichtum und Mannigfaltigkeit der Empfindung und ohne allen Trieb oder Versuch von Gestalten; er bleibt ganz beschränkt subjektiv. Am meisten Übereinstimmendes hat er mit dem seiner Freunde, mit dem sich das Verhältnis auch in dem Briefwechsel am innigsten und rücksichtslosesten zeigt, mit Jacobi, welcher nur Briefe und, gleichfalls wie Hamann, kein Buch zu schreiben fähig war; doch sind Jacobis Briefe in sich klar, sie gehen auf Gedanken, und diese kommen zu einer Entwicklung, Ausführung und einem Fortgang, so daß die Briefe zu einer zusammenhängenden Reihe werden und eine Art von Buch ausmachen. Die Franzosen sagen: Le stile c'est l'homme même; Hamanns Schriften haben nicht sowohl einen eigentümlichen Stil, als daß sie durch und durch Stil sind. In allem, was aus Hamanns Feder gekommen, ist die Persönlichkeit so sehr zudringlich und das Überwiegende, daß der Leser durchaus allenthalben mehr noch auf sie als auf das, was als Inhalt aufzufassen wäre, hingewiesen wird. An den Erzeugnissen, welche sich für Schriften geben und einen Gegenstand abhandeln sollen, fällt sogleich die unbegreifliche Wunderlichkeit ihres Verfassers auf; sie sind eigentlich ein, und zwar ermüdendes Rätsel, und man sieht, daß das Wort der Auflösung die Individualität ihres Verfassers ist; diese erklärt sich aber nicht in ihnen selbst.(...)"
(zitiert nach Hegel, Werke, 11,  Frankfurt am Main, 1979, p.277-281)

August 26, 2011

Das Feuilleton resigniert

Der zweite Teil von Portantes Pamphlet wider die "Diktatur des globalisierten Kapitalismus", veröffentlicht im gestrigen Le Jeudi, toppte den ersten Teil, in welchem zur Verstaatlichung der gesamten Finanzsphäre aufgerufen wurde, dann doch nicht. Eher endet Portante auf einer pessimistischen Note:
Aufgrund der Abdankung der "klassischen Politik" gegenüber den "Märkten" und der zunehmenden Bedeutungslosigkeit der Gewerkschaften, finde der "Klassenkampf" mittlerweile zwischen den indignados und der extremen Rechten statt (seltsamer Klassenbegriff, aber düstere Aussicht!). Von letzterer sei nichts zu erwarten, da sie einen "état liberticide" wolle, also (!) den Diktaten des Finanzkapitals unterworfen sei. Aller Rhetorik der neuen Rechten und alten Nazis vom Primat der Politik und dem Kampf zwischen raffendem und schaffendem Kapital zum Trotz, steht Portante also fest zur Dimitroff-Formel. Allerdings prophezeit Portante den Sieg der Rechten, seien die indignados doch zu disparat und  aufgrund der Erfahrungen des real existieren Sozialismus traumatisiert ("épouvanté encore par l'expérience du socialisme à la soviétique"); allgemein fehle ihr ein klar definiertes politisches Ziel - früher hätte man gesagt: eine Parteilinie - weshalb sie nur scheitern und verraten werden könne:
"Comme jadis, dans les pays de l'Est, au moment de la chute du Mur de Berlin, et dans le monde arabe aujourd'hui, l'indignation, faute d'objectif politique systémique ne peut être que récupérée. Et donc trahie. Alors que l'extrême droite, à petits pas, se lance à la conquête des urnes..."


Arme Familie Gaddafi

Die Zeitung vum lëtzebuerger Vollek beweint heute auf Seite 1 unter dem Titel "Die 'Sieger' plündern", dass die libyschen Aufständischen keinen Respekt vor dem Eigentum des geschassten Revolutionsführers haben:
"Seitdem die 'Rebellen' am Wochenende in die Hauptstadt Tripolis gekommen sind, fallen sie als Marodeure und Plünderer über die Wohnräume der Familie Gaddafi her."
Tja, wie war das nochmal mit der Expropriation der Expropriateure, Genossen?

August 25, 2011

267 Jahre Johann Gottfried Herder

Von allen Philosophen des Zeitalters der Aufklärung ist wohl Herder derjenige der posthum am meisten in Verruf geraten ist. Als Wegbereiter für Irrationalismus und Romantik gilt er quasi, nicht zuletzt der NS-Propaganda selber, als Mitbegründer eines deutschen Sonderwegs, der schliesslich im Nationalsozialismus enden soll. Dabei ist gerade Herder weit schärfer als die Mehrzahl der Aufklärer ein Kritiker des aufgeklärten Absolutismus eines Friedrich II. und dessen sich herausbildender bürokratischen Staatsmaschinerie, gegen den er das Bild der "deutschen Kulturnation" entwirft, ohne dass dies im Übrigen seinem Kosmopolitismus Abbruch tun würde. Ein Beispiel für Herders durchweg kritische Haltung gegenüber dem Staat und jedweder Obrigkeit findet man insbesondere im 4. Kapitel des 9. Buches der Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (im 2. Teil, veröffentlicht 1784):

"Wer hat Deutschland, wer hat dem kultivierten Europa seine Regierungen gegeben? Der Krieg. Horden von Barbaren überfielen den Weltteil; ihre Anführer und Edeln teilten unter sich Länder und Menschen. Daher entsprangen Fürstentümer und Lehne; daher entsprang die Leibeigenschaft unterjochter Völker; die Eroberer waren im Besitz, und was seit der Zeit in diesem Besitz verändert worden, hat abermals Revolution, Krieg, Einverständnis der Mächtigen, immer also das Recht des Stärkern entschieden. Auf diesem königlichen Wege geht die Geschichte fort, und Fakta der Geschichte sind nicht zu leugnen. Was brachte die Welt unter Rom, Griechenland und den Orient unter Alexander? Was hat alle große Monarchien bis zu Sesostris und der fabelhaften Semiramis hinauf gestiftet und wieder zertrümmert? Der Krieg. Gewaltsame Eroberungen vertraten also die Stelle des Rechts, das nachher nur durch Verjährung oder, wie unsre Staatslehrer sagen, durch den schweigenden Kontrakt Recht ward; der schweigende Kontrakt aber ist in diesem Fall nichts anders, als daß der Stärkere nimmt, was er will, und der Schwächere gibt oder leidet, was er nicht ändern kann. Und so hängt das Recht der erblichen Regierung sowie beinah jedes andern erblichen Besitzes an einer Kette von Tradition, deren ersten Grenzpfahl das Glück oder die Macht einschlug und die sich hie und da mit Güte und Weisheit, meistens aber wieder nur durch Glück oder Übermacht fortzog Nachfolger und Erben bekamen, der Stammvater nahm; und daß dem, der hatte, auch immer mehr gegeben ward, damit er die Fülle habe, bedarf keiner weitern Erläuterung; es ist die natürliche Folge des genannten ersten Besitzes der Länder und Menschen.

Man glaube nicht, daß dies etwa nur von Monarchien, als von Ungeheuern der Eroberung, gelte, die ursprünglichen Reiche aber anders entstanden sein könnten; denn wie in der Welt wären sie anders entstanden? Solange ein Vater über seine Familie herrschte, war er Vater und ließ seine Söhne auch Väter werden, über die er nur durch Rat zu vermögen suchte. Solange mehrere Stämme aus freier Überlegung zu einem bestimmten Geschäft sich Richter und Führer wählten, so lange waren diese Amtsführer nur Diener des gemeinen Zweckes, bestimmte Vorsteher der Versammlung; der Name Herr, König, eigenmächtiger, willkürlicher, erblicher Despot war Völkern dieser Verfassung etwas Unerhörtes. Entschlummerte aber die Nation und ließ ihren Vater, Führer und Richter walten, gab Sie ihm endlich gar, schlaftrunken-dankbar, seiner Verdienste, seiner Macht, seines Reichtums oder welcher Ursachen wegen es sonst sei, den Erbzepter in die Hand, daß er sie und ihre Kinder wie der Hirt die Schafe weide: welch Verhältnis ließe sich hiebei denken, als Schwachheit auf der einen, Übermacht auf der andern Seite, also das Recht des Stärkern. Wenn Nimrod Bestien tötet und nachher Menschen unterjocht, so ist er dort und hier ein Jäger. Der Anführer einer Kolonie oder Horde, dem Menschen wie Tiere folgten, bediente sich über sie gar bald des Menschenrechts über die Tiere. So war's mit denen, die die Nationen kultivierten: solange sie sie kultivierten, waren sie Väter, Erzieher des Volks, Handhaber der Gesetze zum gemeinen Besten; sobald sie eigenmächtige oder gar erbliche Regenten wurden, waren sie die Mächtigern, denen der Schwächere diente. Oft trat ein Fuchs in die Stelle des Löwen, und so war der Fuchs der Mächtigere; denn nicht Gewalt der Waffen allein ist Stärke; Verschlagenheit, List und ein künstlicher Betrug tut in den meisten Fällen mehr als jene. Kurz, der große Unterschied der Menschen an Geistes-, Glücks- und Körpergaben hat nach dem Unterschiede der Gegenden, Lebensarten und Lebensalter Unterjochungen und Despotien auf der Erde gestiftet, die in vielen Ländern einander leider nur abgelöset haben. Kriegerische Bergvölker z.B. überschwemmten die ruhige Ebne: jene hatte das Klima, die Not, der Mangel stark gemacht und tapfer erhalten; sie breiteten sich also als Herren der Erde aus, bis sie selbst in der mildern Gegend von Üppigkeit besiegt und von andern unterjocht wurden. So ist unsre alte Tellus bezwungen und die Geschichte auf ihr ein trauriges Gemälde von Menschenjagden und Eroberungen worden. Fast jede kleine Landesgrenze, jede neue Epoche ist mit Blut der Geopferten und mit Tränen der Unterdrückten ins Buch der Zeiten verzeichnet. Die berühmtesten Namen der Welt sind Würger des Menschengeschlechts, gekrönte oder nach Kronen ringende Henker gewesen, und was noch trauriger ist, so standen oft die edelsten Menschen notgedrungen auf diesem schwarzen Schaugerüst der Unterjochung ihrer Brüder. Woher kommt's, daß die Geschichte der Weltreiche mit so wenig vernünftigen Endresultaten geschrieben worden? Weil, ihren größesten und meisten Begebenheiten nach, sie mit wenig vernünftigen Endresultaten geführt ist; denn nicht Humanität, sondern Leidenschaften haben sich der Erde bemächtigt und ihre Völker wie wilde Tiere zusammen- und gegeneinandergetrieben. Hätte es der Vorsehung gefallen, uns durch höhere Wesen regieren zu lassen, wie anders wäre die Menschengeschichte! Nun aber waren es meistens Helden, d.i. ehrsüchtige, mit Gewalt begabte oder listige und unternehmende Menschen, die den Faden der Begebenheiten nach Leidenschaften anspannen und, wie es das Schicksal wollte, ihn fortwebten. Wenn kein Punkt der Weltgeschichte uns die Niedrigkeit unsres Geschlechts zeigte, so wiese es uns die Geschichte der Regierungen desselben, nach welcher unsre Erde ihrem größten Teil nach nicht Erde, sondern Mars oder der kinderfressende Saturn heißen sollte. (...)


Wie bei allen Verbindungen der Menschen gemeinschaftliche Hülfe und Sicherheit der Hauptzweck ihres Bundes ist, so ist auch dem Staat keine andre als die Naturordnung die beste, daß nämlich auch in ihm jeder das sei, wozu ihn die Natur bestellte. Sobald der Regent in die Stelle des Schöpfers treten und durch Willkür oder Leidenschaft von seinetwegen erschaffen will, was das Geschöpf von Gottes wegen nicht sein sollte, sobald ist dieser dem Himmel gebietende Despotismus aller Unordnung und des unvermeidlichen Mißgeschicks Vater. Da nun alle durch Tradition festgesetzte Stände der Menschen auf gewisse Weise der Natur entgegenarbeiten, die sich mit ihren Gaben an keinen Stand bindet, so ist kein Wunder, daß die meisten Völker, nachdem sie allerlei Regierungsarten durchgangen waren und die Last jeder empfunden hatten, zuletzt verzweifelnd auf die zurückkamen, die sie ganz zu Maschinen machte, auf die despotisch-erbliche Regierung. Sie sprachen wie jener ebräische König, als ihm drei Übel vorgelegt wurden: 'Lasset uns lieber in die Hand des Herren fallen als in die Hand der Menschen!', und gaben sich auf Gnade und Ungnade der Providenz in die Arme, erwartend, wen diese ihnen zum Regenten zusenden würde; denn die Tyrannei der Aristokraten ist eine harte Tyrannei, und das gebietende Volk ist ein wahrer Leviathan. Alle christlichen Regenten nennen sich also von Gottes Gnaden und bekennen damit, daß sie nicht durch ihr Verdienst, das vor der Geburt auch gar nicht stattfindet, sondern durch das Gutbefinden der Vorsehung, die sie auf dieser Stelle geboren werden ließ, zur Krone gelangten. Das Verdienst dazu müssen sie sich erst durch eigne Mühe erwerben, mit der sie gleichsam die Providenz zu rechtfertigen haben, daß sie sie ihres hohen Amts würdig erkannte; denn das Amt des Fürsten ist kein geringeres, als Gott zu sein unter den Menschen, ein höherer Genius in einer sterblichen Bildung. Wie Sterne glänzen die wenigen, die diesen auszeichnenden Ruf verstanden, in der unendlich dunkeln Wolkennacht gewöhnlicher Regenten und erquicken den verlornen Wandrer auf seinem traurigen Gange in der politischen Menschengeschichte.

O daß ein andrer Montesquieu uns den Geist der Gesetze und Regierungen auf unsrer runden Erde nur durch die bekanntesten Jahrhunderte zu kosten gäbe! Nicht nach leeren Namen dreier oder vier Regierungsformen, die doch nirgend und niemals dieselben sind oder bleiben; auch nicht nach witzigen Prinzipien des Staats, denn kein Staat ist auf ein Wortprincipium gebauet, geschweige, daß er dasselbe in allen seinen Ständen und Zeiten unwandelbar erhielte; auch nicht durch zerschnittene Beispiele aus allen Nationen, Zeiten und Weltgegenden, aus denen in dieser Verwirrung der Genius unsrer Erde selbst kein Ganzes bilden würde: sondern allein durch die philosophische, lebendige Darstellung der bürgerlichen Geschichte, in der, so einförmig sie scheinet, keine Szene zweimal vorkommt und die das Gemälde der Laster und Tugenden unsres Geschlechts und seiner Regenten, nach Ort und Zeiten immer verändert und immer dasselbe, fürchterlich-lehrreich vollendet."
(nach der Ausgabe Berlin und Weimar 1965, S.362-365; 369-370)

August 24, 2011

112 Jahre Jorge Luis Borges



Spinoza
by Jorge Luis Borges
The Jew's hands, translucent in the dusk,
polish the lenses time and again.
The dying afternoon is fear, is
cold, and all afternoons are the same.
The hands and the hyacinth-blue air
that whitens at the Ghetto edges
do not quite exist for this silent
man who conjures up a clear labyrinth—
undisturbed by fame, that reflection
of dreams in the dream of another
mirror, nor by maidens' timid love.
Free of metaphor and myth, he grinds
a stubborn crystal: the infinite
map of the One who is all His stars.
(Englische Übersetzung von Richard Howard, César Rennert)



Mehr über Borges, seine politischen Ansichten und sein Verhältnis zum "liberalen Anarchismus" in diesem lesenswerten Artikel: http://www.ucema.edu.ar/conferencias/download/2011/06.01CPii.pdf

August 20, 2011

Both kinds of music (66): Hillbilly Hippies!

Nicht nur die Beatles versuchten sich Anfang der 1970er in Country-Musik; allgemein war um 1970 herum Country-Rock das Gebot der Stunde, insbesondere in den USA. Dem entsprach eine neue Zuwendung zur Idiotie Einfachheit des Landlebens, das sich auch auf zahlreichen bukolischen Album-Covern widerspiegelte. Die Hippies zog es aufs Land, und das drückte sich musikalisch eben auch in der Hinwendung zur und in der Aufwertung der zuvor als "spießig" abgekanzelten Country-Musik aus.

Allen voran die Überhippies um Jerry Gracia, The Grateful Dead, deren beiden Alben aus dem Jahr 1970, Workingman's Dead und American Beauty, eindeutig im Country-Rock-Bereich anzusiedeln sind. Zum Vergleich eine Live-Aufnahme von Don't ease me in aus dem gleichen Jahr:


Auch die "Super Group" Crosby, Stills, Nash and Young, die sich aus David Crosby von den Byrds, Graham Nash von den Hollies, sowie Neil Young und Stephen Stills von Buffalo Springfield zusammensetzte, bewegte sich zum Teil in Country-verwandten Gefilden (zu Youngs Solo-Sachen in diesem Bereich komme ich nächste Woche), so z.B. beim Titel Teach your children von Nash, erschienen auf dem ersten Album mit Young, Déjà Vu (1970):


Zum Abschluss für heute noch ein Ausflug nach Großbritannien. Die Folkgruppe Pentangle spielte 1971 diese Coverversion  von Will the circle be unbroken von der Carter Family ein:

August 19, 2011

Das Feuilleton schlägt zurück

Jean Portante, über die Grenzen des Landes hinaus bekannter luxemburgischer Schriftsteller (1), hier zu sehen im standesgemäßen roten Schal und vor seiner offenbar ausschließlich aus Lexika und Wörterbüchern bestehenden Bibliothek, hat im dieswöchigen Le Jeudi seine ganze Wut über die scheinbar permanent gewordene Krisis zusammengefasst:

Nun findet man dort zunächst wenig wirklich neues, was man nicht schon anderswo im Feuilleton gelesen hat (2): die zu "Mördern" (am Kapitalismus?!) erklärten "Märkte" (3), Finanzinstitute und Ratingagenturen, die von ihnen beherrschte Politik usw...

Im Allgemeinen verbleibt Portante dabei in der gleichen Logik wie folgender Mimi and Eunice-Cartoon:

Lediglich zum Schluss wächst Portante noch über den üblichen feuilletonistischen Diskurs hinaus und erhofft sich eine aus den Zeltstädten der Indignados erwachsende Revolution, welche die Regierenden (!) dazu zwingen soll, alles was "de près ou de loin" an das Finanzsystem erinnert, zu "nationalisieren", d.h. zu verstaatlichen. Portante will also als Lösung der "permanenten Krise" den totalen Staatskapitalismus. Ob er das im zweiten Teil noch toppen kann, oder ob dort eine überraschende Wende kommt: warten wir's ab...

(2) Hierzu jüngst Stefan Blankertz in der Freiheitsfabrik: "Klappt was nicht, hat der Bürger Angst vor Randalierern oder Spekulanten, vor den Zapfsäulenpiraten und Kredithaien, vor den Heuschrecken und Abzockern oder Klimaverschlechterern oder Genpan[t]schern, vor den Rauchern, vor Kinderverderbern und Hasspredigern oder was auch immer: dann schreit er nach Staat, mehr Staat, noch mehr Staat. Nehmt dem Staat die Fesseln ab, damit er handeln kann, rufen sie. Die Medien sind daran nicht schuld, sie schauen dem Volk aufs Maul und schreiben, was es hören will, sonst gäbe es keine guten Verkaufszahlen, keine Werbeeinnahmen, keine erreichten Quoten. Die Kapitalisten, sagte Lenin, werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufhängen."
(3) Früher nannten die Marxisten die Verdinglichung eines gesellschaftlichen Verhältnisses, das hier selber zum handelnden Akteur wird, ein "falsches Bewusstsein". Lang, lang ist's her...

Wahrnehmung vs. Statistik

Völlig entgegen der gefühlte Wahrnehmung, nach welcher Konflikte zunehmen und zunehmend mörderischer werden, sagen die Zahlen, trotz Irak, Afghanistan, Georgien, Sri Lanka... das Gegenteil aus. Grund zum Optimismus also?


August 17, 2011

143 Jahre Edward Abramowski

Der am 17. August 1868 geborene Józef Edward Abramowski ist vielleicht der bekannteste polnische Anarchist, und hatte mit seinen genossenschaftlichen Ideen noch Einfluss auf die Solidarnosc-Bewegung in den 1980ern (vergleiche das 1986 erschienene Buch Edward Abramowski zwiastun >Solidarności< von Giełżyński). Abramowski war ursprünglich Anhänger des Marxismus und 1892 Mitbegründer der Polnischen Sozialistischen Partei. Nach einer schweren Erkrankung und unter Einfluss von Tolstoi wandte sich Abramowski ab 1897 politisch dem Anarchismus zu, während er seine psychologischen und soziologischen Forschungen auf eine "phänomenologische" Grundlage stellte. Neben seinem Einsatz für das Genossenschaftswesen gründete Abramowski auch 1910 das psycho-physiologische (später: psychologische) Institut in Warschau und konnte ab 1915 regulär an der Warschauer Universität Psychologie unterrichten. Sein Hauptwerk ist wohl das 1904 erschienene Socjalizm a państwo (Sozialismus und Staat).

Der folgende Auszug ist 1898 als erster Paragraph der Pariser Broschüre Le matérialisme historique et le principe du phénomène social erschienen (S.1-2) und im Kontext des Übergangs Abramowskis vom Marxismus zur Phänomenologie und zum Anarchismus zu situieren:

§ 1. - Le principe du phénomène, dans son application à la sociologie, peut être exprimé dans deux propositions, qui, quoique contradictoires en apparence, sont néanmoins intimement reliées entre elles par l'unité de la pensée. La première est que l'homme est la seule réalité de la vie sociale, ce qui signifie que tous les processus sociaux se passent dans la conscience individuelle et ne se passent que là, où est à la fois leur source et la raison suffisante de leur existence; le monde social n'en dépasse pas les limites, car elle est l'unique conscience; il ne peut exister hors de l'homme, puisque l'homme, - comme être pensant, - est sa substance même. - Mais en même temps se pose la proposition inverse: la seule réalité, c'est l'élément social, l'individu n'étant qu'une systématisation accidentelle des phénomènes, une illustration provenant du domaine prépensif; car ce qui constitue notre "moi" propre, ce que nous ressentons comme étant nous-même, c'est de la substance sociale; toute notre vie intellectuelle, les états psychiques qui sont soumis à l'action de notre aperception, présentent une nature purement sociale; quant à l'individualité elle s'oppose à eux, comme étant seulement ce qui constitue la matière intuitive pour l'action de notre aperception, des données d'une nature émotionnelle servant aux opérations de la pensée, et qui ne possédent pour nous la valeur d'un phénomène réel qu'en tant qu'ils sont aperceptivement déterminés comme objet de la pensée.

L'application de ce principe à la méthode sociologique consisterait à savoir retrouver dans chaque abstraction sociale la face humaine, et à y saisir le noeud vital de la réalité, dont les pulsations nous apparaissent dans des formes en apparence métaphysiques, des catégories sociales. Étant donné une forme sociale quelconque, comme la propriété, les lois de l'échange, la constitution politique, le code des moeurs, cette forme, étant de sa nature même l'organisation sociale d'une certaine réalité originaire humaine, nous apparait, dans son caractère d'abstraction comme produit dérivé de la vie collective; il faut donc, au lieu de considérer ces données formelles comme s'imposant à l'homme d'une sphère étrangère à lui, comme autant de copies de modèles 'métaphysiques' sommeillant depuis des siècles au sein de la raison impersonnelle, les ramener à leur expression humaine, pénétrer leur côté dynamique, reconnaître ce qui s'organise et se consolide dans les catégories économiques et juridiques données. C'est de ce point de vue philosophique que nous voulons analyser quelques-unes des principales notions de la théorie du 'matérialisme historique', ce qui pourra nous donner en même temps certaines indications sur le phénoménalisme dans son application aux problèmes de l'histoire.

August 16, 2011

Bring on the aliens!

Ladies und Gentlemen, der am meisten zitierte Nationalökonom unserer Zeit und seine bei Orson Welles und dem Film Wag the dog abgeschauten Empfehlungen zur Behebung der beschissenen ökonomischen Lage:

(via Aleon)

August 13, 2011

Both kinds of music (65): Nach den Beatles

Ein symbolisches Ende der 1960er war in gewisser Hinsicht die Ankündigung Paul McCartneys am 10. April 1970, dass er die Beatles verlassen würde, was dann auch das Auseinanderbrechen der Band bedeutete. Die verschiedenen Beatles widmen sich alsbald, mit unterschiedlichem Erfolg, ihren Solokarrieren. Den erfolgreichsten Start hatte George Harrison mit dem Triple-Album All Things Must Pass (1970). Ähnlich wie schon bei den Beatles ließen sich auch hier Country-Einflüsse vernehmen; das Stück Behind that locked door war gar Country in Reinform:


Ringo Starr ging noch weiter und spielte mit einer Armada von bekannten Country-Musikern Ende Juni/Anfang Juli 1970 in Nashville das Album Beaucoups of Blues ein. Von diesem Album hier der Song Wine, Women and Loud Happy Songs:


Paul McCartney, dessen frühe Alben ebenfalls Country-Einflüsse aufzeigen (z.B. bei Country Dreamer) machte sich vier Jahre mit seiner Band Wings später ebenfalls auf nach Nashville, mit zwei neuen Mitgliedern im Gepäck, Jimmy McCulloch (ehemals von den One Hit-Wondern Thunderclap Newman) und Geoff Britton (ehemals von den One Hit-Wondern und fähigen Proggern East of Eden). Bei diesen Sessions entstand auch der Wings-Song Send me the heart, das erst 1981 auf dem Denny Laine-Soloalbum Japanese Tears, nach McCartneys Verhaftung in Japan wegen Drogenbesitzes, erscheinen sollte:

Lediglich John Lennon wagte sich nicht allzusehr in Country-Bereiche vor, lediglich Crippled Inside vom Imagine-Album könnte man dazu zählen, das aber in erster Linie auch nur, weil Harrison darauf die Dobro spielt.

August 11, 2011

129 Jahre Volin

Letztes Jahr habe ich an dieser Stelle etwas ausführlicher über Volin geschrieben, und als Textbeispiel den Artikel über die "synthèse anarchiste" aus der Encyclopédie Anarchiste gebracht. Auch dieses Jahr noch ein Text aus der Encyclopédie, ein Auszug aus dem Artikel Autorité über Autorität in der Anarchie:

"Sous l’autorité des mots on comprend l’influence qu’exercent sur nous de simples paroles, sans que nous réfléchissions à leur véritable sens. La mauvaise habitude de parler, de raisonner, même de penser avec des mots, souvent vides de tout sens, est très répandue à notre époque. Il faut tâcher de s’en défaire, d’analyser les mots et les notions qu’ils expriment, de ne se servir que de paroles sensées, précises, de ne jamais tomber sous l’influence des mots. Quant aux soi-disant autorités dans le domaine de la Science, de l’Art, de la Pensée, etc., on peut les accepter dans une certaine mesure, avec une certaine réserve. Il ne faut jamais ni se dépêcher de reconnaître les 'autorités' facilement fabriquées par la foule ou sciemment lancées par les milieux bourgeois, ni imiter en esclave ou accepter sans critique celles reconnues en toute justice. Il faut toujours scruter, vérifier, analyser, réfléchir soi-même ; il faut savoir garder l’indépendance entière de son propre jugement ; il faut créer personnellement, librement ; bref, il ne faut se soumettre, se plier à aucune autorité, quelle qu’elle soit. Ce n’est qu’une certaine influence d’un savant, penseur ou artiste réellement puissant et valeureux, influence libre, sciemment acceptée dans une mesure raisonnable, qui peut être précieuse, utile et profitable.

Pour conclure ; disons quelques mots sur la réflexion citée plus haut : notamment, que dans aucune société, même la plus libre, on ne pourrait se passer d’une certaine autorité exercée par les plus forts, les mieux doués, les plus intelligents, etc. Dans les usines, dans Ies ateliers, dans les administrations les plus librement organisées, - dit-on, - il y aura toujours des chefs, des individus qui, sachant faire mieux, exerceront une certaine contrainte, une autorité. Il y aura toujours des gens qui dirigeront, qui guideront, qui organiseront, qui commanderont, qui diront : il faut faire ceci, il faut faire cela, tu feras ainsi, etc. L’élément de la contrainte ne pourra donc jamais disparaître totalement.

Un tel raisonnement démontré une fois de plus l’incapacité de voir à l’avance l’ambiance entière d’un travail libre, d’une action vive, indépendante, fraternelle. Il va de soi que dans toutes les branches de l’activité humaine, il y aura des hommes plus capables, plus intelligents, en un mot plus forts que les autres. Mais dans un travail, dans une activité en camarades, dans une société normale, cette supériorité naturelle sera acceptée par tous comme une chose donnée, entendue, légitime. L’autorité des uns sur les autres sera une autorité purement morale, autorité du métier et de la compétence, autorité momentanée, qui ne s’exercera qu’à l’instant même de l’action, du labeur en marche.

Cette autorité sera librement acceptée, comme saine et utile, en pleine connaissance de cause, par tous ceux qui, dans cette branche, ne possèdent pas les mêmes aptitudes. Ce sera l’autorité d’un camarade plus expérimenté, plus habile, plus intelligent dans ce domaine. Jamais, dans une telle société, le plus : fort n’aura la moindre idée de gouverner, de devenir un chef, de subjuguer, etc. Jamais non plus, les plus faibles ne se considèreront comme des sujets, des esclaves, des gouvernés. Cette autorité s’exercera d’un commun accord, à force de reconnaître son utilité, sa nécessité. Cette autorité, exercée dans un milieu sain, au moment et à l’occasion d’un travail vif, agréable, conscient, fraternel, libre, ne pourra jamais blesser personne. Elle n’a rien à voir avec l’autorité malfaisante de nos chefs et contremaîtres. C’est d’une façon naturelle,pendant le travail commun, que certains hommes se montreront plus capables et prendront de ce fait, et de façon également naturelle, les fonctions d’organisateurs du travail, etc. Et puis, les hommes qui seront peu capables dans un métier quelconque, auront eux-mêmes des aptitudes au-dessus des moyennes dans une autre branche d’activité. Celui qui ne réussit pas, qui doit être guidé aujourd’hui (de son plein gré), réussira demain ; celui qui ne fait pas grand’chose ici, accomplira des merveilles là. En tout cas, il s’agira alors non pas d’une contrainte, mais d’une libre entente ; non pas d’une autorité brutale, mais d’une influence normale, variée et réciproque, des uns sur les autres.

On nous dira, peut-être, que, au commencement, en tous cas, certains restes de l’Autorité seront inévitables. Nous ne disons pas le contraire. Ce que nous affirmons, c’est qu’il faut, dès l’origine, lutter activement contre ces restes, au lieu de les accepter ; qu’il faut commencer à marcher tout de suite dans la direction voulue et désirable. La nouvelle ambiance sociale ne fera que favoriser considérablement cette lutte et cette marche, dès le début.

Une influence naturelle, librement acceptée, une autorité purement morale, dans le véritable sens du mot, exercée d’un commun accord, dans un but concret, dans une ambiance de camaraderie générale, autorité basée sur une supériorité ou une expérience reconnues par tous, autorité utile, indispensable pour le succès de la tâche et pratiquée dans l’intérêt de tous, de façon désintéressée, amicale, fraternelle, - telle est la seule Autorité acceptable, non seulement pour un anarchiste, mais pour tout homme libre et digne. Cette autorité-là, nous la désirons même en toute tranquillité, nous l’admettons, nous la prévoyons, nous l’attendons, en toute connaissance de cause."

August 06, 2011

Both kinds of music (64): Un poco di Poco

Eine der herausragendsten Bands des Country-Rocks der 1970er waren zweifelsohne Poco. Gegründet 1968 nach dem Auseinanderbrechen der Rockband Buffalo Springfield vom Gitarristen Richie Furay und vom Bassisten Jim Messina, sollte die Band ursprünglich Pogo heißen (nach der Comicfigur, nicht nach dem Tanz), was ihr aus Copyright-Gründen allerdings verwehrt wurde. Als erster Song spielte die Band 1969 einen Nachruf auf Buffalo Springfield ein, der auch den Titel zum ersten Album liefern sollte: Pickin' up the pieces.


Nach dem mit diesem Song bereits die Richtung vorgegeben worden war, wurden Poco bald ein wesentlicher und tonangebender Teil der neuen Country-Rock-Szene. Auf dem zweiten Album Poco stoß als weiteres Mitglied der spätere Eagle Timothy B. Schmit hinzu, während Messina die Band 1970 verließ. Auf dem dritten Album, dem live eingespielten Deliverin' (1971), erschien der folgende Titel, das sehr rockige C'mon:

Vom vierten Album From the inside (ebenfalls 1971) stammt dieser Song aus der Feder von Richie Furay: Just for me and you:

August 04, 2011

Tja...

"I tried anarchy for a time but there were just too many rules."

Kommentar von "former anarchist" auf Reason Hit & Run: 

August 03, 2011

Libertäre Presse

Seit gestern ist die neueste Ausgabe von ALLiance. a journal of theory & strategy im Internet erhältlich, und zwar in zwei Teilen:

7.1. mit dem Essay "Paths to liberation" von Anna Morgenstern (als .pdf hier) 

7.2. mit dem Essay "Dual paths: Tensions, complimentary concepts and finding an orientation toward liberty" von Darian Worden (als .pdf hier)

Eine besondere Empfehlung an alle linkslibertären Pfadfinder also.

August 02, 2011

Bitte melden Sie diesen Blogpost der örtlichen Polizei

 
Aus einer Newsletter der Metropolitan Police Westminster, gesehen bei Principia Dialectica.